Volbeat - God Of Angels Trust

Review

Galerie mit 32 Bildern: Volbeat - Servant Of The Road World Tour 2022

Denkt der normalsterbliche Metal-Konsument an VOLBEAT, dann dürfte dieser an die angestammte, von der Band eigentümlich intonierte Variante des metallischen Rockabilly denken. Damit sind die Dänen um Michael Poulsen immerhin populär geworden und füllen bis heute regelmäßig Stadien und Tanzbars, auch wenn sich speziell Poulsen mit Projekten wie ASINHELL durchaus einen guten Anteil an Metal-Credibility bewahren konnte. Seit mit „Seal The Deal & Let’s Boogie“ praktisch die metallische Rockabilly-Charakteristik seiner Stammkapelle im Interesse eines salonfähigeren Sounds über Bord gegangen ist, scheinen die Dänen mit voller Absicht für die breite Masse komponieren zu wollen, was im ersten Moment erstmal mindestens 1000 Miese auf der Trveness-Skala bedeutet.

Der Rockabilly-Freischwimmer scheint sich endlich auszuzahlen

Und dann ist unsereins in der Rolle als prinzipiell eher kommerzkritischer Rezensent in die Bredouille geraten, das neue Werk „God Of Angels Trust“ zu bewerten – und ertappt sich selbst dabei, wie man zu den anno 2016 noch arg für den „Load“-/“Relaod“-trächtigen Sound der „Seal The Deal“-Tage plötzlich Gefallen an der Mische irgendwo zwischen MEGADETH und den Stadion-Anthems der frühen VAN HALEN zum Ausdruck bringen muss. Ist auf Empfängerseite nun offiziell die Dad-Metal-Ära eingetreten? Möglich wäre es. Aber viel wahrscheinlicher ist, dass VOLBEAT anstatt ihrer Rockabilly-Standards schlicht und ergreifend ein großartiges, hymnenträchtiges Album irgendwo zwischen MEGADETH, VAN HALEN und neueren ARMORED SAINT eingespielt haben.

Frugen wir vor einiger Zeit, wohin es VOLBEAT wohl treiben würde, scheint Rock ’n Roll á la Elvis, Glen Danzig und Co. auf „God Of Angels Trust“ nur noch passagenweise durch, speziell auf „In The Barn Of The Goat Giving Birth To Satan’s Spawn In A Dying World Of Doom“, das genausogut auch als Opener auf „Beyond Hell/Above Heaven“ hätte sekundieren können. Poulsens Stimmfarbe ist zugegeben wie immer die Gleiche, sodass dahingehend kein Neuland zu erwarten ist. Im Bezug auf letztgenannten Song bedeutet das natürlich eine gewisse Vertrautheit, die wiederum schamlos als Stärke ausgenutzt wird. Für die metallischeren Tracks wiederum bedeutet das, dass Poulsen dank passendem Backdrop im Bereich des breitbeinigen Dad-Metals seine stimmliche Nähe zu John Bush als Trumpf erfolgreich ausspielt und an passenden Stellen passend durch ätherische Chöre unterstützt wird.

Zwar komponieren VOLBEAT ganz klar noch für die große Menge

Damit sind VOLBEAT, was den Arena-Faktor angeht anno 2025, in etwa auf einem Level unterwegs wie GHOST. Man bekommt auf Hörerseite im Grunde die erwartete Kost, aber mit sinnigen Feinjustierungen, die den Sound ungemein verstärken, ohne ihn zu verraten. Denn ähnlich wie Tobias Forge scheint sich auch Michael Poulsen seiner Rolle als Hitfabrikant nur zu gewahr zu sein und bedient diese, allerdings – wiederum wie Forge – nicht auf geist- und seelenlose Corporate-Weise sondern tatsächlich in einer Manier, wie sie vorbildlich für den Metal-Sektor scheint – ganz im Stile von GHOSTs „Skeletá“ eben unter Umkrempelung aber eben nicht Umdefinition des eigenen Sounds.

Der Teufel steckt wie so oft im Detail. VOLBEAT agieren vermehrt im Metal á la METALLICA in den Neunzigern bzw. – zieht man die teilweise echt großartigen Riffs in Betracht – MEGADETH in ihren inspiriertesten Momenten, d. h. irgendwo zwischen „Peace Sells“ und „Countdown To Extinction“. Rockabilly wird vermehrt als eine Randnotiz behandelt, was es bei den Dänen im Grunde seit fast 10 Jahren mittlerweile auch nur noch ist. Statt der Vergangenheit hinterher zu hecheln, wird diese geschmackvoll anerkannt, während der neue Sound zwischen zünftigem BBQ-Riffs und großen Hard Rock-Hooks praktisch hält, was all die offensichtlichen Vorbilder versprechen. Ist es irgendwie clever oder erfrischend eingespielt? „Effizienz“, heißt das Zauberwort.

Doch sie haben sich dabei einen guten Anteil an Metal-Trveness bewahrt

Sagen wir mal so: Es bedient die technischen Standards, erfüllt damit die notwendigen Bedingungen für ein hinreichend erfolgreiches Release. Die Platte geht aber noch ein Stück weiter und liefert Arena-Metal mit kompetenten Hooks, angemessen zünftigen Riffs und einer Darbietung Poulsens, der das Maximum aus seinem Stimmumfang heraus holt. Die überlebensgroße Produktion, das Songwriting, durch das das XXL-Selbstbewusstsein des Herrn Poulsen nur so hindurch scheint, und die erfrischende, unverblümte Metal-Nähe der Veröffentlichung machen „God Of Angels Trust“ zu einem unerwarteten VOLBEAT-Geheimtipp – vor allem für Nichtmöger der Dänen! Unterdessen werden Verfechter der Herren mit den Hits, die sie in petto haben, eine zweifellos helle Freude haben.

Shopping

Volbeat - God Of Angels Trustbei amazon17,97 €
13.06.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Shopping

Volbeat - God Of Angels Trustbei amazon17,97 €
Volbeat - God Of Angels Trust (Ltd. Deluxe Edition)bei amazon24,97 €
Volbeat - Volbeat, Neues Album 2025, God Of Angels Trust, CDbei amazon33,90 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37762 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare