Malevolent Creation
Interview mit Phil Fasciana zu "Doomsday X"

Interview

MALEVOLENT CREATION gehören zu den alten Schlachtschiffen der Death-Metal-Szene. Sie sind stets ein Garant für guten Todesblei und können auch mit ihrem mittlerweile zehnten Album „Doomsday X“ mehr als solide überzeugen. Anlässlich dieses Jubiläums hab ich mir Gitarrist und Gründungsmitglied Phil Fasciana geschnappt und ihm ein bisschen was zum neuen Album, den ständigen Line-Up-Wechseln und der langsam alternden Florida-Szene entlockt.

Malevolent Creation

Hi Phil, schön, dass ich endlich mal die Gelegenheit habe, dich ein wenig zu löchern. Es ist lange her, als das erste Album von MALEVOLENT CREATION in die Läden kam und ich es mir hungrig gekauft habe. Ohne jetzt extra nachzusehen glaube ich, dass „The Ten Commandments“ 1990 erschien. Eine beachtliche Zeitspanne, wenn man bedenkt, dass euer aktuelles Album „Doomsday X“ das mittlerweile zehnte Geschoss ist. Ich denke, du wirst (zu recht) sicherlich enorm stolz sein! Zum einen vermutlich aufgrund der erreichten Anzahl von eben zehn Alben und dann darauf, dass die Kampfmaschine MALEVOLENT CREATION immer noch existiert. Fühlt sich gut an, oder?

Auf jeden Fall, es fühlt sich verdammt gut, dass 10. Album in der Tasche zu haben!! Es ist mittlerweile 20 Jahre her, dass wir unser erstes Demo-Tape, damals 1987, aufgenommen haben. Kaum zu glauben, dass wir schon so lange dabei sind. Es war ein ganz schöner Höllenritt, mit allen Höhen und Tiefen, die man so erleben kann – und jetzt könnte es gar nicht besser sein.

„Doomsday X“ ist, wie sollte es anders sein, ein weiteres, nahtloses und absolut (im positiven Sinne) typisches MALEVOLENT-CREATION-Album geworden. Ohne euch selbst zu kopieren merkt man trotzdem sofort, wer hinter den Songs steckt. Ich würde MALEVOLENT CREATION vermutlich unter tausenden anderen Bands heraushören. Wie schafft man es, nach so vielen Jahren immer noch genug Energie für dieselbe Art Musik aufzubringen? Ich meine, sicherlich wird es immer wieder Leute geben, die euch vorwerfen, stets dasselbe zu machen, aber was soll’s… Ich sehe jedes weitere Alben eher als die nächste Verfeinerung eures Stils an. MALEVOLENT CREATION müssen einfach diese bestimmten Formeln benutzen, sonst wäre es nicht dieselbe Band. Dasselbe würde vermutlich für Truppen wie CANNNIBAL CORPSE oder BOLT THROWER gelten, die auch ohne ihre typische Art nicht mehr dieselben wären. Also, woher nehmt ihr, bzw. du als Mitglied von Anfang an die Energie her, dem Death Metal immer und immer wieder aufs Neue zu huldigen?

Wir versuchen auf jedem neuen Album, einfach wir selbst zu sein und das heftigste Album aller Zeiten einzuspielen. Keine Gimmicks, keine Spielereien, keine Maskerade – Einfach wir fünf Jungs, die so hart spielen, wie sie können! Wir lieben diesen Stil immer noch, deshalb bleiben wir ihm auch in unserer Musik treu. Nix wird vorgetäuscht, wir sind wir, und alles was du auf unseren Alben hören kannst, sind WIR. Keine Computertrickserei, kein Pro-Tools-Geschummele. Wenn wir unsere eigene Musik nicht spielen könnten, bräuchten wir auch in keiner Band mehr zu sein.

Wie eben schon angesprochen, erkennt man MALEVOLENT CREATION sofort an der Musik. Ich sprach von dieser bestimmten „Formel“, die ihr benutzt und an der man eure Alben erkennt. Fette Riffs, geniale Läufe, pfeilschnelle und nackenbrechende Blastbeats, aber auch tonnenschwere Midtempoparts. Die wichtigsten Punkte sehe ich aber in den brutalen Melodien und Beats, aber auch im aussagekräftigen Gesang, der viel Wiedererkennungswert besitzt. Worin siehst du eure „Formel“? Was macht ein MALEVOLENT-CREATION-Album für dich aus?

Wenn man so lange in dieser Besetzung zusammen Musik macht, entsteht alles ganz natürlich. Meine Bandkollegen sind mit meinem Stil sehr vertraut, deshalb macht es keinen Unterschied, ob wir gemeinsam neue Ideen ausarbeiten, oder sie selbst was schreiben. Wenn es um die Art und Weise der Musik geht, schwimmen wir sozusagen alle auf einer Wellenlänge. Und selbst nach dem Schreiben haben wir alle noch viele Ideen für die Arrangements der Songs und gehen sicher, dass am Ende auch jeder mit dem Resultat zufrieden ist. Unser Drummer Dave Culross zum Beispiel hat nach den Demoaufnahmen noch sehr viel an den Songs gefeilt, so dass sie sich nicht nur sehr verändert haben, sondern auch viel besser geworden sind! Er hat das wirklich drauf.

Ich kam eben auf den Gesang zu sprechen. Dass die Band in all den Jahren von etlichen Line-Up-Wechseln gebeutelt war, dürfte jeder wissen, der sich auch nur annähernd mit MALEVOLENT CREATION beschäftigt hat. Stichwort: Brett Hoffmann. Raus, rein, raus, rein, raus, rein… Eine Hassliebe oder wie soll ich das als Außenstehender werten?

Wir hatten über die Jahre unsere Probleme mit Brett, aber er scheint sich jetzt endlich gefangen zu haben und sein Leben in den Griff zu kriegen, so wie wir alle. Drogen und Alkohol waren zwei große Probleme für jeden in der Band, aber wir sind erwachsen geworden und haben begriffen, dass wir unsere Körper nicht einfach so zerstören können.
Als Bretts Ersatzmann Kyle Symons dann 2005 zum dritten Mal versuchte, eine Europa-Tournee zu streichen, hatten wir genug von ihm, und für mich war die einzige Möglichkeit, mit MALEVOLENT CREATION weiterzumachen, zu sehen, ob Brett dafür bereit war. Wir unterhielten uns eine Weile darüber, er kam hier nach Florida, probte mit der Band, wir absolvierten mit ihm die Europa-Tournee mit BOLT THROWER anfang 2006, und er machte seine Sache wirklich gut. Er schrieb dann die Texte für alle neuen Songs, die wir geschrieben hatten, und nahm mit uns das zehnte Album „Doomsday X“ auf – und es war einfach großartig.
Seitdem ging es von Februar bis April 2007 auf eine zweimonatige Tour durch Europa mit ROTTING CHRIST, sowie einige Festivalshows – und alles lief wieder wie früher in dieser Besetzung!

Ich gebe zu, dass, auch wenn ich die Stimme Kyle Symons mochte, Brett für mich immer DER Sänger MALEVOLENT CREATIONs war und ist. Seine Stimme gehört einfach zum Sound wie deine Riffs. Ich erinnere mich, vor vielen Jahren ein Interview mit dir gelesen zu haben, in dem du etwas Ähnliches gesagt hast. Müssen wir feste die Daumen drücken, dass er nun langfristig dabei bleibt?

Kyle hatte eine großartige Stimme für extremen Metal, aber Brett war der Originalsänger, mit ihm habe ich die Band gegründet, und seine Stimme ist einfach einzigartig für diese Musik. Er ist nicht nur ein einfacher Growler, sondern trägt viel Hass in seiner Stimme, außerdem kann man das meiste von dem, was er singt, auch verstehen!
Das ist nun das Ende der ständigen Besetzungswechsel. Ich, Brett und Jason haben diese Band aus der Taufe gehoben, und nur wir werden sie auch zu Grabe tragen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Noch mehr Wechsel vertrage ich einfach nicht.

Auch Basser Jason Blachowicz und Gitarrist John Rubin sind wieder mit an Bord. Ich habe angesichts der vielen personellen Veränderungen in all der Zeit fast den Eindruck, dass MALEVOLENT CREATION eher eine große Familie ist, die sich alle paar Jahre wieder austauscht, je nachdem wer gerade fähig ist, der Band kreativ etwas beizusteuern. Zumindest finden sich nach neueren Line-Up-Wechseln stets altbekannte Gesichter in euren Reihen wieder. Aus alt mach neu? Da weiß man, was man hat?

Definitiv! Jon war von 1988 bis 1996 in der Band und gönnte sich dann eine längere Auszeit, in der wir aber stets gute Freunde blieben. Und als die Zeit reif war, um ihn zurück in die Band zu holen, war er bereit. Das gleiche auch bei Jason. Er war seit 1997 nicht mehr in der Band und gründete DIVINE EMPIRE, aber nachdem er sich jahrelang damit herumgeschlagen hatte, war es Zeit „nach Hause“ zu MALEVOLENT CREATION zu kommen. Dave Culross ist seit 1995 bei uns und ist der ultimative M.C.-Drummer; Brett ist am Mikro zurück, und auf eine seltsame Art und Weise sind wir wieder eine Familie! Mit dieser Mannschaft läuft es einfach am Besten. Wir haben über all die Jahre viel dazugelernt.

Wie hast du im speziellen eigentlich diese ganzen Wechsel erlebt? Du hast immer an der Band festgehalten, hast Leute kommen und gehen sehen, manchmal auch doppelt… ist es nicht komisch und auch ein wenig nervig, immer wieder aufs Neue jemand für die Band antrainieren zu müssen? Du als Gitarrist musst dich auf neue Typen mit eigenem Stil einstellen, sowohl auch andersrum. Ist das vielleicht der Grund für die häufigen Wechsel? Weil es so schwierig ist, den dauerhaften gemeinsamen Nenner zu finden?

Nun, für mich war es eigentlich gar nicht so schwer. Ich habe in dieser Band nur mit zwei Gitarristen gearbeitet: Jon Rubin und Rob Barrett. Die zwei sind scheinbar auch die einzigen Gitarristen, mit denen ich auch wirklich arbeiten kann. Wir sind schon seit langem sehr gute Freunde, und haben tiefen Respekt voreinander. Das einzige, was mir ziemlich gegen den Strich ging, war mit Sessiondrummern zu arbeiten, wenn Dave wegen Familie und Arbeitsverpflichtungen ein paar Touren aussitzen mußte. Ich kann nur mit Dave arbeiten und mich dabei wohlfühlen. Ich habe mit einigen wirklich großartigen Schlagzeugern gespielt, aber am sichersten fühle ich mich halt, wenn Dave am Kit sitzt und uns in die Schlacht führt. Dieser Kerl ist eine Maschine!!

Leider muss ich an dieser Stelle ein wenig unangenehm werden. Nochmal kurz zu Jason Blachowicz. Du erahnst sicher, worauf ich hinaus will. Sein Abgang damals war nicht gerade sauber. Neben Zwistigkeiten unter euch soll Jason auch einige unschöne, rassistische Bemerkungen abgelassen haben, die ihm ebenfalls während seiner Arbeit mit DIVINE EMPIRE nicht viele Freunde einbrachten, egal wie musikalisch gut die Alben auch waren…

Das ist eine Altlast der Geschichte… Das war 1995 und eigentlich keine große Sache, abgesehen von der Blödheit, was ihn dabei betrifft. Du müßtest die ganze Geschichte kennen, die Jason sehr nahe geht, weshalb ich darüber auch nicht weiter sprechen möchte, da es ihn sehr verletzt. Wir haben das bereits vor langer Zeit hinter uns gelassen, und denken auch nicht, dass es dazu noch etwas zu sagen gibt.

Zurück zu „Doomsday X“. Album Nummer Zehn ist wieder einmal ein amtlicher Hammer geworden. Fangen wir beim Cover an. Es gibt klar an, was der Hörer zu erwarten hat. Zerstörung, gnadenlose Power und viel Tod. Was gibt es zum Artwork zu sagen und wer ist dafür verantwortlich?

Der Name des Künstlers ist Darrin Wehser, ein Freund von Jason, außerdem griff uns Mircea Gabriel Eftemie von MNEMIC beim fertigen Produkt unter die Arme. Es war verdammt schwer, einen geeigneten Mann für das Artwork zu finden, und nach sechs Monaten fand sich dann endlich Darrin, der genau wußte, was wir wollten! Es sollte unserem ersten Album „The Ten Commandments“ ähnlich sehen, aber wir konnten diese Idee keinem der Künstler nahebringen. Wir wollten auf jeden Fall etwas Endzeitliches und dies ist nun das Beste, was wir erreichen konnten. Ich bin sehr glücklich damit – es ist definitiv MALEVOLENT!

Wer hat euch den Sound zurecht gedreht? Das letzte Album ist gute drei Jahre her, es gab in der Zwischenzeit also genügend Zeit, auszuloten, was gut ist, was nicht und wie ihr es überhaupt haben wollt. Bist du rundum zufrieden?

Wir sind glücklich, auch wenn wir uns gern etwas mehr Zeit damit gelassen hätten, aber unser knappes finanzielles Budget gebot uns zügiges Vorankommen. Wir waren in den Mercury Recording Studios in South Florida, wo ich auch wohne. Die gehören einem Freund von uns, und wir haben dort mit Gus Rios, ebenfalls ein Freund, zusammengearbeitet, der uns zusammen mit Matt Laplant beim Mix zur Seite stand. Matt arbeitet schon eine Weile mit Colin Richardson und ist ein großer MALEVOLENT CREATION Fan. Während wir in Europa auf Tour waren, ließen wir ihn den Mix machen. Ich wünschte, wir hätten dabei sein können, denn es gibt da so ein paar Dinge, die wir gern anders gehabt hätten, was sich nun aber leider nicht mehr ändern lässt. Es hätte natürlich in einem Desaster enden können, aber meiner Ansicht nach ist es richtig schön brutal geworden!

Da fällt mir gerade ein. Ihr habt zu Beginn euerer Karriere mit Scott Burns gearbeitet. Was macht der Bursche heute, weißt du das? Hättest du Bock, nochmal mit ihm zu arbeiten? Ich meine, das wäre doch mal was, der guten alten Zeiten wegen, oder nicht?

Mit Scott Burns zu arbeiten war großartig. Er war ein absoluter Perfektionist und hat aus uns das Beste herausgeholt, wenn wir mit ihm aufgenommen haben. Unglücklicherweise hat er sich aus dem Musikgeschäft verabschiedet, was wirklich bedauernswert ist. Ich würde gern wissen, ob es möglich ist, ihn eines Tages aus dem „Ruhestand“ zu holen und noch einmal mit ihm aufzunehmen! Das wäre wirklich cool für uns!

Erkläre den Leuten, die MALEVOLENT CREATION nicht kennen, warum sie „Doomsday X“ wegpusten wird. Wie ist die Essenz der Scheibe zu umschreiben? Gibt es Besonderheiten, die es zu beachten gilt, während man sich zuballern lässt?

Das Album beherbergt viele unterschiedliche Elemente, und schielt nicht nur in die Grind und Noise Richtung. Man hört viele klassische Metal-Strukturen und sehr dynamische Gitarren, ebenso das Schlagzeug. Ich glaube, die Musik auf diesem Album ist sehr vielschichtig und hat ein bißchen von Allem in sich. Ich bin mir sicher, dass hier für jeden Metalhead etwas dabei ist! Diesmal haben wir wirklich viel miteinander vermischt, nicht einfach nur ein und denselben Song immer wieder.

Hast du eigentlich einen Favoriten unter den Songs auf „Doomsday X“? Wenn ja, was liegt dir an dem Stück besonders?

Das Album ist für uns alle noch sehr neu und bis dato haben wir nur einen einzigen der neuen Songs live gespielt: „Deliver My Enemy“. Wir müssen erst die anderen Songs live spielen, um zu wissen, was live funktioniert und was nicht. Ich bin mit jedem Song glücklich. Fünf habe ich geschrieben, fünf gehen aufs Konto von Jon und von Jason kommen zwei, also jede Menge Input aller Bandmitglieder, was die ganze Sache umso spannender macht.
Wir werden versuchen, das ganze Album live zu spielen, wenn wir demnächst auf Tour gehen. Ich mag echt jeden einzelnen Song, aber wenn ich mir einen heraussuchen soll, den ich gern spielen würde, dann wäre das „Culture of Doubt“, weil er eine Menge der traditionellen MALEVOLENT CREATION Brutalität in sich trägt!

Hast du eigentlich einen Alltime-Fave-Track von MALEVOLENT CREATION?

Nicht wirklich. Für die bevorstehenden Touren wollen wir dieses Mal eine Menge Songs einstudieren, die wir noch nie live gespielt haben. Mittlerweile kommen wir auf über 120 Songs, haben viele davon live gespielt, und manche kann ich einfach nicht mehr hören. Aber ich find’s toll, das wir seit langem wieder den Song „Malevolent Creation“ in unserem Set haben. Als Brett vor zwei Jahren zur Band zurückkam, nahmen wir den Song wieder in unser Programm, weil seine Stimme zu alter Stärke zurückgefunden hat und er all die langen Schreie in diesem Stück wieder draufhat! Es ist ein Oldie, aber ein guter und außerdem der erste Song, den wir beide damals als MALEVOLENT CREATION geschrieben haben, als wir gerade mal 16 Jahre alt waren. Ich schätze, dass ist es, was diesen Song auszeichnet: Er bringt eine ganze Menge alter Erinnerungen wieder hervor.

Welches Stück spielst du persönlich live am liebsten und warum?

„Coronation Of Our Domain“ ist immer eine coole Nummer für uns und unsere Fans. Es ist eine Art Midtempo-Song, der dem Publikum die Chance zum Durchatmen lässt und einen richtig schweren Groove hat. Kommt live unheimlich gut, deshalb spielen wir ihn auch so gerne!

Apropos live. Ihr kommt doch hoffentlich auch nach Deutschland um „Doomsday X“ zu supporten? Sind Gigs oder sogar eine Tour geplant?

Ja, wir schauen, dass wir für dieses Album überall touren können. Wir werden uns die nächsten zwei Jahre freihalten, um dieses Album zu promoten, so wie wir es bei den früheren Alben auch getan haben. Unsere Besetzung funktioniert so gut, dass wir soviele Leute wie möglich erreichen wollen, bevor es dafür zu spät ist. An diesem Punkt unserer Karriere könnte alles mögliche passieren. Ich bin mir sicher, dass wir in Deutschland viele Auftritte haben werden – Deutschland war immer gut zu uns, und zum Metal überhaupt! Deutschland ist definitiv DAS Metal-Land in Europa, und wenn wir mal in Europa unterwegs waren, dann auf jeden Fall auch in Deutschland. Es gibt dort einfach viele tolle Bands und Leute!

Ich möchte noch einen kleinen Rückblick wagen. Zunächst mal einen Schwenk zum 93er Album „Stillborn“. Auch wenn ich ihn nicht so schlimm finde wie manch anderer, ist der Sound etwas verunglückt. Es gibt seit einiger Zeit Gerüchte, dass ihr das gesamte Album nochmal neu einspielen und veröffentlichen wollt…

Das ist etwas, was wir jetzt schon seit fünf Jahren vor haben, aber leider fehlt uns einfach die Kohle dafür. Wir wollten es professioneller aufnehmen, mit besserer Produktion und besserem, schnellerem Drumming! Geplant war das ganze mal als Bonusbeilage zu einem unserer Alben, weil darauf eine Menge geiler Songs sind, und die wollten wir eben so aufnehmen, wie wir sie heutzutage live spielen. Der komplette Aufnahmeprozess für dieses Album damals war ein einziger Alptraum, und es ist dieses eine Ding in der Band, was ich gerne nochmal neu machen würde! Wir werden nicht drum herum kommen, das aus eigener Tasche zu bezahlen, aber ich will es unbedingt machen, weil ich einfach gespannt bin, wieviel besser die Songs heutzutage, mit besserem Equipment, klingen würden. Es ist echt hart für mich, dieses Album anzuhören, ohne auszuflippen. Naja, eines Tages…!!

„Eternal“. Ein Album voller wahnwitziger Nähmaschinen-Drums. Dave Culross stieß dazu (der übrigens auch zwischenzeitlich aus der Band wieder raus war). Ihr habt mit ihm damals einen fantastischen Fang gemacht. Er spielt wirklich wahnsinnig gut und vor allem recht sauber und schnell. Ist er mehr „Malevolent Creation“ als damals Alex Marquez, dem viele komischerweise immer noch hinterher heulen? Technisch ist Culross auf jeden Fall weitaus geschickter, wie ich finde…

Na das unterschreib ich dir auch, Dave hat’s echt besser drauf. Als er zu uns gestoßen ist, konnten wir die Songs endlich so spielen, wie wir sie sonst nur in unseren Köpfen hören konnten. Er hat einen großen Anteil an dem, was den Sound von MALEVOLENT CREATION ausmacht, und zwar seitdem er bei uns ist. Alex Marquez war ein guter Schlagzeuger in den Jahren 1991-1992, aber danach hat er das Interesse daran verloren, so extrem zu spielen – bloß wir eben nicht! Er war ein absoluter Killer auf dem „Retribution“-Album, aber das war eben 1992! Wir mussten schneller und intensiver werden, und nach seiner Leistung auf unserem dritten Album „Stillborn“ wussten wir, dass wir einen Ersatz finden mussten, wenn wir uns verbessern und die Musik so spielen wollten, wie wir es vor hatten.

Jason Blachowicz am Mikro von „In Cold Blood“. Lasst ihr ihn wieder ran, falls es sich Brett doch wieder überlegt? Das Album klang ziemlich brutal…

Nein, Jason hat absolut keinen Bock mehr aufs Mikro, ehrlich! Ihm liegt heute mehr daran, am Bass und beim Songwriting so gut wie nur möglich zu werden. Wie ich schon vorhin sagte: Es gibt keine Änderungen mehr beim Sänger! Wenn doch, werde ich nicht mehr in der Band sein, um das zu erleben. Sollte es jemals wieder dazu kommen, löse ich die Band auf!

…unter anderem auch aufgrund des tierischen Gerappels von Derek Roddy an den Kesseln. Dieser Typ scheint allerdings ein Wandervogel sondergleichen zu sein. MALEVOLENT CREATION, NILE, DIVINE EMPIRE, HATE ETERNAL, etc…. Was ist denn mit dem los?

Nicht mehr so viel, wie früher, heute kann er wieder ruhiger schlafen. Wir haben immer noch regelmäßigen Kontakt, weil er gleich um die Ecke wohnt. Er gibt vor allem viel Schlagzeugunterricht und macht auch Reha-Trainings und sowas. Ich glaube, er hat genug vom Metal Lifestyle, spielt jetzt zwar immer noch sehr häufig, ist aber nicht mehr so oft mit Bands auf Touren unterwegs. Vor kurzem hat der das Schlagzeug auf dem neuen Album von TODAY IS THE DAY eingespielt, und soweit ich mich erinnere, wollte er auch mit ihnen auf Tour gehen. Wir unterhalten uns oft darüber, mal wieder zusammen zu jammen, einfach nur so ein paar Songs zu schreiben und sehen, was dabei rauskommt. Mal abgesehen davon, eine unmenschliche Drummachine zu sein, ist Derek nämlich auch ein begabter Gitarrist und Songschreiber. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt!

Rob Barret wechselte nach „Warkult“ zu CANNIBAL CORPSE. War das ein schwerer Verlust? Die Alben mit ihm an deiner Seite waren verdammt cool…

Nicht wirklich – es hat in den sieben Jahren mit ihm viel Spaß gemacht, mit ihm zu zocken, aber zum Ende hin hatten wir Probleme und brauchten einen verläßlicheren Gitarristen. Rob ersetzte Jon 1997 und war die einzige Person, die ich mir bei MALEVOLENT CREATION als Gitarrist vorstellen konnte, und nun bin ich froh, Jon wieder dabei zu haben, weil er ein großartiger Gitarrist ist und es nichts gibt, worüber wir uns Sorgen machen müssten! Rob und ich sind immer noch gute Freunde, auch wenn er jetzt vier Stunden von hier in Tampa wohnt. Dort ist er bei CANNIBAL CORPSE, die auch ständig beschäftigt sind – und genau das wollte er ja auch. Ich weiß, dass Rob vor allem die schnelle Gangart bevorzugt, und wir werden auf dem dritten HATE PLOW Album zusammenarbeiten – also wieder genug Zeit haben, um zusammen zu jammen und ein paar extreme schnelle Songs zusammen zu trümmern!

Wie steht es um die Florida-Szene heute? Die Bands schießen nicht mehr wie Pilze aus dem Boden, was vermutlich auch daran liegen mag, dass im Death Metal musikalisch kaum noch unbefleckter Boden zu betreten ist. Gibt es Kontakt unter den Bands oder hat sich das mittlerweile zerlaufen?

Ich bin immer noch mit allen Bands befreundet, die diese Szene geschaffen haben. Ich finde es toll, dass wir, DEICIDE, CANNIBAL CORPSE, OBITUARY und MORBID ANGEL, all die alten Bands, immer noch ganz vorne dabei sind und immer noch geile Musik rausbringen. Leider weiß ich nicht sehr viel über die neueren Bands, aber es gibt unter ihnen eine paar vielversprechende Acts und die Szene ist so stark wie eh und je. Sie ist in den Jahren zwischen 1996 und 2002 ein bißchen unter die Räder geraten, aber der Metal erfreut sich dieser Tage wieder bester Gesundheit, nicht nur in Florida, sondern generell in den Staaten. Hoffentlich hat dieser ganze Emo- und Metalcore-Scheiß bald ein Ende – die Leute sollen endlich lernen, anständig mit ihren Instrumenten umzugehen! Ich kann diesen klaren, melodischen Gesang im extremen Metal immer noch nicht ausstehen – das hört sich für mich einfach nur schwul an! Ich mag meinen Metal BRUTAL – vom Anfang bis zum Ende!

Wie dem auch sei, MALEVOLENT CREATION leben und ich hoffe, ihr schafft noch zehn weitere, großartige Alben! Meinst du, das kriegt ihr hin, oder könnte das Altersschwierigkeiten geben? 😉

Zehn weitere Alben, das ist ne ganz schöne Menge. Es ist möglich, aber dann bliebe uns wohl kaum noch Zeit um auf Tour zu gehen! Wir werden sehen, was uns die Zukunft bringt, aber zehn weitere Alben hört sich ganz schön verrückt an! Ich bin jedenfalls dabei!

Ich danke dir für das bereitwillige Beantworten meiner Fragen. „Doomsday X“ knackt Schädel und ist das Geld auf jeden Fall wert! Viel Glück für euch weiterhin und ich hoffe, wir sprechen uns wieder. Cheers Phil!

Ich danke dir für’s Interview und deinen Support! So schnell werden wir nicht von der Bühne verschwinden, ihr werdet also noch einiges von uns zu hören bekommen! Keep on Killing!!!

Galerie mit 11 Bildern: Malevolent Creation - Party.San Metal Open Air 2022
24.08.2007

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