
Erst einmal natürlich gute Nachrichten für die neu gegründete finnische Formation CERESIAN VALOT: Das Debütalbum „Uumen“ ist fertig und erscheint mit Prophecy Productions direkt bei einem nicht gerade unbedeutenden Label. Gute Nachrichten gibt es aber möglicherweise auch noch für Fans einer anderen Formation. Moment… Déjà-vu? Irgendwie klingt dieser Satz vertraut. Na klar, er findet sich genau so in der Einleitung der vor kurzem erschienen Review zu „Night Verses“ von THE MAN-EATING TREE wieder – und es geht auch schon wieder um exakt dieselbe Band: GHOST BRIGADE. Dieses Mal handelt es sich um einen wesentlichen Teil der Besetzung vor der Auflösung – natürlich minus dem bei THE MAN-EATING TREE eingestiegenen ehemaligen Sänger Manne Ikonen. Also nochmal Grund zur Hoffnung auf ein Anknüpfen an die nihilistische Melancholie – oder beschreiten CERESIAN VALOT womöglich völlig andere Wege?
CERESIAN VALOT – Eine ganz andere Richtung
Während die einleitende Melodie von „Ajattomuus / Rajattomuus“ erst einmal sehr klassisch klingt, fast ein wenig an BLACK SABBATH erinnert, ändert sich das schon mit Einsetzen der Leadgitarre. Spätestens mit der ab der zweiten Minute einsetzenden Melodie ist sie unverkennbar, die Melodieführung von Gitarrist und Hauptsongwriter Wille Naukarinen, die an die erleichternden Momente erinnert, in denen sich GHOST-BRIGADE-Songs öffneten und in aller Verzweiflung zumindest etwas Hoffnung erkennen ließen. Mit Einsatz des Gesangs von Panu Perkiömäki ist aber eindeutig klar: CERESIAN VALOT gehen in eine ganz andere Richtung.
Alternative Rock, Post-Rock, Singer/Songwriter und der „Depressive Rock“ von KATATONIA sind das, was den Sound des Sextetts aus Jyväskylä wohl am besten umschreibt. Neben Naukarinen sind übrigens noch Joni Vanhanen (Keyboards) und Veli-Matti Suihkonen (Drums) dabei – der zweite Gitarrist Tapio Vartiainen war außerdem bereits am GB-Nebenprojekt SONS OF AEON beteiligt. Daraus ergibt sich aber eben nicht zwangsweise ein Sound, der den beiden Vorgänger-Bands ähnlich sein muss. Insbesondere das eigenwillige, etwas nasale Timbre von Panu Perkiömäki sorgt hier, neben diversen Elektronik-Spielereien, für einen völlig anderen Vibe, der sicher auch gewollt ist.
Am besten funktioniert „Uumen“ in den zerbrechlichen, ruhigen Momente, die eher in die Indie-Richtung abdriften. Wird es aber deftiger, dann fällt extrem auf, dass die Vocals einfach nicht in der Lage sind, die Songs zu tragen, zu kraftlos daherkommen, teilweise aufgrund ihrer gewissen Gleichförmigkeit sogar nerven. Manchmal muss man mutig sein und versuchen zusammen zu bringen, was zunächst nicht zusammen passen will – manchmal sollte man es aber eben auch lassen. Bestes Beispiel: Der Kontrast aus GHOST-BRIGADE-Riffs und den Vocals in „Pohjavirtauksia“. Hier wünscht man sich einfach ein paar wuchtige Growls, die die Kraft, die der Song haben könnte, nicht verpuffen lassen.
Seltsames Stückwerk – „Uumen“
Auch nach dem sechsten, siebten Durchlauf von „Uumen“ lässt die Platte einen irgendwie ratlosen Rezensenten zurück. CERESIAN VALOT erschaffen nichts halbes und nichts ganzes, vieles will einfach nicht zusammen passen. Zerbrechlicher Pop-Rock, Indie-Elektronika, KATATONIA-Melancholie, dann aber wieder Doom-Riffs und Passagen die nach alten GHOST BRIGADE klingen. Irgendwo logisch, betrachtet man den Werdegang der beteiligten Musiker, ist das Ergebnis aber eben doch eher ein seltsames Stückwerk.
Auch der Versuch des „Schönhörens“ will nur teilweise klappen, dabei entpuppt sich das Instrumental „Karavaaniseralji“ noch als beste Nummer der Platte, die die meiste Zeit irgendwie dahinplätschert, im schlechtesten Fall aber auch wirklich langweilt. Schade ist es um die immer wieder guten Ideen, die zwischendurch aufblitzen und zumindest hoffen lassen, dass sich CERESIAN VALOT einfach noch finden müssen. Möglicherweise klingt die Review jetzt sogar deutlich schlechter als die Platte tatsächlich ist, daher auch noch gut gemeinte sechs Punkte, allerdings ist es nun einmal extrem schade um das verschenkte Potential, bedenkt man, welche Großtaten die beteiligten Musiker schon vollbracht haben, an denen sie sich aber eben auch messen lassen müssen.
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