Bernth, Charles Bertoud und Ola Englund
Escape The Internet Tour 2025

Konzertbericht

Billing: Bernth, Charles Bertoud und Ola Englund
Konzert vom 31.01.2025 | Ampere, München

Es dürfte mittlerweile hinreichend bekannt sein, dass sich mit einem gut laufenden YouTube-Kanal durchaus der Lebensunterhalt bestreiten lässt. Dabei spielt nicht immer die Qualität eine ausschlaggebende Rolle und oft reicht mittelprächtiger, dafür quantitativ hoher Content. Anders sieht es bei den Herren Ola Englund, Bernth und Charles Berthoud aus, die mit der „Escape The Internet Tour“ jetzt den fleischgewordenen Beweis antreten, dass sie auch das Können besitzen, um sich redlich als Profimusiker zu bezeichnen.

Raus aus dem Internet, rein in die Live-Show

Ola Englund ist vielen natürlich nicht nur durch seinen amüsanten und extrem authentischen Internet-Habitus ein Begriff. Der Mann war als Gitarrist bei SIX FEED UNDER tätig und betreibt neben seinem Solo-Projekt unter eigenem Namen die Rhythmus-Gitarre bei den Schweden-Thrashern von THE HAUNTED.

Heute muss Englund das Publikum im ausverkauften Ampere einheizen, was er auf solide Art und Weise erledigt. Anfangs wirkt der Schwede noch zurückhaltend, als er einen „höflichen Moshpit“ heraufbeschwört, ändert sich das aber. Super sympathisch und irgendwie auch mitreißend kommen seine proggy angehauchten Riffs daher, während der Sound extrem dumpf und viel zu leise ausfällt.

Viel Lärm um nichts?

Bernth Brodträger und Charles Berthoud werden später mit einem inszenierten Intro auf die Bühne gebeten, wobei ihr Lichttechniker Martin Kames mit einer Kamera bewaffnet in einen Fake-Backstagebereich läuft und die beiden beim Chillen aufspürt. Das hätte witzig sein können.

Die beiden geben fortan ihr Können zum Besten, allerdings nicht ohne sich pseudo-ironisch permanent dafür selbst zu loben, dass sie keine Songs spielen können, ohne die zehnfache Menge an eigentlich benötigten Noten zu verwursten. Ein bisschen mehr Bescheidenheit hätte einen Sympathiebonus eingebracht, so nervt die Ego-Frickelei nur noch schneller. Die beiden lassen kein Fettnäpfchen aus und greift Bernth zur „Neckless Guitar“ und spielt allen Ernstes einen Song auf den, in der Luft baumelnden Saiten. Kaum jemand im Publikum reagiert darauf mit mehr als einem müden Lächeln, was den Österreicher nicht davon abhält, später eine, zur Mega-Wumme umgebaute Gitarre hervorzuholen. Der Gag soll sein: Charles spielt einen Song auf dem Bass und darf ungestört im Rampenlicht stehen.

Die Show wird durch ein Skript „bereichert“, indem die beiden Hauptakteure eine Challenge bestehen müssen, in der sie beweisen, wer der virtuosere Musiker ist. Enthalten sind Quatsch und Blödeleien und natürlich krasse Techniken am Bass und an der Gitarre. Warum das Duo Brodträger/Berthoud nicht einfach ihre Songs spielen und stattdessen sogar eine unterirdisches Live-Licht-Solo als Showelement eingebaut wird, bleibt ein Rätsel.

Bezeichnend ist vielleicht, dass der Drummer Sebastian Lanser das echte Glanzlicht am heutigen Abend darstellt. Der Mann addiert eine ordentliche Portion Musikalität zu den ohnehin hoch talentierten Akteuren auf der Bühne dazu, agiert aber natürlich in Schlagzeuger-Manier im Hintergrund. Das aber mit einer beispiellosen Präzision und Leichtigkeit.

12.02.2025

Left Hand Path

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