With Full Force
Der große Festivalbericht vom WFF XXI 2014

Konzertbericht

Billing: Amon Amarth, Behemoth, Bring Me The Horizon, Hatebreed, Motörhead, Rob Zombie und Volbeat
Konzert vom 2014-07-06 | Flugplatz Roitzschjora, Löbnitz

Sonntag

THE OCEAN

THE OCEAN werden leider recht früh am Sonntagmorgen auf die Main Stage gepackt. Musikalisch sind die Wahl-Schweizer über jeden Zweifel erhaben und legen mit druckvollem und definiertem Sound direkt ohne große Umschweife los. Leider ist es vor der Bühne eher überschaubar, schade für die Jungs. Die komplexen Songs, die sich vielleicht am besten als Mischung aus wütend-aggressiven Ausbrüchen und langsam dahin walzenden getragenen Momenten beschreiben lassen, schaffen eine willkommene Abwechslung an diesem Wochenende. Sollten THE OCEAN noch einmal eingeladen werden, würde ihnen eine spätere Spielzeit sicher blendend zu Gesicht stehen und ihnen die verdiente Anerkennung durch einen gut gefüllten Publikumsraum verschaffen.

Galerie mit 12 Bildern: The Ocean - With Full Force 2014

 

THE DILLINGER ESCAPE PLAN

Galerie mit 9 Bildern: Dillinger Escape Plan - With Full Force 2014

Im weiteren Festivalverlauf hat eine Band mit dem Namen VOLKSMETAL versucht den Gästen einzuheizen – sinnlos bei gefühlten 50°C vor der Hauptbühne. THE OCEAN und DEATH BEFORE DISHONOR waren nur Vorgeplänkel, denn eine der irrsten Bands des Festivals betritt nun um 16 Uhr die Bühne. Greg Puciato von THE DILLINGER ESCAPE PLAN verliert nicht ein Wort, blickt nicht einmal von der Bühne hinab. Er legt augenblicklich los und grölt seine Songtexte sofort heraus. Er springt wie ein kleiner Junge auf und ab, von Ecke zu Ecke. Der Rest seiner Schattenmänner ballert ein Gemetzel aus den Boxen, dass einem die Spucke weg bleibt. Unglaublich wie die Herren ihre Instrumente beherrschen. Sogar während er auf den Händen des Publikums getragen wird, ist dem Gitarristen kein Fehlgriff anzumerken. Energiegeladen wie eh und je werden Klassiker und Stücke des aktuellen Albums „One Of Us Is The Killer“ kombiniert. Dazu fällt nur eins ein: Mit Anlauf voll in die Fresse! Großartig und mit nur 40 Minuten Spielzeit viel zu schnell vorbei.

 

SEPULTURA

With Full Force

Jetzt ist es an der Zeit, den Metal-Veteranen SEPULTURA die Bühne zu überlassen. Einmal mehr wird ihnen hier die Möglichkeit gegeben, den Angereisten ordentlich einzuheizen. Mit einer über 30-jährigen Bandgeschichte, in der die Belegschaft fast einmal komplett ausgetauscht wurde, gehören sie dieses Jahr mit zu den erfahrensten Gruppen des Line-Ups. Verspieler, gröbere Schnitzer oder aufgeregtes Zappeln sind während der 45 Minuten Spielzeit von keinem der Brasilianer auszumachen. Ganz im Gegenteil, Derrick Leon Green steht wie ein Fels in der Brandung auf der Mainstage und lädt mit Granaten wie „Propaganda“ und „Refuse/Resist“ zum kollektiven Headbangen ein. Natürlich dürfen die blutigen Wurzeln auch nicht fehlen und so runden SEPULTURA einen klasse Auftritt mit „Roots Bloody Roots“ ab.

Galerie mit 8 Bildern: Sepultura - With Full Force 2014

 

ARCHITECTS

Die Architekten aus Brighton England bauen sich bei ihrer Show auf der Tentstage ein schönes Gerüst. Und zwar das Gerüst aus ihrem unverwechselbaren Sound. Die ARCHITECTS vereinen Metal- und Math-Core mit Post-Hardcore, speziell aber gut. Ihre neue Scheibe „Lost Forever // Lost Together“ die hier zum größten Teil performt wird, untermalt das zusätzlich sehr eindrucksvoll! Die Leute sind restlos begeistert, jede kleinste Showeinlage von Sam Carter wird von tosendem Jubel begleitet. Crowdsurfen?! Logisch! Es sind gefühlt mehr Menschen oben als Hände, die sie tragen können unten. Gänsehaut pur bei „Dead Man Talking“, was für ein Brett. Vor der Bühne fliegen die Fetzen, alle sind völlig am Ausrasten. Unglaubliche Szenen. Gigantisch! Man ist sprachlos und könnte ohne Ohren im Kreis grinsen. Saustark! Empfehlung für die Mainstage im nächsten Jahr!!!

 

COMEBACK KID

Die letzte Band beim diesjährigen Hardbowl sind die Hardcore-Punker COMEBACK KID aus Winnipeg, Kanada. Letzte Chance für alle Hardcore-Fans, nochmal die Sau rauszulassen. Ein paar Überlebende sind dann auch vor Ort. Quatsch, alle Fans sind da! Im und um das Zelt, sind alle Plätze ausgebucht. Nichts geht mehr, nicht mal für die kleinste Maus wäre hier noch Platz. Und das Vorbeischauen lohnt sich: Knapp eine Stunde dürfen wir der klanglich ausgezeichneten Show lauschen. Die wie man sagen kann, mehr als Eindruck hinterlässt. COMEBACK KID hat mindestens einen neuen Fan hinzugewonnen. Das Album ist bereits in meine Bibliothek gewandert und läuft mehr oder weniger den ganzen Tag durch! Danke Jungs!

 

Impressionen

Galerie mit 16 Bildern: Impressionen - With Full Force 2014

 

BEHEMOTH

Von vielen heiß erwartet, treten nun die polnischen Black Metaller BEHEMOTH an, um den härtesten Acker Deutschlands beben zu lassen. Leider ist es nicht der beste Tag der Düstermänner um Frontmann Nergal. Mit dem starken neuen Album „The Satanist“ im Gepäck und ihren größten „Hits“ gewappnet, konnte eigentlich nicht viel schief gehen, wären da nicht die zumindest für die Atmosphäre schädliche Tageszeit am frühen Abend, die unerbittlich brütende Hitze und der wenig druckvolle, zeitweise etwas matschige Sound. Auch die beeindruckenden Pyro-Elemente verlieren bei der Helligkeit erheblich an Wirkung. BEHEMOTH wären in der Knüppelnacht wesentlich besser aufgehoben gewesen. Dennoch lassen Perlen wie „Ov Fire and Void“ oder „Demigod“ kaum Zweifel an der musikalischen Klasse der Polen, die ihre Songs trotz der Umstände gnadenlos durch die PA prügeln und dabei ein Aggressionslevel und eine Präzision an den Tag legen, von denen sich andere Bands diverse Scheiben abschneiden können.

 

BRING ME THE HORIZON

BRING ME THE HORIZON sind die vorletzte Band des Tages auf der Hauptbühne. Die Erwartungen sind entsprechend hoch. Eine Stunde hat die Band Zeit, um sich in die Köpfe des Publikums zu beamen und sich dort fest zu brennen. Aber diese Stunde brauchen sie gar nicht. Das Intro der Band ist noch nicht mal zu Ende, da stellen sich schon die Nackenhaare hoch. Oliver Sykes samt Anhang betritt die Bühne und der Mob lechzt nach Gebolze und Gegröle. BMTH lassen sich nicht lang bitten und servieren Metalcore der feinsten Art auf dem sprichwörtlichen Silbertablett. „The House Of Wolves“, „And The Snakes Starts To Sing“, „Antivist“, um nur einige Knaller zu nennen, schmettern auf den Zuhörer nieder. „Sykes hat es drauf“, schreit einer neben mir. Ja! Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Der beste Metalcore kommt an diesem Tag aus England. Guter Fußball schon lange nicht mehr. Wo wir beim Thema wären. Der deutsche Sieg wurde doch von einigen Bands mehr als ausgeschlachtet, um sich ein Jubel mehr einzuheimsen. Außerdem war es mal wieder viel zu warm. Seit Jahren gibt es beim Force immer nur noch heiß oder scheiß, aber stabile Bierpreise! Und das ist erfreulich.

 

MOTÖRHEAD

Galerie mit 3 Bildern: Motörhead - With Full Force 2014

In Anbetracht der Krankheitsgeschichte des Herren Kilmister im Verlauf des vergangenen Jahres, konnte man bis zum Schluss gar nicht mal so sicher sein, dass die Herren von MOTÖRHEAD ihren diesjährigen Auftritt auf dem WFF auch wirklich absolvieren können. Doch da Lemmy durch seine Whiskey-und-Zigaretten-Kur anscheinend seine inneren Organe derart kontinuierlich konserviert hat, scheint er mit konventionellen Methoden nicht so leicht totzukriegen zu sein. Dennoch kann man an diesem heißen Sonntagabend in Roitzschjora schon den Eindruck gewinnen, dass die Performance der Briten etwas gebremst erscheint. Verständlich zwar, aber dennoch würde man dieser Legende des Rock’n’Roll wünschen, dass er sich zurückzieht und zumindest dafür sorgt, dass er wieder ganz auf dem Damm ist. Trotz zeitweise angezogener Bremse strafen MOTÖRHEAD ihre Zweifler, denn mit Rock’n’Roll-Brechern wie „Stay Clean“, „Just ‚Cos You Got The Power“, „Ace Of Spades“ oder „Damage Case“ machen die Jungs eindeutig klar, dass sie noch lange nicht fertig sind. Zwar hinterließ die Krankheit äußerliche Spuren, aber dank persönlicher Luftzufuhr röhrt Lemmy wie gewohnt ins Mic und schrubbt seinen Bass unerbittlich in den Boden. Fazit des Auftritts: MOTÖRHEAD und insbesondere Lemmy können es noch. Und das ist gut so.

 

LONG DISTANCE CALLING

Den würdigen Abschluss des diesjährigen FULL FORCE gestalten diesmal die Münsteraner LONG DISTANCE CALLING. Dabei liefern die (meist) Instrumental-Rocker genau den richtigen Soundtrack, um auf der einen Seite das Wochenende Revue passieren zu lassen und auf der anderen Seite noch einmal die letzten Kräfte zu mobilisieren und sich vor der Heimreise den letzten Staub aus dem Haar zu schütteln. Denn zwischen ruhigeren, Akkustikgitarren-lastigen Passagen setzen die Jungs richtig portioniert Abschnitte wütenden und mitreißenden Rocks! Sehr schön!

 

 

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30.07.2014

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