The Crown
ULTRA FAUST VIKING PUNK!

Interview

Welche genauen Pläne hattet ihr zur Feier eures 30. Jubiläums, um mal wieder zu THE CROWN und „Royal Destroyer“ zurück zu kommen?

Ja, wie gesagt: Wir hatten vor, das Album anlässlich unseres 30-jährigen Jubiläums zu veröffentlichen. Wir wollten ein dreistündiges Konzert spielen, alle Songs die wir je aufgenommen haben wollten wir live spielen. (lacht) Daraus wollten wir dann eine Live-Aufnahme machen und einfach nur Spaß damit haben. Dann wurde all das gecancelt, sodass wir da standen, frustriert waren und uns wunderten, was wir aus der Situation machen können.

Nun ja, jetzt feiern wir halt unseren 31. Geburtstag. (lacht) Ich glaube aber nicht, dass die Leute das so eng nehmen werden. Immerhin haben wir wichtigeres um die Ohren wie eine globale Pandemie, mit dem wir uns alle herumschlagen müssen. Schauen wir also mal, was wir hieraus machen können. Wir möchten definitiv etwas Kreatives und Spaßiges tun, um das Jubiläum zumindest für uns noch nachzufeiern.

Wenn du mal zurückdenkst an euer 25. Jubiläum: Was hat sich in der Zwischenzeit für THE CROWN geändert, abgesehen von der Pandemie? Falls sich überhaupt irgendetwas geändert hat.

Ich denke unser Mindset und unsere Herangehensweise an Musik im Allgemeinen hat sich praktisch sei 1995 nicht geändert. Auf einigen Alben sind wir mit verändertem Lineup aufgetreten, aber ich denke da hat sich insgesamt wenig geändert im Sound von THE CROWN. So wenn ich an diverse Aufnahmen inklusive der neuesten denke, dann sind wir immer noch im Mindset drin, in dem wir schon drin gewesen sind seit wir 20 Jahre alt [im Sinne von Alter der Bandmitglieder, nicht der Band, Anm. d. Red.] waren.

Es ist wirklich die exakt gleiche Herangehensweise an unsere Musik. Vielleicht ist das gut, vielleicht aber auch nicht. Ich weiß es nicht. „Forever Young“, nicht wahr? (lacht)

Ich denke es ist immer gut, wenn sich eine Band eine jugendlichen Spirit bewahren kann.

Ja, bei dem Scheiß, mit dem wir uns in der modernen Welt immer herumschlagen müssen, musst du einfach zusehen, wie du Spaß haben kannst. Deswegen will auch keiner von uns, dass das ganze THE CROWN-Ding jemals zu mehr als nur einem Hobby wird. Wir wollen uns da nicht verpflichten. Sonst würde es uns wahrscheinlich mittlerweile nicht mehr geben. Bislang sind wir damit gut gefahren und jeder von uns hat Spaß dabei.

Das schlimmste sind wohl Bands respektive Künstler, die von ihrer eigenen Musik gelangweilt sind.

Es gibt sicher eine Menge Bands, die wünschen, dass sie aufhören könnten. Aber das ist nicht immer so einfach. Nimm zum Beispiel eine Band so im mittleren Popularitätsbereich, deren Mitglieder ihr gesamtes Leben um deren Dasein als Band herum organisiert haben. Die kommen gerade so mit ihrer Musik über die Runden, aber auch nur, weil sie vielleicht 200 Shows im Jahr spielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sonderlich viel Spaß macht.

Daher denke ich, dass wir in einer relativ guten Ausgangsposition sind. Wir haben uns zwischenzeitlich sogar kurz aufgelöst bzw. eine Pause eingelegt. Naja, es war eigentlich damals schon so etwas wie das Ende von THE CROWN, wir hatten eigentlich nicht vor, weiter zu machen. Aber das war wichtig für uns, denn jeder von uns war so in der Lage, sein Leben in Ordnung zu bringen, also uns um Ausbildung, Job und Familie zu bemühen. Als wir dann zurückkamen, hatten wir sozusagen jeder sein „echtes“ Leben an der Seite der Band.

Für uns ist das eine extrem vorteilhafte, glückliche Situation. Wir hätten diese Notwendigkeit vermutlich nie gesehen, wenn wir nicht diesen Break eingelegt hätten. Und jetzt funktioniert THE CROWN einfach in einer deutlich ausbalancierteren Art und Weise. Wir begannen mit 14 damit, unsere Instrumente zu spielen. Und bis 2004, bis zu dieser Auflösung, gab es für uns nichts anderes als Band, Band, Band, Tour, Tour, Tour. Aber jetzt hat jeder von uns für seinen Ausgleich gesorgt und kann bei den Arbeiten geistig gesund und hungrig auf unsere Musik bleiben.

Ihr musstet also wie jeder andere auch lernen, auf euch selbst und euer Wohlbefinden aufzupassen.

Exakt. Du musst deine Balance finden. Denn wir möchten Alben machen und live spielen, aber es darf nicht überhand nehmen, sodass meine Familie darunter leider und ich plötzlich mit einer Scheidung dastehe oder so. (lacht) Da muss ein Ausgleich stattfinden. Und nur so kann eine Band wie THE CROWN funktionieren. Man muss seine eigenen Ressourcen als Mensch immer im Blick behalten, mentale wie auch körperliche Gesundheit.

So vor fünf oder sechs Jahren habe ich mich entschlossen, besser auf mich selbst aufzupassen. Dazu gehören körperliche Auslastung durch Training, bewusste Ernährung – das hat alles zu großen Änderungen in meinem Leben geführt. Und das war alles zum Besseren, es hat mich gestärkt und mir hoffentlich ein paar extra Lebensjahre geschenkt. (lacht)

Spürt ihr beim Schreiben – hier speziell im Falle von „Royal Destroyer“, das sich so ein bisschen wie ein „Greatest Hits“ im übertragenen Sinne anfühlt – eigentlich so etwas wie Nostalgie, wo wir vorhin vom fortwährenden, jugendlichen Spirit sprachen?

Ich denke bei der Arbeit mit THE CROWN herrscht durchaus ein bisschen Nostalgie vor. Es ist eigentlich nichts, was wir erzwingen möchten, sondern es kommt einfach so beiläufig. Zum Beispiel wenn wir neue Songs diskutieren und ich Magnus [Olsfelt, Bass, Anm. d. Red.] ein paar Songideen zeige, dann fangen wir an darüber zu reden, an welche Klassiker diese Ideen uns erinnern.

Es ist fühlt sich nicht wie ein Zwang zur Nostalgie an, aber sie ist ein Bestandteil unseres Arbeitsprozesses. Denn der Death Metal der frühen Neunziger hat einfach seinen Weg in all unsere Herzen gefunden. Daher bedeutet diese Ära eine Menge für uns und hat uns entsprechend stark beeinflusst. Ohne diesen Death Metal wären wir heute nicht die Musiker, die wir sind. Wir stehen sozusagen immer mit einem Fuß im Death Metal der Neunziger.

Mit der Zeit kommen selbstredend immer neue Einflüsse hinzu, man steht als Mensch natürlich nicht still. Aber diese Kernsubstanz wird immer ein Bestandteil von uns sein. Wir sind natürlich durch unsere Diskografie hinweg nie wirklich konsistent bei einem Sound geblieben, aber das macht es irgendwie auch immer interessant, da es ständig etwas zu entdecken gibt.

Das ist auch das Starke an „Royal Destroyer“: Es hat etwas von allem, was THE CROWN ausmacht. Es beginnt zum Beispiel mit dem Eineinhalb-Minuten-Brecher „Baptized In Violence“ und geht direkt über in den fast schon epischen Thrasher „Let The Hammering Begin“. Aber es klingt trotzdem sehr einheitlich.

Ich denke das ist tatsächlich etwas, was wir als Band wirklich schätzen können. Wir haben, speziell hier mit „Royal Destroyer“, immer darauf geachtet, dass pro Album keine zwei Songs auf der gleichen Blaupause beruhen. Du hast, wie du schon erwähnt hast, diesen verfickt harten Opener bei dem die Intensität direkt auf 11 hochgedreht worden ist, dann folgt der vielschichtige Thrasher, weiter im Album gibt es dann einen schwer groovenden Track, einen Thrash ’n Roller, das melancholische Stück, von dem wir es eben hatten.

Wir versuchen einfach, verschiedene Vibes einzufangen. Und wenn du das durchziehst und rückblickend von dir sagen kannst, dass du zufrieden damit bist, dann fühlt sich das fantastisch an. Es ist halt auch verdammt schwer, ein Album so zu konzipieren. Es wäre deutlich einfacher, wenn mir jemand sagen würde: „Hey Marko, kannst du so zehn Thrasher einkloppen?“ Könnte ich natürlich machen, bedeutet aber nicht, dass das Ergebnis am Ende sonderlich großartig wäre.

Es ist wirklich wichtig, Ideen zu einem Song immer direkt aufzuschreiben. Denn oft ist man durch einen speziellen Moment im täglichen Leben einfach inspiriert, und dann muss man diese Inspiration einfach irgendwie festhalten, Sachen wie schöne Instrumentals, epische Doppel-Leads, was auch immer. Und diese muss man dann den Bandkollegen zeigen, damit man Feedback bekommt und im Bestfall darauf aufgebaut werden kann. Abwechslung ist wirklich das Wichtigste.

Ich denke das kann auch eine musikalische Einstellung aus den Neunzigern sein, so das METALLICA-Mindset. Wenn du dir beispielsweise deren „Black Album“ anhörst, da herrscht eine immense Abwechslung innerhalb der Trackliste vor. Die Intensität variiert zwischen den Songs ständig und das mag ich. Ich habe ein Problem damit, Alben zu hören, bei denen ich nach drei Songs das Gefühl bekomme, dreimal den gleichen Song gehört zu haben.

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Quelle: Marko Tervonen (THE CROWN), Foto: Ida Kucera
27.02.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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