Cadaveria - Horror Metal

Review

Eigentlich kriege ich nervöse Zuckungen, wenn Bands hochgewachsene, in Korsagen geschnürte Mädels mit unschuldigem Gothic-Mädchen-Blick zum Singen vorschicken, um von ihrer eigenen mittelmäßigen Performance abzulenken. Und das nicht, weil ich das so nett anzuschauen finde. Aber es gibt Ausnahmen. OPERA IX waren so eine Ausnahme, und CADAVERIA – die „neue“ Band der gleichnamigen ehemaligen OPERA-IX-Sängerin – ist auch eine Ausnahme (selbst wenn sie die Dame trotzdem gerne vorzeigen).

Warum? Weil CADAVERIA kein unbeholfen trällerndes Mädchen ist, sondern allem Anschein nach eine selbstbewusste und bei aller Weiblichkeit durchaus fast burschikose Frau, die auch so singt. Das kann sie mit klarer, angenehm tiefer und unverbildeter Stimme, aber auch durchaus mit sowohl deftigem Aggressionspotential als auch fast FEAR-FACTORY-artiger Kühle („The Night’s Theatre“).

Glücklicherweise müssen CADAVERIA mithilfe ihrer Frontfrau auch nicht davon ablenken, dass sie nichts können – sie können nämlich durchaus was. „Horror Metal“ ist zwar leider ein irreführender und geradezu dämlich gewählter Titel, aber für das, was drinsteckt, muss man sich nicht fremdschämen. In erster Linie ist der Inhalt steril gehaltener Dark Metal sehr moderner Prägung, der zwischen industrieller Präzision in der Tradition neuerer SAMAEL („Assassin“), eingängig-stampfigem Black Metal aus der KHOLD- oder SATYRICON-Ecke („Death Vision“, „The Days Of The After And Behind“) und fast aus dem Melo Death entliehenen Rhythmen („Whispers Of Sin“) pendelt. Omnipräsent ist dabei das Keyboard, das dicke Teppiche unter die ziemlich fetten Gitarren und das saupräzise Schlagzeug legt.

Angenehm an „Horror Metal“ ist, dass es fast kitschfrei und überhaupt qualitativ durchgehend hörbar zur Sache geht. Der Superhit schlechthin ist CADAVERIA zwar nicht gelungen, dafür aber elf durchaus ansprechende Songs, die lediglich über die Spielzeit von 50 Minuten ziemlich vorhersehbar werden. Horror-Fans werden über den Titel zwar nur genauso herzhaft lachen wie über das typisch geschmacklose Italo-Horror-Cover – aber dafür werden vielleicht diejenigen zugreifen, denen DEADLOCK zu belanglos und DARK AGE zu poppig geworden sind.

16.01.2012

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