Summer Breeze 2017
der ausführliche Bericht

Konzertbericht

Billing: Amon Amarth, In Extremo, Korn, Kreator, Heaven Shall Burn, Megadeth, Children Of Bodom, Corvus Corax, Hatebreed, Ensiferum, Knorkator, Wintersun, Amorphis, Betontod, Epica und Overkill
Konzert vom 16.08.2017 | Flugplatz, Dinkelsbühl

Freitag, 18.08.2017

Impressionen

Galerie mit 24 Bildern: Summer Breeze Open Air 2017 - Gelände-Impressionen vom Freitag

Galerie mit 105 Bildern: Summer Breeze Open Air 2017 - Infield-Impressionen vom Freitag

11.00 Aversions Crown

Galerie mit 14 Bildern: Aversions Crown auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Während um diese Uhrzeit mancher noch verzweifelt an seinem Knoppers nestelt, haben AVERSIONS CROWN den Hahn schon voll auf Anschlag. Die Australier starten derart rasant und brutal in den Freitag, dass den Zuschauern alsbald der Schweiß auf der Stirn steht. Schuld daran ist vor allem Schlagzeuger Jayden Mason, der blastbeatet, als gäbe es kein Morgen. Während sein engagiertes Ackern den Bühnentechnikern Sorgenfalten beschert, geht es bei den Gitarristen etwas statischer zu. Frontmann Mark Poida reißt etwaige schlaftrunkene Hörer mit sich und wird für sein „Wake the fuck up! Go, go, go!“ mit einem Moshpit belohnt. Nicht schlecht für den Vormittag. Wer derart schnell sein Set durchprügelt, ist unter Umständen auch etwas eher fertig – AVERSIONS CROWN verlassen schließlich fünf Minuten vor der Zeit die Bühne.

11.55 Cellar Darling

Galerie mit 16 Bildern: Cellar Darling auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Obwohl das Trio CELLAR DARLING aus ehemaligen ELUVEITIE-Mitgliedern besteht, hebt sich ihr Sound deutlich davon ab. Diese Erkenntnis lässt sich sogar am gleichen Tag gewinnen, da ELUVEITIE ein paar Stunden später ebenfalls spielen. Für ihren Auftritt haben sich Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter Verstärkung an Bass, Violine und Keyboard geholt. CELLAR DARLING klingen wenig traditionell, dafür modern, druckvoll und differenziert. Neben Drehleier und Flöte kommen auch elektronische Elemente zum Einsatz. Das Debüt der Schweizer ist zwar erst wenige Wochen alt, dennoch singt das Publikum freudig und sicher mit. Dass das wiederum bei CELLAR DARLING für Begeisterung sorgt, sieht man ihnen an. Ein gelungener Gig, was auch der Bühnenpräsenz der nun alleinigen Frontfrau Anna Murphy zu verdanken ist.

12.00 Revocation

Galerie mit 16 Bildern: Revocation auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Der Tagesauftakt auf der T-Stage fällt REVOCATION zu. Die Bostoner dürfen die schlaftrunkenen Zeltlinge auf Linie bringen. Ungeachtet der anfangs spärlichen Besucherzahlen gehen REVOCATION routiniert und frisch zu Werke. Mit dem abwechslungsreichen wie extremen Set lassen sich einige Zuschauer überzeugen. Da werden Death- und Thrash-Elemente gekonnt miteinander verbacken: Neben technischem Uptempo-Geballer und treibenden Thrash-Riffs treffen auch schwelgende Soli von Sänger und Lead-Gitarrist David Davidson auf offene Ohren. Auch ein paar Zeilen Klargesang streuen REVOCATION ein. Nach knapp 45 Minuten Morgenprogramm scheint der Großteil des Publikums zumindest wacher als vorher und das Festival um ein Highlight reicher.

12.45 Skeleton Pit

Galerie mit 17 Bildern: Skeleton Pit auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Das erheiternde Flamenco-Intro verhindert, dass SKELETON PIT mit der Tür ins Haus fallen. „Seid ihr bereit für ein bisschen Thrash?!“ Joa. Und dann folgt der vermutlich beste Snare-Sound des Summer Breeze. „Hit In The Pit“ hält was der Titel verspricht und verführt zum Moshen. Sänger und Gitarrist Patrick Options kitzelt anschließend noch den ersten Circlepit heraus. SKELETON PIT heizen gut an und gewinnen verdient während ihres Auftritts an Zuschauern. Bevor „Spreading The Virus“ das Set beschließt, verabschieden SKELETON PIT nach 12 Jahren gemeinsamen Schaffens Schlagzeuger Julian. Alles Gute!

12.50 Memoriam

Galerie mit 16 Bildern: Memoriam auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Mit MEMORIAM stehen die Erben der Death-Metal-Legende BOLT THROWER auf dem Programm. Als Fortführung des geschätzten Panzer-Sounds haben sie auf der Hauptbühne des Summer Breeze quasi ein Heimspiel. Das sieht auch Frontmann Karl Willets so. Der entdeckt nämlich so einige bekannte Gesichter in den ersten Reihen und lobt die „familiäre Atmosphäre“ des Festivals. Nach einer Dose Bier, die ihm die Crew vom Bühnenrand aus reicht, läuft er auch endgültig zu seiner Hochform auf. In der nächsten Dreiviertelstunde lassen MEMORIAM keine Zweifel daran, dass der britische Panzer noch lange weiterrollen wird. Ihre Soundwand mäht das Publikum ohne Umschweife nieder. Gedankt wird ihnen das mit ausgestreckten Fäusten und lauten Rufen. Allerspätestens beim BOLT THROWER-Klassiker „Spearhead“ erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt. Das lässt auch die Jungs von MEMORIAM nicht kalt. Die Freude über ihr erneutes Gastspiel auf dem fränkischen Acker sieht man in ihren Gesichtern. Authentisch und sympathisch zeigen sich MEMORIAM während ihres 45-Minuten-Sets und hinterlassen eine glückliche Fanschar.

13.15 Fallujah

Galerie mit 14 Bildern: Fallujah auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Wenn der Sänger und Bandmitbegründer aussteigt, ist oft die Auflösung angesagt. FALLUJAH lassen sich davon nicht beirren und touren unnachgiebig weiter über die europäischen Festivals. Für ihren Auftritt am Festival-Freitag des Summer Breeze hat die Band kurzerhand einen Ersatzmann für den ausgestiegenen Alex Hofmann eingelernt. Nach einer kleinen Intro-Panne, ballert die gut eingespielte Band komplexe Tech-Death-Walzen mit beeindruckender Tightness ins Publikum. Doch ähnlich wie FIT FOR AN AUTOPSY am Vortag, haben auch FALLUJAH mit der andauernden Hitze zu kämpfen. Trotz einer brachialen Show kommt das Publikum nämlich nicht so richtig in Bewegung. Die Band kommentiert das mit einem schnippischen „you need to wake the fuck up!“ Entsprechende Gegenreaktionen beim Publikum bleiben weiterhin aus. Der Applaus spricht trotzdem für die Band, was darauf schließen lässt, dass die anwesenden Fans einfach keine Energie mehr übrig haben. Als Highlight entpuppt sich trotzdem der neue Song „Lacuna“, den FALLUJAH als Appetithappen auf ihr neues Album präsentieren. „The Void Alone“ liefert dann noch einen überzeugenden, dynamischen Abschluss. Von Seiten der Band also alles richtig gemacht.

13.45 Battle Beast

Galerie mit 18 Bildern: Battle Beast auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Vor zwei Jahren waren BATTLE BEAST am Mittwochabend auf der T-Stage noch eine der größten Überraschungen des Festivals. Diesmal werden die Finnen auf die Bretter der Hauptbühne geschickt. Und das lockt auch eine große Menge Zuschauer an. Ihr Heavy Metal könnte kaum traditioneller klingen, trotzdem versprühen BATTLE BEAST eine unglaubliche Frische und jede Menge jugendliche Leichtigkeit. Sogar das Outfit von Sängerin Noora Louhimo, ein Mix aus Gothic- und Biker-Elementen, könnte direkt aus den 80ern stammen. Die anwesende Menge hat offensichtlich Lust, ein bisschen nostalgisch zu werden und das eigene Alter zu vergessen, denn die Fans lassen sich ausnahmslos vom energetischen Auftritt der Band mitreißen. Zu „Back Ninja“ geben selbst die Grabenschlampen beeindruckende Kung-Fu-Moves zum Besten. In Sachen „klassische Rock-Posen mit Eiern“ sind BATTLE BEAST allerdings unschlagbar. Ohne sich vor Klischees zu fürchten, erwecken sie auf der Bühne alles zum Leben, was uns aus der Rock- und Metal-Szene der 80er überliefert wurde.

14.00 Supernova Plasmajets

Galerie mit 17 Bildern: Supernova Plasmajets auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Die SUPERNOVA PLASMAJETS stürmen die Camel Stage pünktlich um 14 Uhr, wo sie den Anwesenden mit ihrer Melange aus 80er-Hard-Rock-Kompositionen sowie einigen Cover-Versionen einheizen. Dazu präsentieren sich die Mannheimer neonfarben und knallpink, mit Fuchsschwanz, Kajal und Snapback. Viele der anfänglich circa 50 Neugierigen scheinen eingeschworene Fans aus dem weiteren Dunstkreis der Band – und gewährleisten somit von Beginn an gute Stimmung. Nach knapper Anlaufphase vervielfacht die Band ihre Zuschauerzahl und zu den letzten Takten des 30-minütigen Sets werden die Mannheimer ganz passabel abgefeiert – inklusive der anfänglich etwas gewöhnungsbedürftigen Pop-Einschübe. Die Band indes amüsiert sich prächtig, neckt die Grabenschlampen und übt sich in selbstironischen Posen. „Unsere Aufgabe ist es, euch für dieses geile Festival aufzuwärmen“, erklärt Jennifer Crush, die Dame am Mikro. Dazu steht sie im neon-pinken Korsett ganz bandkonform vor den Fans. „Mission accomplished“, lautet das Urteil. Der „Plasmarock“ aus Mannheim zeigt sich am heutigen Nachmittag nämlich als partytaugliche Hard-Rock-Variante, die auch die versammelte Metal-Schar mitreißen kann.

14.30 Mors Principium Est

Galerie mit 16 Bildern: Mors Principium Est auf dem Summer Breeze Open Air 2017

MORS PRINCIPIUM EST werden bereits sehnlichst von den Fans erwartet. Das Publikum steht bis zum FOH dicht gedrängt. Dem augenfeindlichen Sonnenstand der Tageszeit trotzen die Scharen dabei mit Sonnenbrillen und viel blanker Haut. Zur Belohnung gibt es dafür heute neun Titel aus dem melodischen Repertoire. Den musikalischen Blick zu den schwedischen Nachbarn gewandt, senden die Finnen bei wehender Haarpracht ein Melo-Death-Geschoss nach dem nächsten von den Brettern. Geboten werden tiefer Bass, starke Riffs, Gitarren-Melodien zum Mitsummen und eine ordentliche Portion Sinfonie-Bombast aus dem Tasteninstrument. Dazu gibt es knackige Growls, ein paar Brocken weiblichen Gesangs vom Band und gekonnte Screams. Dass hier Profis am Werke sind, ist nicht nur an der Show zu erkennen, sondern auch am Sound, der die epische Atmosphäre großartig trägt und wesentliche Mitschuld an der Begeisterung der Fans trägt. Durchgehendes Headbanging oder fehlender Sonnenschutz führen zwar bei manchem Zuschauer zu einem Wechsel der Gesichtsfarbe, aber die Band verabschiedet sich dennoch zu gen Himmel gerichteten Fäusten bei sattem Applaus – den sie nicht zuletzt auch für das große Potential verdienen, das bei dem kurzen Gastspiel heute gar nicht vollständig gezeigt werden konnte.

14.30 Eluveitie (Unplugged)

Galerie mit 18 Bildern: Eluveitie Acoustic auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Sechshundertsechundsechzig Zuschauer – mehr sind offiziell nicht eingelassen zur ELUVEITIE-Unplugged-Show im Campsite Circus-Zelt. Und es herrschen gefühlt auch ebenso viele Grad Innentemperatur in dem brechend gefüllten Zelt. Das macht die Menge nicht bewegungsfaul, sodass mit lautem Beifall das Erscheinen der Schweizer eingefordert wird, während das Bühnenpersonal noch die Fackeln anzündet. Für ELUVEITIE gibt es am Tag Nummer zwei des Festivals ebenfalls Anlass zum Feiern, nämlich das Erscheinen ihres neuen Studioalbums „Evocation II – Pantheon“, eines weiteren Unplugged-Werkes. Kein anderer Act ist also dermaßen prädestiniert für eine Unplugged-Sondershow auf dem Summer Breeze. Obwohl die Folkveteranen den Anlass nutzen, ihr neues Album ausgiebig zu präsentieren, ist auch der eine oder andere Klassiker mit von der Partie. Dauerohrwürmer wie „Brictom“ oder „Arcane Dominion“ werden mühelos nach wenigen Takten wiedererkannt und ernten rege Begeisterung. Neuvorstellungen wie „Caturix“ und besonders „Ogmios“ (das auf demselben bretonischen Volkslied basiert, wie „Inis Mona“, aber deutlich mehr an andere Versionen wie „Tri Martolod“ von Alan Stivel erinnert) entpuppen sich zügig als Publikumslieblinge. Nicht nur die Titel vom neuen Album dürften vielen Fans übrigens neu sein, sondern auch ein beachtlicher Teil des Bandpersonals: Nach dem Weggang mehrerer Musiker im Jahr 2016, zeigen sich ELUVEITIE in neuer Zusammenstellung zu neunt. Stimmlich stützen sich die Schweizer vor Allem auf Fabienne Erni, die das Mikro und die keltische Harfe bedient. Dennoch hätte Chrigel Glanzmann an Gesang und Instrumenten ruhig lauter zu hören sein dürfen – ein kleiner Wermutstropfen auf einem ansonsten mehr als gelungenen Auftritt von ELUVEITIE. Vielleicht dürfen sie das beim nächsten Mal ja vor mehr als 666 Leuten zelebrieren.

14.40 Sonata Arctica

Galerie mit 24 Bildern: Sonata Arctica auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Gleich nach BATTLE BEAST dürfen deren Landsleute SONATA ARCTICA die Bühne stürmen. Die liefern mit ihrem progressiv durchschnörkelten Power Metal sicher mehr Anspruch, als die Kollegen vorweg – die Resonanz der Publikums fällt dennoch – oder vielleicht genau deswegen? – etwas zurückhaltender aus. Ist aber nicht so schlimm, denn die Leidenschaft der Finnen ist ob des kleineren Publikums umso spürbarer. Zu „Full Moon“ dem wohl bekanntesten Bandklassiker, hält sich Fronter Tony Kakko verschmitzt zurück und überlässt die ersten Textreihen der Menge, die sich nicht bitten lässt und den Ball aus vollen Kehlen zurückspielt, ähnlich wie die riesigen Wasserbälle, die während des kompletten Auftritts über die Köpfe vor der Mainstage fliegen. Während Herr Kakko sich bei seiner Haupttätigkeit gerne durch das Publikum unterstützen lässt, zeigt er sich zwischen den Songs in emsiger Plauderlaune und verrät beispielsweise, dass ihn „Paid In Full“ trotz des eigentlichen Trennungsschmerz-Themas immer an sein erstes Auto erinnere: Einen blauen Toyota Corolla. „Tallulah“, ebenfalls eine Ballade zu Trennungsschmerz, leitet Tony wiederum mit einer Frage ein: „Fühlt sich heute jemand einsam?“ Ein einzelner Mutiger vor der Bühne meldet sich und Kakko fordert sie Menge auf, den Guten ordentlich zu knuddeln. „Er könnte die Liebe eures Lebens sein!“ Vor dem letzten Titel lässt sich der redselige Herr am Mikros schließlich zu einer umfassenden Dankesrede an alle Zuschauer hinreißen, die bestimmt in bester Absicht vorgetragen wird, dank ihrer epischen Länge jedoch eher übers Ziel hinaus schießt. Da entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass das klassische Abschlusslied jeder SONATA ARCTICA-Show auch heute folgt – und bekanntlich den Titel „Don‘t Say A Word“ trägt.

15.15 Infected Rain

Galerie mit 17 Bildern: Infected Rain auf dem Summer Breeze Open Air 2017

INFECTED RAIN aus dem südosteuropäischen Moldawien fügen der stattlichen Liste der Bandherkunftsländer auf dem SUMMER BREEZE ein weiteres hinzu – und empfehlen ihre Heimat ganz ausdrücklich. Der Fünfer um Lena Scissorhands (eigentlich Lena Cataraga), zeigt sich als waschechte Party-Kanone. Der melodische Alternative Metal ist mit Samples durchsetzt und erinnert gerne an die Guano Apes. Dabei ist die knallbunte Front-Sau mit den Dreadlocks sowohl optisch, als auch akustisch der Dreh- und Angelpunkt der Formation – wobei ihr der ebenso dreadbelockte Herr am Bass in puncto Freidrehen in nichts nachsteht. Die cleanen Passagen sitzen nicht immer ganz hundertprozentig, aber Cartaga tritt dank ihrer offenherzigen Erscheinung ein Groove-Fest los, in dessen Verlauf Die Moldawier ihren Sound auch mal mit Double-Bass-Teppichen oder Blast Beats anreichern – egal, was die Genre-Bezeichnung vielleicht vorschreiben will. Das Set bildet die erste Hälfte des aktuellen Albums „86“ und den Abschlusstitel „My Home“ ab und produziert damit tanzende Körper und nickende Köpfe, gekrönt von einer Handvoll Crowdsurfern und -jawohl! – Fans mit schwingenden Klobürsten (sic!). Die Ansagen zwischen den Liedern könnten etwas weniger Pathos vertragen, aber davon lässt sich die Laufkundschaft nicht bremsen, die INFECTED RAIN zu Recht in beachtlicher Zahl zum Mitwippen vor der Camel Stage bewegen können.

15.45 Gorguts

Galerie mit 14 Bildern: Gorguts auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Nur gelegentlich lockert eine vereinzelte Brise die brüllende Nachmittagshitze auf, während GORGUTS aus Kanada ihren abgefahren-verdrehten Progressive Death Metal ins gleißende Sonnenlicht ballern. Gitarrist und Sänger Luc Lemay zeigt sich in klarem Kontrast zu seiner wahnwitzigen Spielweise überraschend zurückhaltend und schüchtern. Das passt so gar nicht zum Gesamtauftritt, denn GORGUTS zimmern einen einzigartigen Sound ins Publikum, der vor allem Fans technischer Spielereien an der Gitarre mitten ins Herz trifft. Eng ist es vor der Bühne zwar nicht gerade, aber die versammelten Jünger folgen dem Spiel mit Begeisterung. Das Publikum nickt zufrieden zu den Titeln; hält sich mit sonstigen körperlichen Aktivitäten temperaturbedingt jedoch zurück. Ein verzeihliches Manko, das die Saitenhexer auf der Bühne vermutlich nicht persönlich nehmen, während sie die Finger über ihre Instrumente flitzen lassen und diesen dabei manchen schrägen Sound entlocken, um die Surrealität der Songs zu unterstreichen. Da erwischt man sich des öfteren bei der Frage, wie man sich sowas bloß ausdenken kann. Entsprechend mischen GORGUTS mit ihrem Sound nicht zuletzt die Magengrube ordentlich auf. Der knallt nämlich so amtlich, dass man von einer musikalischen Ganzkörpererfahrung reden kann. Zum Abschluss teilt Lemay mit uns noch ein erstaunliches Detail: Das war ernsthaft für GORGUTS die Konzertpremiere auf dem SUMMER BREEZE Open Air. Da hoffen wir doch auf die eine oder andere Fortsetzung!

15.50 Betontod

Galerie mit 18 Bildern: Betontod auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Am Vortag malten noch IN EXTREMO auf denselben Brettern einen dicken Haken an ihre 1000. Show – das haben BETONTOD aus Rheinberg schon im Dezember erledigt. Live-Erfahrung und Routine sind auf der Bühne also reichlich vertreten. Aber auch die Menge vor dem Podium trifft offenkundig nicht zum ersten Mal auf BETONTOD; ein spontaner „Hefte raus, Songtexte-Klassenarbeit“-Test würde sicher mit bestem Klassendurchschnitt ausfallen. Nicht nur die Rahmenbedingungen sind heute denkbar optimal, auch die imposante Kulisse wird mitgeliefert: Wo viele Bands kleckern müssen, wenn sie ihr (auf Clubshows abgemessenes) Backdrop in Kopfkissenbezuggröße im Hintergrund montieren, klotzen BETONTOD mit einem imposanten Exemplar, das die gesamte verfügbare Fläche nutzt und eine apokalyptische Stadtansicht mit dem Streichholzmotiv des aktuellen Albums im Zentrum zeigt. Die Sonne knallt zwar gnadenlos auf die Köpfe der Zuschauer, doch die zahlreichen Fans lassen sich nicht bremsen, recken leidenschaftlich die Fäuste und grölen um die Wette mit ihren Helden. Das lässt nach einer kurzweiligen Stunde Spielzeit nur ein Fazit zu: Wir hatten kollektiv verschwitzten Spaß – mission accomplished!

16.00 Nachtgeschrei

Galerie mit 21 Bildern: Nachtgeschrei auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Für eine eindrückliche Dark-Metal-Show sorgen die Frankfurter NACHTGESCHREI auf der Bühne im Campsite Circus. Was die Bühnenoutfits angeht, hätte man wohl auf passende, mittelalterliche Kleidung getippt, dafür kommt die Band aber in Jeans, Shirts und Shorts auf die Bühne. Das macht dem Publikum aber nichts aus, sondern die Menge im gut besuchten Zelt eifert der Show entgegen, die Sänger Martin LeMar mit den Worten „Willkommen in der Küche“ eröffnet. Die ersten Reihen brüllen textsicher die emotionalen Lyrics und gestikulieren entsprechend. Es entsteht sofort eine Verbindung zu NACHTGESCHREI, die sich auf ihre treue Fangemeinde verlassen können. Selbst die Hitze macht der Menge nichts aus und es wird bis in die letzten Reihen gefeiert. Bei den Songs „Monster“ oder „Nichts“ ist das Publikum sogar stellenweise lauter im Singen als die Band. NACHTGESCHREI halten sich zurück, was die Ansagen angeht und spielen lieber ein oder zwei Songs mehr, wobei nach 45 Minuten ein schönes Miteinander von Band und Fans zu Ende geht.

16.30 Double Crush Syndrome

Galerie mit 16 Bildern: Double Crush Syndrome auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Ein überschaubares Publikum versammelt sich kurz vor Beginn der DOUBLE CRUSH SYNDROME-Show vor der Camel Stage, wobei die Musik eigentlich ganz gut zum sommerlichen Wetter passt: Lässiger Hardrock, kerniger Rock‘n‘Roll, poppiger Punk und eine Ladung voll L.A.-Sleaze. Wenig Publikum hin oder her, Fronter Andy Brings verspricht zu Beginn, dass „wir in 20 Minuten alle die besten Freunde sein werden“. Und wie er Recht hat! Die anfangs träge Meute ist sofort dem Charme Brings erlegen und feiert auch seine Rockstar-Posen und unterhaltsamen Ansagen. Aber auch der Basser lässt sich die Show nicht stehlen und gibt bei „Can’t You Be Like Everyone Else“ seinem Arbeitsgerät einen innigen Zungenkuss. Das Highlight der Show ist allerdings der Titeltrack des Albums „Die For Rock ‘N‘ Roll“. Hier zückt Brings sein Smartphone und streamt kurzerhand live auf Facebook, wie er mit dem Mikrophon masturbierend das Publikum vom Wellenbrecher aus animiert. Wenn so viel Liebe im Spiel ist, gibt es natürlich auch ordentlich Applaus von allen, die mit dem Gesicht zur Bühne stehen. Wie ihr seht: So klappt das mit der Freundschaft!

17.00 Epica

Galerie mit 20 Bildern: Epica auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Gleich zu Beginn der Show geben EPICA alles. Dank durchgedrücktem Gaspedal kommt es auch sofort zu ordentlichen Verpuffungen: Die Holländer geizen nämlich nicht mit Flammensäulen und weiteren Pyroeffekten, welche die komplette Show eindrücklich untermalen. Frontdame Simone Simons punktet nicht nur mit ihrer herausragenden Stimme, sondern zieht auch aufgrund ihres Outfits und dem breiten silbernen Lidstrich sämtliche Blicke auf sich. Auch die Saitenhexer Mark Jansen und Isaac Delahaye haben sichtlich Spaß und performen in der ein oder anderen Rockstar-Pose, wofür sie großen Applaus ernten. Für die größte Überraschung sorgt allerdings Keyboarder Coen Janssen, der immer wieder von rechts nach links auf der Bühne läuft und bei „Sancta Terra“ sogar in den vorderen Reihen crowdsurft. Doch nicht nur die Musiker motivieren sich abwechselnd zu Höchstleistungen, sondern ebenso das Publikum feiert ohne Ende zum Bandklassiker „Cry For The Moon“ und bei „Beyond The Matrix“ verwandelt es sich in ein Meer aus wild hüpfenden Flummies. Selbst die am fernen Himmel aufziehenden Wolken können dieser Partymenge nicht den Spaß verderben.

17.00 Sacred Reich

Galerie mit 25 Bildern: Sacred Reich auf dem Summer Breeze Open Air 2017

SACRED REICH zelebrieren dieses Jahr das 30-jährige Jubiläum von „Ignorance“. Während ihrer Jubiläumstour machen sie auch auf dem Summer Breeze Halt und feiern dort ihr Debütalbum. Das Set beginnt direkt mit dem Titeltrack der Platte und es folgt „Administrative Decisions“. Ansonsten ertönen mit „Death Squad“ und „Violent Solutions“ nur noch zwei weitere Songs von der Geburtstagsplatte. Die übrige Zeit füllen SACRED REICH mit klassischen Best-Of-Songs. Und das macht ihnen sichtlich Spaß, denn Mastermind Phil Rind hat durchweg ein breites Grinsen im Gesicht – genauso wie das Publikum. Die Menge stimmt sofort in laute „SACRED REICH“-Chöre ein und bei „Crimes Against Humanity“ wird auch fleißig mitgeklatscht. Darauf weiß Sänger Phil Rind nur dankend zu sagen: „There are a lot of bands playing here for you. So thanks for choosing us!“ Apropos Dank, der gebührt eigentlich ihm und seiner Band, die eine alles in allem starke Show abliefert.

17.45 Humiliation

Galerie mit 17 Bildern: Humiliation auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Den wohl längsten Weg zum diesjährigen Festival-Aufgebot haben HUMILIATION aus Malaysia auf sich genommen. So hat ihr Outfit auf der Camel Stage für viele bestimmt auch einen leichten Exotik-Wert. Ihren Vorlieben entsprechend tragen die Bandmitglieder MEMORIAM- bzw. BOLT THROWER-Shirts, was sich auch in ihrer Musik niederschlägt: Traditioneller Death Metal, basslastig rollend und mit mächtig Groove. Die britischen Soundpaten kann niemand verleugnen. Auch wenn anfangs noch nicht allzu viele Zuschauer der Band ihr Gehör schenken, wächst die Menge schnell an und Sänger Bear-Bee freut sich sichtlich über die emporgestreckten Pommesgabeln. Seine Ansagen sind am besten als motörheadesk zu bezeichnen und ertönen wie folgt: „We are HUMILIATION and we play death metal. And we are from Malaysia.“ Bis zum Ende der Show hat die Band sicherlich den ein oder anderen Fan dazugewonnen und der weite Weg hat sich somit gelohnt.

18.10 Eluveitie

Galerie mit 20 Bildern: Eluveitie auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Nachdem ELUVEITIE bereits deutlich sanfter im Zelt aufgetreten sind, geht’s jetzt auf die größere Bühne. Die Band ist nicht gerade bekannt dafür, ein Unwetter herbeizumusizieren, doch zum Start zieht ein Sturm auf. Graue Wolken, viel hochgewirbelter Staub und schließlich auch Regen – was nach Doom Metal klingt, untermalt nun die Folk-Metal-Lieder der Schweizer. Wobei der Fokus der neu formierten Truppe auf der Summer-Breeze-Bühne klar bei der härteren Gangart liegt. Freunde von ELUVEITIE lassen sich vom Wetter nicht verscheuchen und bejubeln ihre Helden aus voller Kehle. Crowdsurfer fliegen ebenso wie zahlreiche Mähnen, als „King“ direkt nach dem Opener folgt. Am gleichen Tag wie heute erschien auch das ebenso betitelte Studioalbum – als Fronter Chrigel Glanzmann das verkündet, rasten die Leute kurz aus. Die Richtung ist also klar: das Wetter ignorieren und ELUVEITIE abfeiern! Das gilt natürlich auch für Songs wie „Lvgvs“ und „Epona“. Die Band zelebriert ihren Auftritt dann auch standesgemäß, inklusive Drum-Solo von Alain Ackermann. Einzig und allein die Technik hatte so ihre Mühe mit Wind und Wetter: Es kam immer mal wieder zu Ausfällen (wer ELUVEITIE beim Rockharz gesehen hat, erlebt ein kleines Dé­jà-vu). Das Doppel „Helvetios“ und (logisch) „Inis Mona“ beenden den sehr starken Gig.

18.15 Crowbar

Galerie mit 16 Bildern: Crowbar auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Unwetterwarnung? Damit war wohl der Auftritt von CROWBAR gemeint, denn die Sludge-Veteranen eröffnen ihren Gig mit „I Am The Storm“. In der Folge setzen Kirk Windstein (oder auch „The Beard Of Doom“) und seine Kollegen wie erwartet auf Schwere! Hardcore und Doom verschmelzen zu einer musikalischen Urgewalt, die die Menschen nicht wegfegt, sondern vor die Bühne zerrt. Gut so. Die Regencapes müssen dennoch ausgepackt und übergeworfen werden, denn auch die Show von CROWBAR wird vom Regen nicht verschont. Indes wechseln sich tiefe Töne mit fixen Hardcore-Parts ab und heizen der Meute zumindest im übertragenen Sinne mächtig ein – dabei kommen alte wie neue Lieder gleichermaßen zum Zug. Den Schlusspunkt setzt „Broken Glass“, auch wenn noch Zeit für einen weiteren übrig ist. Schade, denn die Masse fordert nahezu einstimmig „The Lasting Dose“.

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26.09.2017

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