Under Ruins
Wenn man für etwas wirklich brennt, dann fragt man nicht nach Opfern!

Interview

Die 2023 gegründeten UNDER RUINS überraschen auf ihrem Debütalbum „Age Of The Void“ mit wunderbar stimmigen, atmosphärisch dichtem Epic Metal. Wir führten dazu mit Bandgründer und Gitarrist Markus Ullrich das Interview.

Cover Artwork von UNDER RUINS - "Age Of The Void"

Cover Artwork von UNDER RUINS – „Age Of The Void“

Bitte stelle uns zuerst eure Band vor! Wie reifte die Idee, UNDER RUINS zu gründen?

Also die Band besteht aus Nuno Miguel de Barros Fernandes (Gesang ex-LANFEAR, ex-ANGUISH, ex-IVORIE), Alexander Palma (Bass, THEM, SEPTAGON, ex-LANFEAR, A COSMIC TRAIL), Achim „Ashes“ Rauscher (Gitarre, IRONY, MY OWN BLACK) , Sascha de Lima Beul (Schlagzeug, REMEMBER TWILIGHT, DARKNESS ABLAZE) und mir (THEM, SEPTAGON, ex-LANFEAR, A COSMIC TRAIL, ex-ATLANTEAN KODEX, Anmerk. d. Verf.) an der anderen Gitarre.

Ich hatte, nachdem wir mit der Produktion der letzten THEM fertig waren, die Idee, mal etwas epischeres und teilweise eventuell doomiges zu machen und mich einfach mal hingesetzt und Ideen aufgenommen. Daraus entstand dann die Musik zu dem Song, der später „Great Drowning Of Men“ werden sollte. Irgendwie flutschte der Rest dann so raus und die Musik war eigentlich fertig, bevor es überhaupt eine Band gab.

Ich hatte dann ursprünglich einen amerikanischen Sänger, der auf der geplanten Platte singen sollte, was dann aber im Sand verlief. Sascha, mit dem ich auch bei SEPTAGON spiele, hatte Bock zu trommeln, mein Buddy Alex war auch dabei und mit Nuno stand ich sowieso regelmäßig in Kontakt. Als es um die Besetzung an der zweiten Gitarre ging, fiel mir mein alter Kumpel Ashes ein. Der hatte auch Bock, so kam eines zum anderen und wir haben dann erst einmal auch zusammen geprobt, bevor es an die finalen Aufnahmen ging.

Ihr habt euch den Epic Metal ausgesucht. Was fasziniert euch besonders am Epic Metal, was sind da eure Einflüsse?

Nun ja, es ist nicht so, dass man sich in dem Sinn was ausgesucht hat. Ich höre seit Ewigkeiten Musik und hab ja auch etliche Alben im Gepäck. Letzten Endes waren halt einfach Ideen da, die in die Richtung gingen. Ich mag einfach dieses Erhabene, ich stehe auf große Melodien und fette Riffs. Es gab aber keinen Plan, die Musik in eine bestimmte Ecke zu drücken.

Mit drei ehemaligen Bandmitgliedern von LANFEAR war irgendwie auch klar, dass euer Metal auch etwas komplexer ausgefallen ist als von manch anderen Bands. Wie beurteilt ihr euer Debütalbum „Age Of The Void“ innerhalb des Genres und verglichen mit euren bisherigen Bands und Projekten?

Tatsächlich hat UNDER RUINS mit LANFEAR eigentlich nicht wirklich was zu tun. Letzten Endes war Alex ja nur ganz am Anfang bei LANFEAR und dann 20 Jahre nicht mehr in der Band. Die Musik für unser Debüt war auch schon fertig, bevor Alex und Nuno dazu kamen. Und während LANFEAR ja immer auf eine Gitarre ausgerichtet waren und es noch Keys gab, ist UNDER RUINS ja eine klassische Besetzung mit zwei Gitarren und dadurch eben auch deutlich oldschooliger.

Ich finde UNDER RUINS nicht im Ansatz komplex, es ist mir eben nur wichtig, nicht das zu machen, was jeder erwartet. Sowohl LANFEAR als auch UNDER RUINS waren oder sind eben nicht unbedingt konventionell, ich würde aber beide Bands nicht als komplex oder gar progressiv bezeichnen. Ich glaube dadurch, dass der Markt halt mit etlichen Releases überflutet wird und einfach Vieles nach Schema F klingt, neigen Hörer inzwischen dazu, Musik die einen eigenen Ansatz verfolgt, als uneingängiger zu betrachten. Zumindest ich habe teilweise den Eindruck, dass viele Fans ihre Ansprüche über die Jahre eher heruntergeschraubt haben und oft Bands über den grünen Klee loben, die in den 80ern unter ferner liefen versackt wären.

Wie beurteilt ihr selbst eure Zeit mit LANFEAR? Irgendwie scheint es, als ob ihr nie die Aufmerksamkeit bekommen habt, die ihr aufgrund der starken Veröffentlichungen verdient hättet.

Ja, wir waren schon etwas zwischen den Stühlen und es ist eben nicht immer hilfreich, wenn man seinen eigenen Weg geht und sich keiner Szene anbiedert. Heutzutage werden Bands, die Mucke kopieren, die es vor 40 Jahren schon gab, ja als authentisch bezeichnet, während man Combos, die konsequent über Jahre ihr Ding durchziehen und einen eigenen Stil fahren, dann eben übersehen werden. Wenn man sich das mal genau überlegt, ist das natürlich schon ziemlich paradox, haha! Ich will mich aber nicht beschweren. Um mit LANFEAR mehr zu erreichen, hätten wir einfach viel präsenter sein müssen, aber wir waren beziehungsweise sind einfach fünf Kumpels und da war eben nicht jeder dazu bereit, Dinge für die Band zu opfern.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Wie haben sich die Songs im Lauf der Zeit entwickelt und verändert?

Wie erwähnt war die Basis natürlich schon da. Rein musikalisch hat sich dann auch nicht mehr viel verändert, aber natürlich war jeder Musiker für seine Parts verantwortlich. Während ich für die Demos eben noch Drums programmiert habe und pro Forma einen Bass eingespielt hatte, haben Sascha und Alex dann natürlich ihre eigenen Parts ausgearbeitet. Am Gesang wurde lange gefeilt und es hat auch gedauert, bis textlich alles im Reinen war.

Wie waren die bisherigen Reaktionen auf euer Debütalbum?

Bisher eigentlich durchweg super, was uns natürlich sehr freut.

„Eigtheen Hundred And Froze To Death“ handelt vom Jahr ohne Sommer 1816. Wovon handeln die anderen Texte auf „Age Of The Void“ und wovon lasst ihr euch da inspirieren?

Das Intro und „Eigtheen Hundred And Froze To Death“ wie von dir richtig erkannt vom Jahr ohne Sommer. „Great Drowning Of Men“ und das Outro „Fanfares“ behandeln die Legende der untergegangenen Stadt Rungholt. „Moonlit Requiem“ handelt von einer alten portugiesischen Sage, „Whispered Curses, Woe Unleashed“ dreht sich um den Plompe Toren (spätgotischer Turm nahe Burgh-Haamstede, Anmerk. d. Verf.) und vermischt historische Bezüge mit Fiktion. „Crimson Seas Of Courage“ überspitzt ein wenig die Geschichten, die sich um den britischen Admiral Horatio Nelson ranken. Weil im Lyric-Video dazu logischerweise ein paar Schiffe zu sehen waren, dachten einige Leute wohl, wir wären eine dieser Bands, die ebenfalls auf den Piratenzug aufspringen würden. Ne, wirklich nicht, sorry dafür. Es gibt auf der kompletten Platte keinen Piraten und ich werde dafür sorgen, dass das auch so bleibt, haha!

Welche Verbindung hat das Cover Artwork zu den Inhalten?

Das Cover gibt eigentlich original das wieder, was man im Intro „MDCCCXVI“ zu hören bekommt. Ein total erschöpfter Mann stapft durch den Schnee, um sein Dorf zu erreichen.

Welche Dinge sollte eine Band deiner Meinung nach opfern, um erfolgreich zu sein? Hast du jemals etwas in deinem Leben geopfert, um eine bessere Zukunft für eine deiner Bands zu erreichen?

Da stellt sich natürlich immer die Frage, was Erfolg bedeutet. Je „erfolgreicher“ eine Band wird, desto mehr musst du opfern. Die Frage ist also gar nicht immer, wie erfolgreich du bist, sondern wie erfolgreich du wirklich werden willst. Die meisten Bands, die es „packen“, sind ja nicht unbedingt die, die man persönlich als am besten oder eventuell überhaupt gut empfindet. Natürlich gehört auch Glück dazu, aber harte Arbeit und Präsenz zahlen sich aus. Das schwächste Glied in der Kette wird die Band immer ausbremsen. Aus diesem Grund siehst du auch viele Bands, die eben ein bis zwei Leute haben, die alles machen, und zwei bis drei Mitglieder, die funktionieren müssen oder regelmäßig ausgetauscht werden. Das ist und war nie unser Ding, egal in welcher Band.

Ansonsten kann ich sagen, dass ich nicht wirklich was geopfert habe, weil Musik schlicht und einfach das Wichtigste in meinem Leben ist. Ich liebe es kreativ zu sein. Was sich die wenigsten Leute vorstellen können, ist aber eben, dass man unendlich viel Zeit und gegebenenfalls auch Geld opfern muss, um das eigene Niveau halten oder steigern zu können. Eine Produktion kostet mich in der Regel hunderte von Stunden an harter Arbeit, das muss man schon wollen. Manchmal laugt einen das natürlich auch total aus, aber irgendwie packt es einen dann doch wieder und das Spiel beginnt von vorne. Wenn man für etwas wirklich brennt, dann fragt man nicht nach Opfern.

Bitte nenne uns deine 10 Lieblingsalben des Epic Metals!

Ich bin nicht so wirklich der Listentyp und es ist ja auch immer eine Definitionssache, was nun Epic Metal ist und was nicht. Hier aber mal 10 Alben in keiner bestimmten Reihenfolge, quasi ein shoot from the hip:

MANOWAR„Hail To England“ / „Sign Of The Hammer“ / „Into Glory Ride“

BATHORY – „Hammerheart“ / „Twilight Of The Gods“

VIRGIN STEELE – „Noble Savage“

SARACEN – „Heroes, Saints And Fools“

ATLANTEAN KODEX„The Course Of Empire“

WARLORD„And The Cannons Of Destruction Have Begun“

WHILE HEAVEN WEPT„Vast Oceans Lachrymose“

Wie stellt ihr sicher, dass ihr neben euren anderen Bands und Projekten genügend Zeit für UNDER RUINS findet?

Ich sag es mal so: Wer nicht genug Zeit für eine Band hat, sollte nicht in einer Band spielen. Wenn man etwas gerne macht und wirklich Interesse hat, dann findet man auch die Zeit dafür. Ist das nicht der Fall, dann sollte man sich einfach etwas Anderes suchen.

Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant mit UNDER RUINS?

Wir wollen wirklich live spielen und haben auch bereits ein paar Gigs hinter uns. Es ist eben nach wie vor wichtig, ein Album auch live zu promoten und ich denke eigentlich schon, dass unsere Art Mucke dafür prädestiniert ist. Haut uns also an, wenn ihr uns live sehen wollt.

Gibt es Neuigkeiten von euren anderen Bands?

Mit THEM sind wir gerade am Endmix des fünften Albums. Eine extrem aufwändige Produktion, die aber dennoch deutlich organischer klingen wird als die ersten Alben. Die Veröffentlichung ist für Oktober angesetzt, das bedeutet wir müssen uns ranhalten.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ich sage ebenfalls Danke für die interessanten Fragen. Ist dann doch schön, wenn ich nicht immer der gleiche 0815-Kram abgefrühstückt wird. Natürlich auch vielen Dank an alle Leser, die das ganze Interview durchgehalten haben. Hört euch „Age Of The Void“ einfach mal an 🙂

23.05.2025

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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