Ultima Ratio Fest 2023
Sommer-Festival-Feeling im Frühherbst

Konzertbericht

Billing: Paradise Lost, Primordial, Omnium Gatherum und Harakiri For The Sky
Konzert vom 11.10.2023 | ORWOHaus, Capitol, Kronensaal, Berlin, Hannover, Hamburg

Hamburg, Kronensaal – 12. Oktober 2023

Bericht: Louisa Esch (Hamburg, Kronensaal)
Bilder: Marvin Heins (Hamburg, Kronensaal)

Dass man vor dem Bambi – beziehungsweise der größeren Halle des Hamburger Kulturpalasts, dem Kronensaal – Schlange stehen muss, ist schon lange nicht mehr vorgekommen. Die Kombination aus Bands für das Ultima Ratio Fest 2023 hat allerdings für eine fast ausverkaufte Location gesorgt, sodass sich am Donnerstagabend eine Horde schwarzgekleideter Metaller durch das Nadelöhr aus Tresen und Merch vorbei in den Kronensaal schiebt, um pünktlich um 18.20 Uhr OMNIUM GATHERUM zu sehen.

OMNIUM GATHERUM eröffnen mit maximaler Energie

Trotz der frühen Stunde, die auch dazu führt, dass das Gedränge vor der Bühne noch nicht allzu groß ist, sind die finnischen Melodic-Death-Metaller mit ihrer gewohnten Energie am Start und lassen sich nicht lange bitten, sondern starten direkt voll durch. Sänger und Duracell-Hase Jukka Pelkonen hat seine deutschen Ansagen offensichtlich geübt und ist um Interaktion mit dem Publikum sichtlich bemüht.

Das braucht allerdings noch eine Weile, um aufzutauen. Dabei soll “Frontiers“ helfen, das laut Pelkonen perfekt dafür ist, um Schüchternheit aufzulösen und vehementes Headbangen zu initiieren. Dabei hilft er aber auch selbst ein bisschen nach und nimmt den Kopf eines Fans in der ersten Reihe in die Hand, um dabei Hilfestellung zu leisten, sodass spätestens beim vorletzten Song der Setlist “New Dynamic“ dann auch ein kleines bisschen Dynamik vor der Bühne Einzug hält.

Gemeinsames Singen im Pit bei HARAKIRI FOR THE SKY

Davon profitieren HARAKIRI FOR THE SKY, die mit “I, Pallbearer“ die Bühne erobern und direkt die neu erworbenen Headbanging-Skills des Publikums ernten. Jedes Mal wieder erstaunlich ist dabei die Transformation, die Sänger J.J. durchgemacht hat, der zwar immer noch teilweise mit dem Rücken zum Publikum kniet und sich an dem Kabel seines Mikrofons festhält, aber im Laufe der letzten Jahre eine echte Bühnenpräsenz entwickelt hat und es so problemlos schafft, die Hamburger Fans mitzureißen.

Zwischenansagen sparen die Österreicher sich und setzen stattdessen auf Spielzeit, bis sie nach “Sing For The Damage We’ve Done“ wortlos die Bühne verlassen, aber nach einem kurzen Regeneinspieler für das finale “Calling The Rain“ noch einmal zurückkommen. So kann man auch Zugabe sagen. Hier läuft die Band noch einmal zu Höchstform auf und nachdem die Fans zusammen mit J.J. mit erhobenen Mittelfingern „Fuck this life“ brüllen, springt er für die letzten Minuten des Songs runter ins Publikum um von dort aus die letzte Strophe zu singen und zu headbangen, bevor er schließlich den Kronensaal verlässt. Großes Kino!

Wein-Sharing mit PRIMORDIAL

Einen völlig anderen Ansatz was Interaktion mit dem Publikum angeht verfolgen die Iren PRIMORDIAL. Sänger Alan „Nemtheanga“ ist von der ersten Sekunde an, in der er mit seiner mitgebrachten Weinflasche die Bühne betritt, sehr um einen Dialog mit den Fans bemüht und reicht seine Flasche sogar zwischenzeitlich für einen kurzen Schluck ins Publikum.

Auch musikalisch machen PRIMORDIAL heute Abend keine Gefangenen und haben die perfekte Setlist mitgebracht. “As Rome Burns“ eröffnet den Abend, der aus einem Querschnitt aus den Fan-Favoriten und einer kleinen Geschmacksprobe vom neuen Album inklusive Titeltrack “How It Ends“ besteht. Nemtheanga zeigt sich von seiner besten Seite, erzählt die Hintergrundgeschichte zu “To Hell Or The Hangman“ und muss immer wieder ins Publikum lachen, obwohl er sich seiner Bühnenpersona zuliebe sichtlich um ein ernstes Gesicht bemüht.

“We got two more, then we will fuck off”, heißt es dann nach ”Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is An Orphan”, das beweist, dass das neue Album mehr als livetauglich ist. Das nimmt das Hamburger Publikum zum Anlass, für die letzten beiden Songs noch einmal alles zu geben und nach dem finalen “Empire Falls“ eine glückliche Band unter Dank und Händeschütteln wieder von der Bühne zu entlassen.

PARADISE LOST laden zur Gothic-Party

Jetzt heißt es Bühne frei für die mächtigen PARADISE LOST, die dem Kronensaal endlich ansehen lassen, dass er fast ausverkauft ist. Hier kommen vor allem die Fans, die durch das breit aufgestellte Billing mit den anderen Bands vielleicht nicht ganz so viel anfangen konnten, endlich voll auf ihre Kosten.

Zu “Faith Divides Us – Death Unites Us” ist der Bass teilweise so weit aufgedreht, dass die einen ein wohliges Kribbeln, die anderen latente Panik vor Einsturzgefahr verspüren. Ganz so schnell sollte das mit dem vereinenden Tod bitte doch nicht eintreten. Dem Thema zwar treu bleibend, gehen PARADISE LOST noch deutlich weiter in ihrer Diskographie zurück und spielen das aus 1992 stammende “As I Die“, das von den Fans aufgenommen und aus vielen Kehlen zurückgesungen wird.

Nach etwa fünfzig Minuten Spielzeit in sehr rotem Bühnenlicht hören die Gothic Metaller dann auf, lassen sich für eine finale Zugabe aber noch einmal auf die Bühne bitten. “Say Just Words“ und “Ghosts“ lassen die Fans noch einmal alles geben, dann ist die Gothic-Party und damit auch das Ultima Ratio Fest 2023 in Hamburg schon vorbei.

Galerie mit 16 Bildern: Paradise Lost - Ultima Ratio Fest 2023 in Hamburg

Gegensätze ziehen sich an

Obwohl die gebuchten Bands einiges gemeinsam haben, gibt es unter den Fangemeinschaften nicht die größten Überschneidungen. Ordentlich abgeliefert hat heute Abend allerdings jede einzelne Band. Die relative Kürze der Sets war bis oben hin vollgepackt mit Fan-Favoriten, sodass sowohl Bands als auch Publikum mit einem zufriedenen Lächeln den Kronensaal verlassen und vor der Tür entweder unter sich noch einmal gemeinsam in Erinnerungen schwelgen – oder anderen Fangrüppchen den Reiz der eigenen Lieblingsband erläutern. Wer weiß, in wie vielen Kleiderschränken ab sofort HARAKIRI FOR THE SKY neben PARADISE LOST hängt.

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28.10.2023

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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