Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2011

Konzertbericht

Billing: Alsion, Bleeding Red, Dark Tranquillity, Doro, Iced Earth, Kreator, Onkel Tom, Sabaton und The Sorrow
Konzert vom 2011-06-24 | Härtsfeldsee, Dischingen

ICED EARTH (20:45 – 21:45)

Rock am Härtsfeldsee

So richtig aktiv sind ICED EARTH in den vergangenen Jahren nicht gewesen. Die Rückkehr von Sänger Matt Barlow, der zugleich jedoch seinen Job als Polizist nicht an den Nagel hängen wollte, schränkte den Zeitrahmen für die Band stark ein, so dass sich Mastermind Jon Schaffer zwischenzeitlich mehr mit seinem politisch motivierten SONS OF LIBERTY-Projekt befasste als mit seiner Hauptband. Insofern ist es wohl konsequent, dass Barlow seinen neuerlichen Ausstieg bei ICED EARTH verkündet hat und die diesjährigen Sommerfestivals als Abschiedstournee nutzt, bevor die Band mit neuem Sänger es noch einmal wissen und richtig durchstarten will. Nicht zu unrecht gilt Barlow für viele als der „einzig wahre ICED EARTH-Sänger“ und so will man sich die Gelegenheit, noch einmal würdig Abschied zu nehmen, nicht entgehen lassen. Wie schwer dieser fallen muss, merkt man, wenn man den Frontmann auf der Bühne sieht und mit Inbrunst Hits wie „Burning Times“, „Declaration Day“ oder „Violate“ ins Mikro schmettern hört.

Rock am Härtsfeldsee

Eine Stunde Spielzeit sind für eine Band wie ICED EARTH natürlich viel zu wenig und so findet sich zwar überraschendes wie „Jack“ auf der Setlist, dafür muss man auf das herbeigesehnte „Melancholy (Holy Martyr)“ leider verzichten. Als Entschädigung gibt es mit „I Died For You“ eine andere großartige Ballade, bei der Barlow zuvor in einer der wenigen Ansprachen erzählt, wieviel ihm das Stück und der unglaubliche Zuspruch, den es in der Vergangenheit in Deutschland erfahren hat, bedeutet. Eigentlicher Höhepunkt ist jedoch die vollständige „Something Wicked This Way Comes“-Trilogie („Prophecy“ / „Birth Of The Wicked“ / „The Coming Curse“), die die zweite Hälfte des Sets dominiert. Viel zu früh gibt es dann den Signature-Track „Iced Earth“ zu hören, bevor sich die Band von einem Publikum verabschiedet, das in der vergangenen Stunde alles gegeben hat und nun teilweise völlig ausgepowert ist.

 

KREATOR (22:15 – 23:35)

Rock am Härtsfeldsee

Vor dem KREATOR-Gig setzt eine gewaltige Wanderungsbewegung ein. Viele erschöpfte ICED EARTH-Fans bahnen sich einen Weg ins Freie, während ihnen nicht minder viele gutgelaunte KREATOR-Fans entgegen kommen, die versuchen, einen möglichst guten Platz im vorderen Teil des Zeltes zu erlangen. Die Folgen sind absehbar: Es kommt zu dichtem Gedränge, dass sich nur langsam aufzulösen beginnt. Dafür stehen KREATOR nun vor überwiegend ausgeruhten und feierwütigen Fans, die die Band zu Höchstleistungen antreiben.
Auch wenn sie bei Mille und seinen Jungs natürlich Kultstatus hat, finde ich die Ansage „Seid ihr bereit euch gegenseitig umzubringen?“ irgendwie immernoch total daneben. Gut, besser als das alberne „wir leben für Südtirol, ihr lebt für Deutschland“-Getue gewisser anderer Bands am Vortag, aber bei genauerem Nachdenken nicht minder dämlich. Egal, zum Denken kommt man ja auch nicht auf eine KREATOR-Show, sondern zum Fühlen und Spaß haben. Und der ist hier garantiert. Die Band liefert ein gewohnt tightes Thrash-Schlachtfest ab und das Publikum quittiert dies mit wildem Pogo und einigen Crowd-Surfern.

 

SABATON (00:00 – 01:30)

Rock am Härtsfeldsee

Angesichts der Shirts, die den Tag über auf dem Gelände zu sehen waren, hätte man es ahnen können. Dennoch überrascht mich der gewaltige Zuspruch, den SABATON heute als letzte Band des Festivals erhalten. Von Müdigkeit ist im Publikum keine Spur, es wird gefeiert als gäbe es kein Morgen. Schon als während der Umbaupause MANOWARs „Warriors Of The World“ aus den Boxen tönt, wird allerorten spontan mitgesungen und um die Wette gepost. Und als schließlich nach dem viel zu langen, weil in voller Länge vom Band gespielten „The Final Countdown“ endlich Joakim Brodén und seine Hintermannschaft auf die Bühne kommen, bricht im Festzelt am Härtsfeldsee die Hölle los.

Rock am Härtsfeldsee

Von Anfang an ist die Crowdsurfer-Dichte abartig hoch. Wer in den vordersten Reihen steht, hat kaum noch Zeit, das Geschehen auf der Bühne zu beobachten. Welch tollen Job die Security am gesamten Wochenende leistet, zeigt sich hier noch einmal eindrucksvoll, wenn im Sekundentakt die anrückenden Fans aus der Luft gepflückt und über den Bühnengraben zurück in die Menge eskortiert werden. Band und Publikum schaukeln sich mit enthusiastischen Reaktionen gegenseitig hoch, so dass der Abend sich zum absoluten Triumphzug für die Schweden entwickelt. Ein Geheimtipp sind SABATON schon lange nicht mehr und an diesem Abend gehören sie zu den ganz großen der Szene. Wer braucht da noch MANOWAR?

Rock am Härtsfeldsee

Das Posing und die großen Gesten stimmen, dazu kommt eine Setlist, die mit einigen Überraschungen aufwartet und an den richtigen Stellen mit den Highlights „Cliffs Of Gallipoli“, „Stalingrad“, „The Final Solution“ und „The Price Of A Mile“ aus den ansonsten manchmal eine Spur zu gleichförmigen SABATON-Kompositionen ausbricht. Der aus den Shows im letzten Jahr bekannte „noch ein Bier“-Gag hat sich inzwischen verselbständigt und zwingt Frontmann Joakim Brodén bereits zu Beginn dazu, unter lautem Johlen der Meute seine Flasche zu leeren. Das er dabei nichts mit dem Macho-Gehabe eines Joey DeMaio zu tun haben will und sich von den euphorischen Reaktionen des Publikums noch immer völlig überwältigt zeigt, macht diese Band so sympathisch und wichtig für die heutige True-Metal-Szene. SABATON gehört hier die Zukunft!

Rock am Härtsfeldsee

Viel zu schnell rast die Show dahin und schon gelangt man beim Zugabenblock an, der mit „The Art Of War“ und „Primo Victoria“ noch einmal zwei starke Klassiker zu bieten hat. Es folgt das „Metal-Medley“, bei dem Joakim Brodén sich seines Stahlplatten-Panzers entledigt und sich dem Vorbild der zahlreichen Crowdsurfer folgend auf Händen tragen lässt. Dabei schafft er es einmal quer durch die ganze Halle, klatscht auf dem Weg brav beim „Gegenverkehr“ ab und versucht schließlich, als der Song zu Ende ist und sich seine Kollegen auf der Bühne bereits feiern lassen, verzweifelt ebenfalls dorthin zu gelangen. Der minutenlange ohrenbetäubende Jubel der Menge ist ein würdiger Abschluss für ein fantastisches Festival-Wochenende.

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30.06.2011

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