Scar Symmetry
Interview mit Drummer Henrik Ohlsson

Interview

Scar Symmetry

Am 15. April erscheint das neue SCAR SYMMETRY-Album “The Unseen Empire”, das nicht nur bei uns in der Redaktion auf Begeisterung stößt, auch viele Kollegen sind der Meinung, dass die Band mit ihrem neuen Werk und nach dem etwas durchwachsenen Vorgänger wieder in die Spur finden wird. Drummer Henrik Ohlsson meldet sich an einem dösigen Montagmorgen bestens gelaunt und mit viel Lächeln in der Stimme zum Interview.

Guten Morgen Henrik, wie geht es dir?

Mir geht es bestens. Ich freue mich sehr, dass es endlich wärmer wird, der letzte Winter war sehr hart in Schweden und wir hatten sehr viel Schnee, heute scheint die Sonne und der Frühling meldet sich, etwas Schöneres gibt es ja kaum.

Von einem harten Winter können auch wir in Deutschland mittlerweile ein Lied singen. Heute möchten wir aber ein wenig über euer neues Album sprechen. Hast du bereits Reaktionen erhalten, und wenn ja, wie sind die ausgefallen?

Ja, habe ich. Ich habe den Eindruck, dass den Leuten die neue Scheibe viel besser gefällt als die letzte.

So sehe ich das auch. Ich habe insbesondere das Gefühl, dass eure beiden neuen Sänger sich viel besser in den Sound integriert haben, als das noch bei “Dark Matter Dimensions” der Fall war. Was habt Ihr denn diesbezüglich diesmal anders gemacht?

Wir sind eine dieser Bands, die nicht wirklich vorsätzlich etwas plant. Wir haben aber natürlich über das letzte Album gesprochen, und immer wenn man als Musiker etwas Neues macht, ist das eine Art Reaktion auf das Vorhergehende. “Dark Matter Dimensions” war ein ziemlich hartes Album, diesmal sind wir ähnlich vorgegangen wie bei unseren ersten drei Scheiben. Und wir fühlten uns viel sicherer, denn bei “Dark Matter…” waren wir in einer völlig neuen Situation und mussten uns erst wieder in die Arbeit hineinfinden. Das war diesmal anders.

Musstet ihr die Arrangements der alten Songs an die beiden neuen Sänger anpassen, um sie live spielen zu können?

Eigentlich ist das sogar einfacher geworden. Christian war eben alleine und nun haben wir zwei, und ich glaube, er selbst wäre der Erste, der das zugibt. Unsere Songs hätten glaube ich von keinem Sänger der Welt auf den langen Tourneen auf Dauer fehlerfrei und ohne Abstriche umgesetzt werden können.
Es ist nun viel einfacher, zwischen den verschiedenen Gesangsstilen zu wechseln, was uns natürlich auch kompositorisch viel mehr Freiheiten gibt. Das hört man auch auf dem neuen Album. Wir können die Gesänge einfach so einsetzen, wie wir möchten und müssen kaum nachdenken. Das hat also schon einige wirklich wichtige Vorteile.

Und das ohne im Studio zu beschummeln.

Genau, auch das (lacht).

Die Produktion von “The Unseen Empire” finde ich im Übrigen sehr interessant. Der Sound ist einserseits sehr modern und technisch, klingt andererseits aber nicht übermäßig nach Computer wie oftmals bei der Konkurrenz. Gibt es da eine bestimmte Formel, mit der Ihr das hinbekommt?

Die Schlagzeugspuren der letzten beiden Alben haben wir zum Beispiel im berühmten Abyss-Studio aufgenommen. Der Raum ist riesig, deswegen können wir die Sache ganz anders angehen. Wir haben dort viele Raum-Mikros, deshalb klingt alles organischer. Man kann den Drummer direkt spielen hören, ohne dass alles getriggert ist. Das spielt sicher eine sehr große Rolle. Wir haben aber auch das ganze zeitgemäße Zeugs wie Pro-Tools und so weiter verwendet. Durch diese Vermischung erhält man diesen meiner Meinung nach sehr zu unseren Songs passenden Sound.

So weit ich weiß, schreibst du ja alle Texte. Ich habe gelesen, dass es sich bei “The Unseen Empire” um ein Konzeptalbum handelt. Kannst du mir etwas über den Inhalt der Texte sagen?

Es geht mal wieder um die Neue Weltordnung, die Illuminati und dieses kranke Zeugs (lacht). Die Songs sind um diese Themen aufgebaut und beleuchten sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Eine außerirdische Rasse regiert die Welt, aber keiner bekommt es mit, daher der Titel, ihr Reich bleibt unentdeckt. Der Menschheit wird der Eindruck vermittelt, dass andere Leute das Sagen haben, aber diese Rasse sitzt stets im Hintergrund und leitet sämtliche Geschicke.

Es gibt also durchaus Bezüge zur Realität, zu Politik und Wirtschaftsleben…

Genau. Das Ganze wird natürlich sehr Übertrieben dargestellt, um es unterhaltsamer zu machen. Politik ist ja nicht wirklich unterhaltsam (lacht).
Eine wirkliche Geschichte gibt es aber nicht. Die Songs behandeln zwar ähnliche Themen, stehen aber auch sehr individuell für sich selbst, was auch damit zu tun hat, dass die Songreihenfolge so ziemlich das Letzte ist, was bei uns festgelegt wird.

Ich denke, dass SCAR SYMMETRY eine der wichtigsten Bands, dieses Heavy-Melodic-Stils ist. Manche nennen es Melodic Death, was ich immer etwas verwirrend finde, aber ihr bekommt nie die Aufmerksamkeit, wie ähnlich klingende Bands aus Nordamerika, durchaus ja ein Schicksal, das ihr mit ähnlich gelagerten europäischen Bands teilt. Stört euch das manchmal?

Nicht wirklich. Positive Reviews und Anerkennung sind im Grunde nur ein Bonus zu dem Spaß, den wir mit unserer Musik haben. Das ist für uns das Wichtigste. Die Albumproduktionen und die Live-Auftritte machen in erster Linie Spaß. Natürlich motiviert es uns, wenn die Fans unsere Musik mögen. Wir planen aber nicht, damit reich zu werden. Uns geht es um die Freude an der Sache.

Obwohl es ja in Schweden gemessen an der Einwohnerzahl sehr viele auch international erfolgreiche Bands und Künstler gibt.

Stimmt, wobei ich nicht weiß, woran das liegt. Aber Schweden ist eine sehr große Musiknation. Wir ziehen ja auch einen großen Teil unserer Inspiration von der Popmusik, und auch da sind wir ja sehr gut besetzt. Unser Herz hängt natürlich am Metal und klar ist das die Szene, in der wir uns zu Hause fühlen, aber wir sind auch offen für viele andere Einflüsse.

Dann nehme ich an, dass euch auch die Kritik viele Death Metaller nicht groß juckt, die euch vorwerfen, eure Melodien seien zu kitschig oder zu eingängig.

Diese Unkenrufe hören wir, seit wir exisitieren. Wir wollen aber gar nicht die brutalste Band der Welt sein. So sehr wir CANNIBAL CORPSE oder MORBID ANGEL auch lieben, ich denke wir haben mit unserem Stil etwas Eigenes geschaffen, und das ist es, worauf es uns ankommt.

Findet ihr es einfach, Musik zu kreieren, wie ihr es tut, oder stellt ihr manchmal fest, dass das schon ziemlich harte Arbeit ist bei der Vielzahl an Einflüssen?

Für uns fühlt sich das sehr natürlich an. Wir haben ja nie etwas erzwungen, sondern immer das gemacht, worauf wir Lust hatten. Wir mögen natürlich Metal, aber auch klassischen Rock ’n‘ Roll und manche Pop-Sachen, für uns ist es das Natürlichste der Welt einfach alles unter einen Hut zu bringen. Wir können einfach jede Idee verarbeiten, und müssen uns dafür nicht rechtfertigen. Das ist schon eine sehr angenehme Situation.
Diesmal haben wir viele verschiedene Arten von Songs. Den Opener mag ich sehr, der ist sehr simpel, vielleicht der simpelste, den wir je gemacht haben. Aber auch “Illumianted Dream Sequence” ist sehr stark, da passiert eine ganze Menge. Diese Freiheit zu haben ist sehr viel Wert.

Wann kann man euch denn wieder live in Deutschland sehen?

Wir spielen dieses Jahr beim Metal Fest. Ein paar andere Festivals noch. Im Herbst ist eine Tour geplant, vielleicht mit PAIN, aber das ist noch nicht sicher,
Wir würden zwar gerne mit einer der alten Metal-Bands aus den 80ern spielen, mit IRON MAIDEN zum Beispiel, aber das ist dann doch eher unrealistisch (lacht). Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

Möchtest du die Gelegenheit nutzen, unseren Lesern noch etwas mitzuteilen?

Wir freuen uns sehr über den Support der deutschen Fans. Ihr seid eine fantastische Metal-Nation und habt uns von Anfang an am allermeisten unterstützt. Dafür möchten wir uns bedanken, und wir hoffen, dass euch das neue Album gefällt.

Henrik, vielen Dank für das Interview.

Galerie mit 17 Bildern: Scar Symmetry - Rockharz 2022
02.04.2011

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