Sons Of Crom
Alles lief besser als erwartet! - Interview mit den SONS OF CROM Janne Posti und Iiro Sarkkiquasi zu "Riddle Of Steel"

Interview

Sons Of Crom

Mit „Riddle Of Steel“ hat das schwedisch/finnische Duo SONS OF CROM einen epischen Black Doom-Brocken in die Welt gesetzt, ganz im Stile hymnischer BATHORY, verspielter ENSLAVED und monumentaler MOONSORROW. Ein erfrischender Cocktail, der entsprechend positive Reaktionen auslöste, wie die Review belegt. Natürlich mussten wir anschließend den beiden Protagonisten Janne Posti und Iiro Sarkkiquasi  einmal ausführlich auf den Zahn fühlen. Also:

SONS OF CROM über die Macht der Chöre, eine BATHORY-Welttournee und ungewöhnliche Einflüsse.

Herzlichen Glückwunsch zu eurem tollen Debüt! Als Erstes die unvermeidliche Frage: Wie zufrieden seid ihr mit eurer ersten Platte?

Janne: Wir sind sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Wir haben genau das erreicht, was wir wollten, nämlich eine aufrichtige und ehrliche, epische Metalgeschichte zu kreieren – gefüllt mit unserem Wesen und den philosophischen Inhalten, die über den bloßen musikalischen und lyrischen Inhalt hinaus gehen. Wir schätzen uns außerdem ziemlich glücklich, dass wir mit dem großartigen Label Debemur Morti Productions zusammenarbeiten können, die bekannt sind für ihr hochwertigen Veröffentlichungen und ihr exklusives Programm. Ich muss aber auch das Coverartwork erwähnen: ein absolutes Meisterwerk von Helgorth von Babalon Graphics.

Ein Finne und ein Schwede treffen sich und entscheiden gemeinsam Musik zu machen: Wie kommt das? Wie habt ihr euch getroffen und wann wurde die Idee, zusammen zu musizieren, geboren?

Iiro: Wir haben uns mutmaßlich das erste Mal auf einer Art Familienzusammenkunft getroffen, da wir Cousins sind – es war wohl, als ich getauft wurde, quasi „Baptized In Fire And Ice“. Wir sind eigentlich beide Finnen, Janne lebt nur in Schweden. Wir machen seit Ewigkeiten zusammen Musik, in verschiedenen Genres (überwiegend Black- und Death Metal), aber diesmal hatte es einen anderen Unterton. Und wie ihr euch denken könnt: Diesmal passte alles perfekt zusammen, so als hätten wir letztlich ein Ziel erreicht, etwas, worauf wir lange hingearbeitet haben. Also, selbst wenn SONS OF CROMs Musik frisch und neu ist, die Band gab es eigentlich schon lange.

Habt ihr in der Vergangenheit bereits Erfahrungen in anderen musikalischen Projekten oder Bands gesammelt?

Janne: Sicher, ich habe in mehr Bands und Projekten gespielt als ich mich erinnern will, in allen möglichen Genres – Death Metal, Folk/Pop, Jazz, Klassik – such´ dir was aus. Aber derzeit spiele ich, neben SONS OF CROM, noch Gitarre bei CHAOSSWORN, wir spielen melodischen Death-/ Black Metal im Stile von DISSECTION, UNANIMATED und NECROPHOBIC. Ich singe zudem den zweiten Bass in dem angesehnen Chor Erik Westbergs Vokalensemble. Ich hatte immer eine Menge Projekte am Laufen, aber ich würde euch zu Tode langweilen, das alles anzuhören, also lassen wir es dabei…

Iiro: Also ich hatte meine erste Band in der Oberstufe als Teenager, aber das ist sicherlich nicht, was du meinst (lacht). Ich schreibe Songs und Texte, seit meiner Jugend aber ich hatte nie eine besondere Zielrichtung. Mein Schreibtisch ist voll von musikalischem Material. Überwiegend hatte ich Black Metal Soloprojekte, wovon HEXRVON das einzige erwähnenswerte ist, da ich unter diesem Titel tatsächlich etwas veröffentlicht habe.

Die Reaktionen auf eure erste EP „Victory“ waren ziemlich enthusiastisch, so wie ich es wahrgenommen habe. Hattet ihr ein solch positives Feedback ewartet?

Iiro: Also alles was ich dazu sagen kann ist, dass wir zu einhundert Prozent hinter „Victory“ standen. Die Songs haben sich quasi von selbst geschrieben und wir waren wirklich aufgeregt während des Schreibens und den Aufnahmen. Als wir fertig waren, waren wir mit dem Erreichten wirklich zufrieden – aber ob wir diese positive Resonanz erwartet haben? Ich glaube, wir wussten, dass wir wirklich etwas Besonderes hatten, ABER (Finnisch, wie wir sind) neigen wir dazu eher sehr realistisch mit unseren Erwartungen umzugehen, so dass wir nur das Beste hoffen konnten. Alles lief besser als erwartet!

Ihr habt einen recht eigenständigen und bemerkenswerten Sound erschaffen, der keine bloße BATHORY-Kopie ist – insbesondere durch 1990er Black Metal, klassischen Doom und etwas NWOBHM. Was sind denn eure direkten musikalischen Einflüsse und wie würdet ihr selbst euren Stil beschreiben?

Janne: Erstmal Danke! Es ist sicherlich nicht einfach unseren Stil zu beschreiben, aber ich glaube Epic Metal passt so gut wie vieles andere. Unsere Vision ist es große Gemälde für Geist, Herz und Seele zu malen, auf einer akustischen Leinwand, voll von starken Gefühlen und in epischem Ausmaß. Welches musikalische Werkzeug wir auch immer dafür brauchen wird eingesetzt, stilistische Grenzen lehnen wir ab. Unsere Einflüsse sind sehr breit, ich höre verschiedenste Arten von Musik von Rachmaninoff über Aretha Franklin zu PINK FLOYD und ANAAL NATHRAKH. Teile und Bruchstücke von allem was ich aufnehme kann in der Musik von SONS OF CROM enden, besonders im Sinne der Komposition und des Arrangements – wir sind nicht daran interessiert an ein bestimmtes Genre gebunden zu werden. Das Ergebnis rechtfertigt Mittel. Ein Beispiel: Die Atmosphäre für die Piano-Improvisation in der ersten Hälfte von „Seven Spells (The Riddle Of Steel)“ist inspiriert von dem  Esbjörn Svensson Trio (einflussreiches schwedisches Jazz-Trio; Anm. d. Red.) auch wenn es sich gar nicht so anhört. Oder nimm den Chorus in „Master Of Shadows“, welcher schwer von URIAH HEEP und DEEP PURPLE beeinflusst wurde – hör´ dir nur die Basslinie und die Hammond-Orgel an. Viele Leute erwähnen BATHORY und natürlich schulden wir Teile unseres Sounds dem Gründungsvater des Genres, zu dem wir überwiegend gehören, aber da findet sich noch so viel anderer Kram, den wir vielleicht auch nur selbst hören. Da findet sich ein bisschen OPETH, etwas METALLICA, ULVER, KHACHATURIAN, PACO DE LUCÍA, MARDUK, KRUX….

Wo wir gerade über Einfluss reden: Ihr habt auch einen starken cineastischen und soundtrackartigen Einfluss in euren Songs. Stimmt das und welche Art von Filmen und Künstlern haben den Weg in eure Musik gefunden?

Iiro: Wir sind beide riesige (und ich meine RIESIGE!) Filmenthusiasten, sodass es keine Überraschung für mich ist, wenn unsere Musik diesen Anschein erweckt. Filmsoundtracks schwingen in unserem Unterbewusstsein auf so vielen Ebenen, da sie auch visuell präsent sind. Der Soundtrack ist ein gewaltiger Faktor in einem Film, da er andere emotionale Reaktionen hervorruft. Leider bleiben die Komponisten oft unbekannt, ein paar Favoriten von mir sind Brad Fiedel von Terminator, Basil Poledouris aus den original (und einzigen!) Conan-Filmen, Ennio Morricone für seine wunderbaren Westernsoundtracks und ebenso Howard Shore und Trevor Rabin.

Woher habt ihr die Erzählparts entnommen, zum Beispiel in „Victory“ und „Golden Gates“?

Janne: Ich nehme diese Frage als großes Kompliment, danke! Ich selbst habe die Stellen gesprochen, und die Passagen wurden von Iiro und mir verfasst. Insgesamt waren diese Passagen sogar noch schwieriger als die Gesangsparts, da du keine Hilfe von Harmonien oder so bekommst, du musst das Timing und die Betonung richtig hinkriegen, ebenso die Stimmlage und die Betonung und am aller Wichtigsten: Du musst du die Gefühlslage treffen, die der Song wiedergibt und die zur Atmosphäre passt. Diese Erzählparts (es finden sich auch welche in „Master Of Shadows“ und „Call Of The Black Mountain“) halten die Geschichte zusammen und gehören zu zwei verschiedenen Charakteren, dem Protagonisten der Geschichte und dem Erzähler.

Ihr habt eine große stimmliche Bandbreite auf „Riddle Of Steel“. Habt ihr eine ausgebildete Stimme und übernehmt ihr selbst die choralen Passagen?

Janne: Ja, die Machen wir selbst, in den meisten Fällen übernehme ich diesen Part. Ich singe schon lange in klassischen Chören und habe auch Gesangsstunden während meiner Ausbildung an der Musikschule genommen – und da wir den Klang eines Chores mögen, nutzen wir dies für große Effekte. Trotzdem prüfen wir genau welche Art von Gesang am besten zu welchem Song und zu welcher Passage passt, und manchmal ist für den Text und die Atmosphäre die beste und passendste Art zu singen eine eher unpolierter, rauer Stil – und das benutzen wir dann auch. Alles im Sinne der Vorstellung.

Iiro: Ich denke, unsere Stimmen passen gut zusammen und überraschenderweise haben wir das zu unserem Vorteil genutzt. Ich habe es geliebt auf „Riddle Of Steel“ zu singen, das Gefühl dabei war sehr befriedigend. Rein. Unverfälscht. Gefühlvoll. Genauso soll es sein!

Sons Of Crom
Könnt ihr etwas mehr über den textlichen Hintergrund und da Konzept von „Riddle Of Steel“ erzählen? Warum habt ihr Robert E. Howard gewählt und gibt es noch mehr zu entdecken?

Iiro: Das ist schwierig. Oft wurden wir nach unserer Vorliebe für Mr. Howard gefragt. Ich glaube, dass er einen besonderen Zugang zu epischer Fantasy hat (auf jeden Fall mit der Conan-Saga), der gut zu unserer Art zu erzählen passt. Da unsere Symbolik und Metaphern so universell sind, dass jeder sie sich erschließen kann, geben uns Howard und seine Erzählungen eine andere Perspektive und Zugang, um unsere Gedanken und Ideen zu projizieren. Das lyrische Konzept begann als große Erzählungen ohne Beziehung zu einander, aber wir sahen recht schnell ein Muster und begannen die Teile zusammen zu setzen.

„Riddle Of Steel“ hat großartige Melodien und bleibt auch nach vielen Hördurchgängen unterhaltsam. Was glaubt ihr: Ist es einfacher atmosphärische und stimmungsvolle Songs zu schreiben oder schnelle Titel voller Blastbeats und Geschwindigkeit?

Janne: Du willst uns wohl Ärger mit Grindcore- und Death Metal-Fans einbringen, was? (lacht) Aber ernsthaft: Jede Art von Song hat seine eigenen kompositorischen Herausforderungen. Wenn du einen Song schreibst (oder ein Album, wie das großartige „Panzer Division Marduk“) der voll ist von Blasts und  Vollgas, dann musst du Variablität in anderen Bereichen als Tempo und Schlagzeugspiel finden, um den Hörer bei Laune zu halten. Sicherlich kriegt man ein einen Energieschub mit höherem Tempo, aber erwägt man weniger Geschwindigkeit, einen guten platzierten Chor oder Streicher – dann kriegst du sofort eine andere Atmosphäre. Also haben beide Varianten Vor- und Nachteile. Wir arbeiten hart daran starke Melodien und Hooks zu erschaffen, wir stecken Stunde um Stunde in die Arrangements, um die Melodien so hell wie möglich strahlen zu lassen. Das ist der Aspekt des Songwritings, den manche Bands vernachlässigen und meiner Meinung nach schöpfen sie dann nicht ihr volles Potential aus. Ein positives Beispiel sind da ROTTING CHRIST: Auf den beiden neuesten Alben haben sie simple und minimalistische Riffs, die aber so clever arrangiert sind, dass sie alles an Emotion aus diesen Rhythmen und Noten heraus holen. Der Job ist nicht vorbei, wenn du eine Melodie hast, noch lange nicht – du musst entscheiden, wie du sie einsetzt!

Heutzutage finden sich vermehrt musikalische Konzepte aus der Vergangenheit, zum Beispiel kehren Occult-Rock, Doom Metal  und Progressiv stark in die Metalszene zurück. Seit ihr die Speerspitze einer neuen Epic Metal-Bewegung?

Janne: Das wäre natürlich nett, wenn die Qualität hoch genug ist, was leider nicht immer der Fall ist… Es stimmt schon, dass die Leute sich mehr an der Musik der vergangenen Jahrzehnte orientieren, was ich toll finde. Man kann immer etwas von den Vorgängern lernen und es ist großartig zu sehen, dass auch Bands wie QUEEN, PINK FLOYD und THE BEATLES unter der jungen Generation wieder angesagt sind. Großartiges Songwriting ist einfach zeitlos. Dieser Retrotrend bringt einfach die Geschichte in die Gegenwart und interessante und einmalige stilistische Mischungen entstehen – und solange man keine Carbon-Kopie von vergangenem Ruhm ist, sondern etwas eigenes auf den eigenen Einflüssen aufbaut, dann ist das Fortschritt. Du lernst von der Vergangenheit, du versuchst dich zu verbessern, du bewegst dich vorwärts.

Gibt es eine Chance SON OF CROM live auf der Bühne zu sehen und wenn ja: Wie würdet ihr das bewerkstelligen? Oder wählt ihr den BATHORY-Weg?

Iiro: Nun, wir haben das diskutiert und es wäre großartig und wir würden uns nicht von Liveauftritten ausschließen. Unglücklicherweise ist die Realität (das Miststück!) ungnädig und wir müssen uns anpassen: Nun sind wir zwei großartige Typen und wir müssten eine kleine Gruppe ähnlich großartiger Typen finden und ihnen „Riddle Of Steel“ beibringen, bevor wir auftreten könnten. Und, wie ihr ja jetzt bereits wisst, neigen die Songs dazu kompliziert zu werden und das würde einigen Arrangierungsaufwand bedeuten. Daneben ist es natürlich auch noch ein Koordinierungsaufwand mit Arbeit und Schule und vielem anderen. Aber das sind alles Formsachen – also es wäre denkbar.

Stellt euch vor: Ihr könntet einen legendären Moment in der Musikgeschichte wählen, an dem ihr teilhaben könntet. Welcher wäre es?

Janne: Also, so großartig es wäre beim Woodstock vor 400.000 Hippies auf der Bühne zu stehen oder die Party zu sprengen und jeden bei den MTV Music Awards zu vergraulen, würde ich mich für Variante „U“ (für Utopia) entscheiden – und die Welttournee mit BATHORY spielen. Stellt euch vor, wie großartig da wäre! Backstage würden wir über Komponieren und klassische Musik diskutieren, Bier trinken und epische Songs singen. Auf der Bühne würden wir uns gegenseitig Gast-Auftritte machen und euch das Hirn raus pusten! Oder er würde uns hassen! (lacht) Oder lass´ uns einen Nicht-Musik-Moment wählen, dann würden wir den Soundtrack zu epischen Schlachten liefern, so wie die in Hastings 1066. Ich weiß nicht, das ist eine zu schwierige Frage für unseren kleinen Geist! (lacht)

„Riddle Of Steel“ ist fertig – was kommt in naher Zukunft?

Janne: Natürlich promoten wir „Riddle Of Steel“ soviel es geht, und wir gucken, ob ein Live-Auftritt vielleicht doch möglich ist. Wir arbeiten außerdem hart an neuem Material, einige Songs sind schon fertig, komponiert und arrangiert, und wir beginnen mit Aufnahmen im kommenden Herbst/ Winter. Wir wollen Album Nummer Zwei nächstes Jahr draußen haben, uns macht es krank, wenn unsere Lieblingsbands eine Millionen Jahre untätig sind und mit der Hand in der Hose keine neue Musik veröffentlichen, den Fehler wollen wir nicht machen. Die Songs fließen aus uns heraus, also warum warten?

Danke für das ausführliche Interview und eure Zeit! Die letzten Worte gehören SONS OF CROM!

Janne: Danke für das Interview, das waren interessante und schwierige Fragen. Wir hoffen, euch doch zukünftig auf Tour zu sehen und vergesst nicht: Die einzigen, die das Rätsel des Stahls lösen können seid IHR! Es wartet in jedem von uns, bereit, herausgefordert zu werden! Horns up high!

16.09.2014

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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