Kreator
Mascot Case – KREATORs Violent Mind zu Kunst und Gewalt

Interview

Die Platte genießt auch bei vielen Fans hohes Ansehen, landet in Rankings regelmäßig unter den Top 3. Mille selbst allerdings spricht davon, die Songs damals unter Zeitdruck teilweise im Studio mehr oder weniger improvisiert zu haben. Sein Lieblingsalbum ist „Coma Of Souls“ nicht.

Violent Mind: Er kann sagen, was er will. Aber die Stärke der Platte ist für mich offenkundig: Mille keift noch so aggressiv wie als Teenager, die Band attackiert noch im Vollsprint. Doch die Stücke sind einen Hauch weniger „Wutausbruch mit allem, was gerade zur Hand ist“. Sie sind der kontrolliertere Angriff mit schwerem Geschütz. Der Titelsong oder „People Of The Lie“ sind Hymnen.

Puristen sagen, spätestens das war der Anfang vom Ende.

Violent Mind: Über Chucks „Spiritual Healing“ sagen Leute das Gleiche. Und das ist legitim. Meiner Ansicht nach haben KREATOR die Symbiose hier perfektioniert: Die Energie des Niederer-Instinkt-Thrash, wie ihn nur freidrehende Teenager mit Hass auf die Berufsschule hinbekommen, wird mittels technischer Fähigkeiten und Songwriting-Skills noch weiter scharf gemacht. Geradezu unverantwortlich scharf. Und durchschlagskräftig.

Eingestiegen war Frank Blackfire von SODOM.

Violent Mind: Korrekt. Der wird eine Rolle gespielt haben. Und ich möchte auf ein Detail hinweisen, das sich sozusagen in meinem Rücken offenbart. Frank Blackfires Hose auf dem Back Cover ist einen Tick weiter als die der anderen, man kann vor allem im Kniebereich deutlicher Faltenbildung erkennen. Dazu kommt, dass seine Beine den spitzesten Winkel aller Bandmitglieder bilden (lächelt erneut). Für das geschulte Auge sofort erkennbar. Und angesichts des Geschilderten sicherlich kein Zufall. Wir reden hier nicht von musikalischer Entspannung, wohl aber von einer Attitüde, die einen Tick lässiger, reflektierter ist. Die Dringlichkeit geht dabei nicht verloren.

… Doch Mille verliert etwas den Fokus

1990 hätte man also frei nach Kaiser Franz davon ausgehen können, dass KREATOR im Thrash „auf Jahre hinaus unschlagbar sein“ würden. Es kam anders.

Violent Mind: In der Tat. Wobei das langsamere „Renewal“ danach in meinen Augen ein mächtiges Album ist. Auf jeden Fall anders und offensichtlich unter dem Einfluss von Substanzen entstanden. Aber unglaublich heavy und mit enormer Sogwirkung, gerade in der dunklen Jahreszeit. Und die herrscht ja für viele 12 Monate lang.

"Cause For Conflict": ohne Violent Mind

„Cause For Conflict“: ohne Violent Mind

Danach allerdings …

Violent Mind: Kam ’95 „Cause For Conflict“. Und ich möchte zweierlei anmerken: Der Maschinenkopf mit dem Auge auf der Stirn, der bin ich tatsächlich nicht. Dennoch halte ich die Platte für zu Unrecht geschmäht.

Nicht nur Mille selbst platziert „Cause For Conflict“ regelmäßig am Ende der eigenen Diskografie.

Violent Mind: Korrekt. Und ja, heute tauchen im Netz, so sicher wie das Amen in der Kirche, Kommentare auf, die lamentieren, „Lulu“ sei „such an underrated album“ oder „St. Anger“. Aber: „Cause For Conflict“ kann mehr, als man ihm gemeinhin zugesteht. Die Songs sind recht sperrig, aber weiterhin brutal und durch Hammerschläge usw. im Hintergrund bedrohlich runtergekühlt. Cyborg-Hundekämpfe in der dichtgemachten Fabrikhalle. In einem Reich aus Rost.

Die folgenden Scheiben „Outcast“ und „Endorama“ wiederum …

Violent Mind: Die werden auch ihre Fans haben. Ich gehöre nicht dazu.

Sie selbst gehörten danach erneut prominent zur Crew. Sie zieren „Violent Revolution“ in einer, darf man sagen: modernisierten Version Ihrer Darstellung von 1990?

Violent Mind: Das ist in Ordnung.

Direkte Einblicke in ihre Gedankenwelt gibt es diesmal nicht, die Kopfhaut ist notdürftig über dem Schädel zusammengeknotet. Eingeschnitten ist ein blutiges X, wohl für Album Nr. zehn stehend.

Das Comeback mit "Violent Revolution"

Das Comeback mit „Violent Revolution“

Violent Mind: Korrekt. Und das Blut läuft mir über das Gesicht, die Verletzung ist noch frisch. Nicht zufrieden bin ich bis heute mit dem zweiten Gesicht, das mir an meiner rechten Seite aus der Kopfhaut wächst. Die Harry- Potter-Reihe startete einige Jahre zuvor.

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24.09.2025

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