Clutch - Sunrise On Slaughter Beach

Review

Soundcheck September 2022# 12 Galerie mit 27 Bildern: Clutch - EU and UK Tour 2022 in Berlin

Vier lange Jahre haben die US-amerikanischen Stoner Rocker CLUTCH seit dem letzten Album „Book Of Bad Decisions“ ins Land ziehen lassen. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, wie sich das neue Album „Sunrise On Slaughter Beach“ im Gegensatz zum Vorgänger stilistisch aufstellen wird bzw. ob hier vielleicht eine stilistische Abzweigung zu vernehmen ist. Immerhin gehören die Jungs aus Maryland zu den kreativeren Vertretern des Stoner Rock, einem Genre, das sehr anfällig für Repetition und Gleichförmigkeit ist. Zumindest kann man den hier dargebotenen Sound jedoch direkt mit den eröffnenden Tönen des Openers „Red Alert (Boss Metal Zone)“ unverkennbar dem Vierer zuordnen, von Neil Fallons unvergleichbarer Johnny Walker-Reibeisenstimme hin zu den in Torf und Blues getränkten Gitarren.

Don’t judge an album by its cover

Das Coverartwork hat ja ein bisschen auf eine wilde, experimentelle Fahrt hoffen lassen. Aber man sollte ein Album nun mal nicht anhand der Illustration, welche dir Front ziert, bewerten. Und so erhält der Hörer hier kein fantastisches Cyberpunk-Tribal-Süppchen serviert, sondern ein recht konventionelles Rock-Album, das insgesamt etwas behäbiger daherkommt als die beiden Vorgänger „Psychic Warfare“ und „Book Of Bad Decisions“. Die Produktion zieht da mit und verpasst CLUTCH einen ziemlich zünftigen Sound, der die neugewonnene Schwere unterstreicht und ihr ordentlich Gewicht verleiht. Dazu ist der Sound der Gitarre im Gegensatz zu „Psychic Warfare“ beispielsweise sehr warm ausgefallen, clippt oder übersteuert praktisch zu keiner Zeit und ist einfach nur angenehm anzuhören.

Wo wir gerade das Wort „konventionell“ verwendet haben: Das ist tatsächlich die große Schwäche des Albums. Es klingt über weite Strecken wie ein x-beliebiges Rock-Album, das sich allein durch Fallons Reibeisenstimme abhebt. Der Opener „Red Alert (Boss Metal Zone)“ kommt recht flott aus der Hüfte geschossen und macht dadurch ordentlich was her. Aber der folgende Quasi-Titeltrack „Slaughter Beach“ klingt so uninspiriert, als hätten die Gitarren nichts besseres zu tun gehabt als die Blues-Tonleiter gelangweilt rauf und runter zu klettern. Das unaufgeregte Tempo hilft hier leider auch nicht weiter. „Mountain Of Bone“ hat Potential aufgrund der leicht an den „Immigrant Song“ gemahnenden Rhythmus und prägnanter Chord-Wechsel. Aber die Hook lässt seine Hörer dann doch leider etwas verdursten.

CLUTCH verpassen in der ersten Albumhälfte leider oftmals, ihre Songs mit Kreativität zu würzen

So richtig arbeiten sich erst beginnend mit „Mercy Brown“ einzigartige Gimmicks der Platte heraus, wie in besagtem Stücke die prägnante Atmosphäre. Hier hätte speziell im Mittelteil die Schere aber eingesetzt werden können, da sich der Song etwas zu lang anfühlt. „Skeletons On Mars“ führt dem Sound ebenfalls eine ordentliche Gewichtung auf Stimmung hinzu dank freizügiger Space- bzw. Psychedelic-Elemente, die fast aus dem gleichen Kräutergarten des DESERT MOUNTAIN TRIBE oder FARFLUNG stammen könnte. Und wenn „Three Golden Horns“ schon nicht mit interessanten Arrangements brilliert, so ist die recht finstere Chord-Folge in der Hook doch ein Hinhörer, der dem Song recht bedrohliche Vibes verpasst. Der Rausschmeißer zieht die Atmosphäre-Schraube dann ganz fest an, bekommt aber irgendwie auch nicht genug Wegstrecke zugemessen, um diese bedeutend auszubauen.

„Sunrise On Slaughter Beach“ geht über weite Strecken – hauptsächlich in der ersten Albumhälfte – zu wenig Risiken ein und wird eigentlich erst ab „Mercy Brown“ richtig gut. Dass das Album so kurz und bündig ausgefallen ist, können CLUTCH leider nicht ganz zu ihrem Vorteil nutzen. Das Album funktioniert als konventionelles Rock-Album ausreichend gut und wenn sie über sich hinaus wachsen, landen sie auch Hits. Aber ansonsten dürfte man, speziell angesichts früherer Leistungen des Quartetts, milde enttäuscht aus dem immerhin 13. Album rauskommen.

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15.09.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Clutch - Sunrise On Slaughter Beach

  1. Hellboy sagt:

    Authentischer, abwechslungsreicher „Rock“ der härteren Gangart. Stark und in heutiger Zeit selten zu finden!

    8/10