The Crown - 14 Years Of No Tomorrow

Review

THE CROWN sind tot, es leben THE CROWN! Um das Andenken an diese einmalige schwedische Death’n’Roll Maschine am Leben zu erhalten, veröffentlichen Metal Blade nun die erste und leider wohl auch letzte offizielle DVD („Crowned Unholy“ nicht mitgerechnet) der leider viel zu früh von uns gegangenen Schweden.
Man hat sich wirklich Mühe gegeben mit dieser Veröffentlichung, zumindest was das Packaging angeht. Gleich drei DVDs im schicken Digipak füllt das Material, das mit jüngeren kompletten Konzerten, wie den Auftritten auf dem Wacken und Summer Breeze 2003, Party.San 2002 und (ich denke mal) dem No Mercy Festival in Essen 2000, hauptsächlich die „Hochphase“ der Band seit „Deathrace King“ beleuchtet. Leider bleibt vor allem die Soundqualität gerade bei den großen Festivalauftritten Wacken und Summer Breeze deutlich hinter dem erwarteten Standard zurück, sodass ersterer besonders durch einen extrem basslastigen Sound den Spaß an der Sache trübt (was damals vor der Bühne aber auch nicht anders zu erfahren war) und letzterer gar gänzlich viel zu dünn daherkommt. Richtig gut hören lässt sich dagegen der Auftritt in Essen, der mich zu Beginn sogar kurz an Overdubs glauben ließ. Satt, laut und für eine Livedarbietung ungewohnt transparent kommt die Mucke rüber. Die Setlists ähneln sich natürlich ziemlich, sodass viele Songs mehrfach vorkommen. Aber das ist bei den THE CROWN Hits nun wirklich nicht als Manko zu werten. Zumal es die Schweden wirklich perfekt verstehen, immer wieder ein besonderes Schmankerl mit einzubauen. Der Essen-Gig beinhaltet so z.B. sogar meinen persönlichen Favoriten „Kill (The Priest)“! Ansonsten konzentrieren sich die Setlists natürlich auf die zu der jeweiligen Zeit gerade aktuellen Alben, hauptsächlich gespielt werden Songs von „Deathrace King“ bis „Possessed 13“. Was auffällt, aber nicht verwundert, ist, dass nur Konzerte ausgesucht wurden, bei denen „Satan From Hell“ Johan Lindstrand das Mikro bedient. Die kurze Ära Lindberg mit ihrem unschönen Ende hingegen wird geflissentlich unter den Teppich gekehrt.
Nicht einmal in der 80-minütigen Dokumentation „The Road To Nowhere“, die DVD Nr. 1 füllt, wird auf das Thema Tompa eingegangen. Lediglich ein kurzer Interviewschnipsel (übrigens der einzige in knapp anderthalb Stunden!) mit einem Fanzine dreht sich um den geschassten Interimsshouter. Ansonsten kommt „14 Years Of No Tomorrow“ bis auf sage und schreibe vier Songs in der Bootlegsektion auf DVD 3 komplett ohne Tompa aus. Da muss wirklich einiges im Argen gelegen haben! Aber das dürfte doch mittlerweile Vergangenheit sein, oder? Und wer im Booklet vollmundig verspricht „this DVD doesn’t hide anything from you“ und dann in dieses noch immer sehr nebulöse Kapitel der Bandgeschichte trotzdem kein Licht bringt, muss sich die Frage nach den Gründen gleich noch einmal gefallen lassen. Es verlangt ja niemand das öffentliche Waschen schmutziger Wäsche, aber METALLICA haben’s vorgemacht: eine offene Aussprache ist nicht nur für die Band gut, sondern auch für die Fans interessant.
Die Doku krankt meines Erachtens nach sowieso an einer argen Schwachbrüstigkeit. Das liegt zum einen sicher daran, dass das nur sehr begrenzt vorhandene Material aus den Anfangstagen der Band dem Anspruch einer kompletten Aufarbeitung der Bandbiographie gar nicht gerecht werden kann. Zum anderen hätte man sich aber wenigstens die Mühe machen können (und in diesem Fall müssen), die einzelnen Bandmitglieder zu einem persönlichen Rückblick heranzuziehen. Der Zuschauer wird mit unkommentierten Liveszenen streitbarer Qualität alleingelassen, versteht die nicht untertitelten schwedischen Insiderwitze nicht, so er der Sprache nicht mächtig ist, und muss sich mit abgetippten Production Credits begnügen, die keine Sau interessieren. Man ist gezwungen, während der gesamten Spielzeit die wenig gehaltvollen Texte selber zu lesen, was sich aufgrund schneller Schnitte und nicht gerade lesefreundlicher Typographie oftmals als nicht ganz einfach und schnell ermüdend erweist. Das wäre ja noch entschuldbar, aber ein paar Interviews mit der Band, die gerade solche kritischen Wendepunkte wie die notwendige Umbenennung von ehemals „Crown Of Thorns“ in „The Crown“, Johans Ausstieg oder Tompas Rauswurf etwas genauer beleuchten, hätten nicht nur der Tiefe dieser leider viel zu flachen Doku gut getan, sondern dürfen heute wirklich als Standard vorausgesetzt werden, zumal die Mitglieder meines Wissens weder zerstritten noch tot sind. Das wäre wirklich zu machen gewesen. Niemand erwartet einen Seelenstriptease wie beim Referenzwerk „Some Kind Of Monster“, aber die pure Aneinanderstückelung verrauschter Zeitdokumente in hektischer Schnittfolge ist wirklich zu wenig. Der Band wirklich näher kommt man nicht, vielmehr wird eher eine beabsichtigte Distanz aufgebaut. Und das ist wirklich schade! Trotzdem hat die Doku auch ihre interessanten und wirklich coolen Teile. Zum Beispiel kann man schön mitverfolgen, wie aus den einstigen Milchbubis eine der coolsten und tightesten Kick-Ass-Bands dieses Planeten wurde. Man bekommt die kompletten drei Promovideos zu sehen, die da neben dem allseits bekannten „Face Of Destruction/Deep Hit Of Death“ noch „Angels Die“ und „Of Good And Evil“ wären, was mir bislang auch nicht bekannt war.
Wie bereits erwähnt befinden sich auf der dritten DVD noch ein Haufen (18 an der Zahl) qualitativ teilweise ganz guter, teilweise unerträglicher Bootlegmitschnitte einzelner Songs von Konzerten der letzten 13 Jahre, was aber getrost als Bonusgimmick verstanden werden darf. Herzstück dieses leider ziemlich durchwachsenen Release sind eindeutig die professionell mitgefilmten Festivalauftritte. Die Masse macht’s eben nicht immer. Es scheint so, als sollte für Interessierte einfach alles verfügbare Material zusammengefasst werden. Für andere Leute als wirkliche Fans und Komplettisten ist diese Zusammenstellung dann schlussendlich auch nicht gemacht. Alle anderen werden aufgrund des hohen Standards und besseren Nährwertes anderer DVDs enttäuscht sein.

23.11.2005

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