Summer Breeze 2017
der ausführliche Bericht

Konzertbericht

Billing: Amon Amarth, In Extremo, Korn, Kreator, Heaven Shall Burn, Megadeth, Children Of Bodom, Corvus Corax, Hatebreed, Ensiferum, Knorkator, Wintersun, Amorphis, Betontod, Epica und Overkill
Konzert vom 16.08.2017 | Flugplatz, Dinkelsbühl

19.00 Dawn Of Disease

Galerie mit 16 Bildern: Dawn Of Disease auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Vor der Camel Stage hat sich eine beachtliche Menge eingefunden. Bereits vor Showbeginn können sich die anwesenden Fans mit Songs aus der Konserve von unter anderem Fu Manchu warmschunkeln. DAWN OF DISEASE sind sichtlich erfreut über die große Menschenansammlung, als sie die Bühne betreten. Die Osnabrücker Jungs treten ganz in Schwarz gekleidet und schwer mit Bier bewaffnet an. Das Quintett lässt sich auch nicht lange bitten und ballert von der ersten Sekunde an brutalen Melodic Death Metal in die Meute. Die feiert währenddessen eine entsprechend berauschende, den Nacken strapazierende Party. Schlagzeuger Chris Timmer gibt der Floskel der Schießbude derweil neue Relevanz, so derbe hämmert es von der Bühne. Dass die Wahrnehmung von „langsam“ relativ sein kann, beweist hingegen Shouter Tomasz Wisniewski als er den kompromisslosen Rausschmeißer „Catacombs“ ankündigt. Von niedrigem Tempo ist hier nichts zu spüren. Stattdessen nicken die Köpfe im Publikum noch einmal heftig im Takt mit, bevor DAWN OF DISEASE sich in den wohlverdienten Feierabend verabschieden.

19.00 Moonspell (ambient acoustic show)

Galerie mit 18 Bildern: Moonspell Acoustic auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Die Menge im Campsite Circus freut sich auf eine ganz besondere MOONSPELL-Show. Die Portugiesen treten beim diesjährigen Summer Breeze gleich zweimal auf, das Konzert im letztjährig neu eröffneten Campsite Circus ist allerdings exklusiv: 666 Tickets wurden im Vorfeld verlost. Die Auserwählten müssen zunächst aber warten. Und so beginnt die Ambient-Akustik-Show verspätet, wodurch die Gesamtspielzeit auf nur eine halbe Stunde schrumpft. Schade, doch besser 30 Minuten großartige Gänsehautmomente als gar keine, oder? Genau die liefern MOONSPELL – mit Fernando Ribeiro am Mikro, Ricardo Amorim an der Gitarre und Pedro Paixão am Keyboard allerdings in reduzierter Besetzung. Für den Fronter wurde gemäß der ruhigeren Herangehensweise ein Stuhl auf die Bühne gestellt … den nutzt Ribeiro aber nicht, der den Emotionen der unverzerrten Lieder lieber stehend durch viel Mimik und Gestik Ausdruck verleiht und mit den Anwesenden auf Tuchfühlung geht (Abklatschen im Fotograben). Der besondere Charakter liegt auch in der von Ribeiro verkündeten Spontanität, mit der die um wiederholende Parts und Soloeinlagen gekürzten akustischen Nummern dargeboten werden. Den 666 MOONSPELL-VIPs gefällt der Auftritt, es wird eifrig geklatscht und beseelt mitgesungen.

19.20 Devin Townsend Project

Galerie mit 21 Bildern: Devin Townsend Project auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Die Show von LIFE OF AGONY endet früher als geplant, logisch, dass sich die Wartezeit auf den Gig von Mastermind Devin Townsend erheblich in die Länge zieht. Doch auch hier lohnt sich das Ausharren. Die Erwartungshaltung ist nach der 2014er-Show zwar riesig, DEVIN TOWNSEND PROJECT präsentieren sich aber durch und durch souverän, abgebrüht und absolut versiert. Auch die Ansagen sitzen wie ’ne Eins: „Dieser ganze Blödsinn mit der Publikumsbeteiligung ist optional“, verkündet Devin, „aber derjenige, der dabei am albernsten aussieht, bekommt ein T-Shirt!“. Danach entfesselt der Kanadier die Nummern „Rejoice“ und „Stormbending“. Der Sound ist wuchtig und reißt so einige klatschende Hände mit sich. Als Gastsängerin Anneke van Giersbergen wie erwartet auf die Bühne kommt, werden die Jubelschreie noch lauter – gemeinsam werden Lieder wie „Supercrush“ und „Grace“ dargeboten. Beim Hit „Kingdom“ bekommt Frau van Giersbergen plötzlich eine Gitarre gereicht … mehr Show als alles andere. In der Summe ist der Auftritt von DEVIN TOWNSEND PROJECT vor allem für leidenschaftliche Fans ein Genuss, denn die vermeintlichen Ohrwürmer wurden durch komplexe Progressive-Songs ersetzt. Angesichts der überschaubaren Spielzeit fliegen so natürlich etliche Erwartungen (in Form von Liedern) durchs heutige Raster.

19.30 Suffocation

Galerie mit 14 Bildern: Suffocation auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Auf der T-Stage wird geprügelt und gehämmert, was das Zeug hält. DECAPITATED konnten bereits triumphieren, da lassen sich SUFFOCATION keineswegs lumpen. Präzise und brutal – wer den Auftritt der Amerikaner in wenigen Worten beschreiben will, tut das am besten mit diesen beiden. Dazu gesellt sich ein nahezu perfekter Sound, der sowohl die rasend schnellen und auf Technical Death Metal setzenden Parts als auch die Groove-Monster wohlklingend in die Menge feuert. Headbangen ist hier eigentlich Pflicht! Und so springen die Funken zwischen Band und Publikum fröhlich hin und her: SUFFOCATION sind dynamisch und ambitioniert, Derek Boyer liefert eine fantastische Leistung am Bass ab und vor der Bühne rotiert ein Pit, der sich auch noch hält, als „Infecting The Crypts“ zum abschließenden Zerstörungsfeldzug ansetzt. Kevin Muller bedankt sich mehrfach für die jahrelange Unterstützung der Fans und gibt noch einen Ausblick auf die Genre-Kumpanen NILE.

20.15 Crushing Caspars

Galerie mit 16 Bildern: Crushing Caspars auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Auf der Camel Stage gibt’s mit CRUSHING CASPARS Hardcore aus Rostock, während SUFFOCATION und MEGADETH auf den größeren Bühnen spielen. Irgendwie logisch, dass sich gerade zu Beginn nicht allzu viele Zuschauer vor der kleinsten Bühne des Festivals zusammenfinden. Im Laufe des Gigs wächst das Publikum aber deutlich an – das liegt nicht zuletzt an der authentischen und durchweg sympathischen Art der Musiker, die ihre Songs leidenschaftlich und energisch ins überschaubare Rund knallen. Etwa 30 Minuten haben CRUSHING CASPARS um Fronter Jens „Snoopy“ Schnorr Zeit und die nutzen sie auch direkt zum Anfang, um politisch zu werden: mit einem deutlichen Statement gegen Nazis, dem ausufernder Applaus folgt. Bravo! Namhafte Konkurrenz und kleine Bühne hin oder her, die Rostocker nutzen ihre Zeit, um abzuräumen, was es abzuräumen gibt. Letztlich sogar ein paar Minuten länger als ursprünglich geplant.

20.30 Megadeth

Galerie mit 15 Bildern: Megadeth auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Wann könnte man den ersten Headliner-Posten besser mit einer legendären Band besetzen als zum Jubiläum? Und so entern MEGADETH am Abend des Summer-Breeze-Donnerstags die Hauptbühne – allen voran der Neue im Bunde: Kiko Loureiro betritt die Bretter, die jetzt auch seine Welt bedeuten, mit seiner Gitarre vorm Rest der Band. Die Kollegen folgen aber zackig und präsentieren den vielen erwartungsfrohen Gesichtern als Opener „Hangar 18“. Die Spannung entlädt sich auf und vor der Bühne, hier haben wirklich alle Anwesenden mächtig Bock auf Thrash Metal. Ob Fronter Dave Mustaine oder Bassist David Ellefson – MEGADETH wollen diesen Auftritt zu einem mehr als guten machen! In bestechender Spiellaune und zu klarem Sound präsentieren sie einen starken Mix aus Klassikern und Songs neueren Datums, der erneut beweist, warum MEGADETH zu den „Big Four“ im Thrash Metal zählen. Das wissen auch die Musiker, die sich selbstbewusst und zielsicher auf der Bühne und durchs 80-minütige Set bewegen, das Lieder wie „In My Darkest Hour“, „Symphony Of Destruction“, „Trust“ und die Ballade „A Tout le Monde“ beherbergt. Neuling Loureiro darf einige Minuten im Solo-Rampenlicht zocken, während die Kamera seine Fingerarbeit filmt. Ansonsten richten sich die Augen selbstverständlich vielfach auf Dave Mustaine, der sich zwar ein paar wenige Textpatzer leistet, ansonsten aber genauso abliefert wie seine Kollegen. Und zack, da ist so ein gelungener Gig dann auch mal ganz fix vorüber, zumindest gefühlt. Das spricht letztlich für die Qualität des Dargebotenen und den damit einhergehenden Sog. Einziger kleiner Wermutstropfen: Als MEGADETH sich verabschieden, bleibt an sich noch genug Zeit für ein weiteres Lied. Egal, sacken lassen und zufrieden in Erinnerungen schwelgen!

20.45 Nile

Galerie mit 15 Bildern: Nile auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Wer hat Bock auf eine Dreiviertelstunde Unterricht über ägyptische Geschichte und Mythen in nackenbrechender Death-Metal-Manier? So einige, denn der Gig von NILE ist gut besucht! Allein der Soundcheck ist musikalisch extremer als die gesamte Show einer Vielzahl beim Summer Breeze auftretender Bands. Zunächst wird es aber gediegen und mystisch: das orientalische Intro läutet den Auftritt von NILE ein, die gewohnt gelassen und vom ersten bis zum letzten Ton professionell sowie technisch punktuell agieren. So viel Qualität erntet auch die entsprechenden Reaktionen: Das Publikum bewegt sich, reckt die Fäuste, grölt aus biergeölter Kehle und surft über die Crowd, während aus den Boxen pfeilschnelle Riffs, Blastbeats und niederstreckende Todes-Groove-Passagen donnern. George Kollias trommelt sich in andere Welten und die Vocals klingen wie wutentbrannte ägyptische Dämonen. Was die Herren live an den Gitarren abliefern, ist eh kaum in Worte zu fassen. Von vorne bis hinten ein Abriss erster Güte!

21.00 Fiddler’s Green (acoustic show)

Galerie mit 19 Bildern: Fiddler's Green Unplugged auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Und wieder geht es für vorab ausgewählte Menschen ins völlig überhitzte Zirkuszelt. Diesmal sind es FIDDLER’S GREEN, die hier ihre exklusive Akustik-Show präsentieren – erneut mit Verspätung. Rund zehn Minuten hinkt die Truppe aus Erlangen dem Zeitplan hinterher. Macht am Ende nicht wirklich etwas, denn FIDDLER’S GREEN überziehen selbstbewusst um etwa eine halbe Stunde. Die Show selbst kommt holprig in Gang, da technische Probleme den Start ein wenig erschweren. Erfahrene Profis bringt das natürlich nicht aus dem Konzept und so reagiert die Band zu jeder Zeit professionell und kompetent. Die Routine ist bei einem so lange erprobten Programm sicht- und hörbar, Dynamik und Spielfreude liefern aber den nötigen Ausgleich, um aus der Unplugged-Show letztlich ein Live-Erlebnis zu machen. Zum Einsatz kommen Instrumente wie Xylophon, Plastik-Klangstäbe und Melodica, Facettenreichtum und Abwechslung sind also gegeben. Spaß muss sein, richtig? Kurzerhand werden zwei Damen auf die Bühne geholt, die vor Publikum ein Bier trinken dürfen, das Schlagzeuger Frank Jooss dann wiederum als „Spielzeug“ nutzt und fachmännisch bearbeitet. Ein Hit folgte dem anderen – von „Star Of The County Down“ über „Yindy“ bis hin zu „Strike Back“ und „The Night Pat Murphy Died“. Den Rausschmeißer gab am Ende „Bugger Off“. Oder haben die Fans doch das letzte Wort? Heute Abend schon, denn die jubelnde Meute leiert ihren Helden noch die Zugabe „Dirty Old Town“ aus den Instrumenten.

21.30 Cut up

Galerie mit 15 Bildern: Cut Up auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Wer bereits bei VOMITORY Blut geleckt hat, kommt bei CUT UP vollends auf seine Kosten. Die Band um Tobias Gustafsson und Erik Rundqvist ist zwar nicht ganz so technisch orientiert und etwas weniger heftig als NILE, die gerade ihre Show beenden, aber ein paar Überschneidungen der Fans dürfte es dennoch geben. So ist zumindest anfangs die Menge vor der Camel Stage überschaubar. Aber davon lassen sich CUT UP nicht irritieren und zocken ein Best-Of-Set ihrer beiden bisherigen Alben herunter – zumal sie nach eigener Aussage eh nur zum Summer Breeze gekommen sind, um „Bier zu trinken und Death Metal zu spielen“. Für die kleinste Bühne des Festivals kann sich der fette Sound gut hören lassen. Die Drums stehen gut im Saft, die Gitarren bratzen übersatt und die tiefen Growls von Rundqvist bilden die etwas „seichtere“ Variante seines Sechssaiter-Kompagnons Andreas Björnson. So verwundert es auch nicht, dass die Zuschaueranzahl bald auf eine beachtliche Größe steigt. Bei den Midtempo-Songs „Vermin Funeral“ und „Wherever They May Rot“ gibt es viele Nackenbrechereinsätze und die Band wird gebührend abgefeiert. CUT UP sind eben zu Recht die Erben VOMITORYs.

22.00 Moonspell

Galerie mit 16 Bildern: Moonspell auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Nachdem MOONSPELL vor drei Stunden bei ihrer Ambient-Acoustic-Show für Begeisterung sorgten, geht es nun auf der T-Stage nicht minder euphorisch zu. Auch diese Show ist eine besondere: Neben dem Summer Breeze feiern auch die Metaller ein Jubiläum, ihrerseits das 25-jährige. Anders als bei ihren drei bisherigen Shows in Dinkelsbühl spielen sie passend zum Anlass ein reines Old-School-Set und verzichten deshalb lieber auf neues Material. Auf der Setlist steht kein geringeres Album als „Irreligious“ aus dem Jahr 1996, aber auch unvergessliche Klassiker wie „Subversion“, „Alma Mater“ oder „Vampiria“ sind dort zu lesen. Damit bebt es nicht nur auf sondern auch vor der Bühne, was das Zeug hält. Anfangs ist das Publikum etwas verhalten, sodass Fronter Fernando Ribeiro hauptsächlich in der ersten Hälfte des Sets die Menge animieren muss. Aber spätestens als Double-Bass-Attacken bei den Songs von „Irreligious“ ertönen, feiert das Publikum ohne Ende die in blutrotes und giftgrünes Licht getauchte Show. Zu kritisieren gibt es nicht viel, höchstens die ulkigen Laserpointer-Handschuhe von Ribeiro, die er während der Performance zu „Herr Spiegelmann“ trägt. Davon abgesehen, ist dies ein gewohnt unterhaltsamer Auftritt der Marke MOONSPELL.

22.10 Amon Amarth

Galerie mit 17 Bildern: Amon Amarth auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Wie bereits vorab verkündet, wollen AMON AMARTH einen unvergesslichen Headliner-Auftritt auf dem Summer Breeze abliefern. Und ihr Headliner-Potential stellen sie bereits am Mittwoch auf der T-Stage unter Beweis. Nachdem sich die Bühne drehte, blickt die Menge auf einen Schlagzeugaufbau in Wikingerhelmform, wie es schon bei der Jomsviking-Tour zu sehen war. Doch ein einfaches Tourprogramm haben die Wikinger diesmal nicht im Gepäck: Denn das zugesicherte Sahnehäubchen wird mit Cocktailkirsche und aus gut gefüllten Hörnern serviert. Neben lodernden Feuerfontänen stehend, begrüßen Johan Hegg und seine Mannen das Summer-Breeze-Publikum mit „Pursuit Of Vikings“. Gefühlt alle Festivalbesucher versammeln sich vor der Bühne und es gibt kein Durchkommen mehr. Vom „I love you, Johan“-Schild in der Menge, über zahlreiche Trinkhörner, bis hin zu unglaublich textsicheren Fans, lässt das Publikum die Band ihren hohen Stellenwert spüren. Dementsprechend sind die anderthalb Stunden Show aufwendig gestaltet: So kämpfen beispielsweise als Wikinger verkleidete Darsteller inmitten von Pyros, und untermalen Songs wie „First Kill“, „Deceiver Of Gods“ oder „Way Of Vikings“. Apropos Songtitel, bei „A Dream That Cannot Be“ tritt sogar Rocklegende Doro Pesch in Person als Überraschungsgast auf die Bühne. Auf den ersten Blick könnte man meinen, Doro Pesch geht neben Johan Hegg auf der Bühne unter, aber sobald ihre Stimme ertönt, ist jeder Zweifel wie verflogen. AMON AMARTH liefern eine glänzende Show mit zahlreichen Backdropwechseln und Spezialeffekten. Aber auch Johan Heggs riesiges Trinkhorn, das aufblasbare Riesenungeheuer zu „Twilight Of The Thunder God“ oder die brennenden Runen zu „Guardians Of Asgaard“ wissen zu beeindrucken. Doch nicht jeder dürfte das alles mitbekommen, denn ein Teil der Menge mosht einfach nur heftig oder vergnügt sich im Circlepit. Auch wenn bei dieser Show Nackenschmerzenalarm vorprogrammiert ist: Wer sich das entgehen lässt, verpasst was!

23.00 Spoil Engine

Galerie mit 17 Bildern: Spoil Engine auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Auf der Camel Stage beweisen SPOIL ENGINE auch spät am Abend, dass die Liste der ernstzunehmenden Front-Röhren um einen Namen ergänzt werden muss. Die aus Belgien stammenden Musiker mit dänischer Sängerin machen von der ersten Sekunde an klar, dass ihre Musik der weiblichen Optik in nichts nachsteht: Wer denkt, hier würden Bubis mit Gitarre und einer zerbrechlichen Lady am Mikrofon auftreten, der täuscht sich gewaltig. Denn das, was SPOIL ENGINE bieten, dürfte selbst bei so manchem Alpha-Männchen für einen steifen Nacken sorgen. Die Riffs erinnern an die modernen ARCH ENEMY und Sängerin Iris Goessens untermalt das musikalische Donnerwetter mit harschen Schreien, tiefen Core-Growls und melodischem Gesang. Trotz knapper Spielzeit ist ordentlich Abwechslung geboten: Dank Krachern wie „Stormsleeper“ oder „Disconnect“ punktet die Gruppe auch in Bezug auf das Tempo. Zudem sorgen virtuose Gitarrenmelodien und -soli für einen 30 Mann starken Moshpit und einen faszinierenden ersten Auftritt beim Summer Breeze.

23.30 Architects

Galerie mit 17 Bildern: Architects auf dem Summer Breeze Open Air 2017

ARCHITECTS steigern sich von Album zu Album und wandern auch in den Billings der Festivals kontinuierlich nach oben. Da ist es kein Wunder, dass der Platz vor der T-Stage schon lange vor Auftauchen der Briten dicht gefüllt ist. Die freudige Erregung geht mit dem Opener „Nihilist“ direkt in einen kräftigen Moshpit über – flankiert von einer beeindruckenden Light-Show, die die Musik der ARCHITECTS perfekt zur Geltung bringt. Nicht ganz so perfekt hingegen ist heute der Klang vor der Bühne. Zwar wuchtig und kraftvoll, aber das Schlagzeug sitzt so weit im Vordergrund, dass es schöne Kleinigkeiten der anspruchsvollen Riffs verdrängt. Dennoch kann die Band mit Songs wie „These Colours Don’t Run“, „Broken Cross“ und „Gravity“ durchgehend punkten und die Spannung immer weiter steigern. Höhepunkt ist dann das ergreifende „Gone With The Wind“. Sam Carter, übrigens bestens bei Stimme, gedenkt noch einmal mit bewegenden Worten Tom Searle, den Gitarristen, Bandgründer und Songschreiber der ARCHITECTS, der im vergangenen Jahr verstarb. Ein eindrucksvolles Finale für einen hervorragenden Auftritt.

23.50 In Extremo

Galerie mit 26 Bildern: In Extremo auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Nach einem kleinen, aber gelungenen Back-To-The-Roots-Überraschungs-Set am Mittwoch legen sich IN EXTREMO für ihre Headliner-Show richtig ins Zeug. Trotz etwas Verspätung ist die Stimmung ausgezeichnet und das Mittelalter-Rock-Gespann beginnt seinen Auftritt mit dem Song „Feuertaufe“ und allerlei Pyro-Effekten. Die Zuschauer sind von Anfang an textsicher und toben bereits ab dem dritten Song „Vollmond“. Dementsprechend gut gelaunt sind IN EXTREMO und grinsen die Show über, was das Zeug hält. Michael Rhein begrüßt die am späten Abend versammelte Menge humorvoll mit den Worten: „Guten Morgen, Summer Breeze!“. Anlässlich ihres tausendsten Konzertes haben die Rocker ein paar Überraschungen mitgebracht. So holen sie nach „Störtebeker“ für den Song „Unsichtbar“ einen alten Freund auf die Bühne – und zwar KREATOR-Fronter Mille Petrozza, welcher bereits auf dem Album „Sterneneisen“ die Vocals beigesteuert hat. Auch wenn es auf den ersten Blick ungewohnt ist, ihn ohne E-Gitarre auf der Bühne zu sehen, legt er einen astreinen Auftritt hin. Für den Titeltrack des letzten Albums „Quid Pro Quo“ soll das Publikum nochmal alles geben: Michael Rhein meint: „Wir üben das jetzt mal. Ich schreie ‚Quid Pro Quo‘ und dann ihr.“ Wie einstudiert, sitzt das Mitsingspielchen bereits beim ersten Mal. Es folgen die Songs „Liam“, „Mein rasend Herz“ und die russische Version von „Schwarzer Rabe“. Mit dem Mittelalter-Kracher „Pikse Palve“ beenden IN EXTREMO ihre Show. Ein grandioses Feuerwerk sorgt am Abschluss für entsprechende Stimmung, denn ein tausendstes Konzert kann nicht besser gefeiert werden, als es die Band bei ihrer Show vormacht.

00.30 Revel In Flesh

Galerie mit 16 Bildern: Revel In Flesh auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Es ertönt ein weiteres Mal „In The Name Of The Flesh“ und eine morbide Atmosphäre verbreitet sich, wie es bei dem schwäbischen Fünfer-Gespann Tradition ist. Auch wenn der Anfang etwas verhalten ist, so geht das Publikum beim zweiten Song ohne Gegenwehr in den Pit. Neben altbekannten Perlen wie „In The Name Of The Flesh“ oder „Death Cult Legions“ stehen auch aktuelle Songs des Albums „Emissary Of All Plagues“ auf der Setlist. Die Show ist im altbekannten REVEL IN FLESH-Stil gehalten und besticht vor allem durch rohe Riffs, kernige Töne und Blastbeats; eben alles, was das Old-School-Death-Metal-Herz höher schlagen lässt. Mit den Worten „Jetzt wird der Nacken gebrochen!“ richtet sich Frontmann Haubersson an das Publikum und wird prompt mit Rufen nach Zugabe belohnt. Wahrhaftig eine Show im Namen des Fleisches.

01.00 Wardruna

Galerie mit 15 Bildern: Wardruna auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Nach der extravaganten IN EXTREMO-Show wirken WARDRUNA dagegen wie ein krasses Kontrastprogramm. Die Norweger vermitteln auf der Mainstage ein intimes Gefühl, was man so meist nur von Unplugged-Konzerten kennt. So besticht die Nordic-Ritual-Folk-Show der Band um Einar Selvik und Lindy Fay Hella vor allem durch selbstgebaute Instrumente und seine akustische Natur. Das Publikum ist gebannt und ruhig, trotz der Tatsache, dass es sich vor der Hauptbühne befindet. Doch die Menge hängt der Band an den Lippen und Instrumenten – gibt sich den mystischen Klängen einfach hin. Bereits beim Opener „Tyr“ macht sich Gänsehaut breit und die Band spielt ihr gesamtes Set ohne Kommentar runter – in diesem Fall ein großes Plus. Es entsteht eine ganz besondere Stimmung, die das musikalische Empfinden umso intensiver macht. Erst gegen Ende der Show gibt Selvik ein zurückhaltendes „Danke“ von sich, bevor mit „Helvegen“ das Ende eingeläutet wird. Für alle, die die Band nochmal sehen wollen: Im Oktober spielen WARDRUNA zwei weitere Konzerte in Deutschland.

01.00 Ensiferum

Galerie mit 15 Bildern: Ensiferum auf dem Summer Breeze Open Air 2017

ENSIFERUM bestätigen von Beginn ihres Sets an, dass sie eine starke Liveband sind: Die Viking Metaller liefern mit „From Afar“ einen beeindruckenden wie motivierten Einstieg, den das Publikum ihnen mit schwingenden Fäusten, wehenden Haaren und packenden Chören dankt. Sowohl mit Bühnenbild und Lichtshow als auch neuem Material in Form von „Way Of The Warrior“ wirft das kommende Album „Two Paths“ seine Schatten voraus. Rasant und ungebändigt nehmen die Finnen die komplette Bühne ein und verfehlen einander oft nur knapp. Technische Probleme beim Schlagzeug überbrücken ENSIFERUM mit einer Blues-Improvisation. Auch ihre Folk-Metal-Version von IRON MAIDENs „The Trooper“ bleibt dank Begleitung von Akkordeon und textfestem Publikum im Gedächtnis. Die fortgeschrittene Stunde scheint Sänger Pedri Lindroos ganz gut zu gefallen und bescheinigt seiner Band dafür eine gewisse Tauglichkeit. Über die unerfüllten „Iron“-Forderungen tröstet der Klassiker „La La Hei“ hinweg und beschert ENSIFERUM ordentlichen Applaus.

02.00 Firtan

Galerie mit 10 Bildern: Firtan auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Vorsehen – FIRTAN am Abend haben mit FIRKIN am Morgen nichts zu tun. Letztere sorgten auf der Summer Breeze Stage für Erhellung, FIRTAN hingegen tauchen die Camel Stage in Düsternis. Die Lörracher Formation folgt der derzeitigen Black-Metal-Kapuzenmode, überhaupt bemühen sie sich mit Vintage-Style nebst Kunstblut um eine mysteriöse Aura. Und dies erfolgreich, auch, weil Nebenmaschine und blaues Bühnenlicht ihr Übriges tun. Die Stimmung passt vortrefflich zu den arkanen Pagan-Black-Melodien. FIRTAN räumen allen drei bisherigen Veröffentlichungen Platz auf der Setlist ein und bieten sogar bis dato Ungehörtes („In lichtlosen Tiefen“) dar – und das alles mit nur vier Tracks. Respekt. Dass die Bude um diese Uhrzeit nicht mehr brechend voll ist, mag den zehrenden Tagestemperaturen geschuldet sein. Dennoch gehen die ersten drei Reihen gut mit und der erste Festivaltag zu Ende.

02.30 Cryptopsy

Galerie mit 10 Bildern: Cryptopsy auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Mit Blut und Nostalgie geht es straff auf den Morgen zu. CRYPTOPSY geben ihr Kultalbum „Non So Vile“ zum Besten – und das Track für Track für Track. Zu deren Veröffentlichung hatte Sänger Matt McGachy vermutlich ganz andere Sorgen, steckte er doch 1996 noch in den buchstäblichen Kinderschuhen. Dass das Dargebotene nicht seiner Feder entspringt, kommt einem angesichts der passionierten Vorstellung nicht in den Sinn. Leidenschaft und Druck ersetzen bei den Kanadiern opulente Inszenierung: Lediglich mit dem Artwork-Backdrop, etwas Nebel und rotem Licht, dafür aber einer dicken Schippe technisch versiertem Death Metal beschleunigen sie den Puls der Festivalbesucher – und sorgen trotz später Stunde und komplexer Kost vor der T-Stage für Zulauf. Der Präsenz der Band und Stimmgewalt McGachys kann man sich allerdings auch nur schwer entziehen. Ordentlich auf Touren und mit aufpeitschenden Ansagen wie „You are the troopers of Summer Breeze, burn your fucking head“, bescheren CRYPTOPSY den besonders Hartgesottenen einen Festivalhöhepunkt und entlassen sie schließlich kaputtgespielt auf den Zeltplatz.

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26.09.2017

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