Cold Body Radiation - The Great White Emptiness

Review

Das sehr junge Label Dusktone aus dem italienischen Turin hat im Juli seine dritte Veröffentlichung auf die schwarzmetallische Welt losgelassen: Das niederländische Soloprojekt COLD BODY RADIATION präsentiert mit seinem ersten Lebenszeichen “The Great White Emptiness” eine “depressive Studie zur Natur des Lichtes” (so die Ankündigung Dusktones). Während KATATONIA auf den ersten Blick Pate für den Albumtitel gestanden haben könnten, sind die musikalischen Zutaten anderer Natur: Black Metal trifft hier auf Shoegaze, wie es schon AMESOEURS oder ALCEST zelebrier(t)en.

So ganz passt diese Einschätzung natürlich nicht, denn COLD BODY RADIATION wirken mitnichten wie eine bloße Kopie der französischen Wegbereiter: Einzelkämpfer M. verfolgt weniger den urbanen Touch der AMESOEURS-Veröffentlichungen, sondern erschafft Tondokumente, die im Wesentlichen von sehr entrückter, träumerischer Stimmung geprägt sind. Das liegt vor allem an den bis an die Schmerzgrenze verhallten Gitarren, die – zusammen mit allerlei spannenden Vorhalten – die acht Stücke unwirklich, ungreifbar, auf sonderbare Weise fluktuierend erklingen lassen und damit der “Natur des Lichts” alle Ehre machen. Dieser Ansatz wird durch wundervolle Klavier-Passagen unterstützt – beide Elemente erzeugen eine melancholische Stimmung, die mich persönlich an KLIMT 1918s letztes Album “Just In Case We’ll Never Meet Again” erinnert (nur dass dort die verständlichen Texte zur Grundatmosphäre des Albums beitragen). Dusktone haben mit ihrer Ankündigung also nicht zu viel versprochen.

Nun die Haken: Während der Bass zwar – eine hervorragende Idee! – aus seiner Rolle als Begleitinstrument heraustritt, werden die Figuren einerseits den Gitarren in ihrer Entrücktheit nicht gerecht, andererseits ist der Bass-Sound deutlich zu bodenständig, um sich in den Gesamtklang zu integrieren. Ein zweites Problem tut sich für mich beim Schlagzeug auf: Dieses ist nämlich viel zu leise – sicher braucht derartige Musik kein in den Vordergrund gemischtes, knochentrockenes Drumming, COLD BODY RADIATION schießen hier aber das Stückchen über das Ziel hinaus, das dem Bass zur vollendeten Unterstützung der Stimmung fehlt. Ich möchte – fast abschließend – die Vocals nicht unerwähnt lassen, die ähnlich dem Schlagzeug eher im Hintergrund agieren und weder verständlich noch besonders auffällig sind. Anders gesagt: Man hätte sie eigentlich auch weglassen können. Ich möchte behaupten, dass die Musik der großen weißen Leere ohne stimmlichen Beitrag noch atmosphärischer wäre.

Zum Schluss kann ich es mir nicht verkneifen, auf die physikalische Unsinnigkeit des Projektnamens hinzuweisen, da kalte Körper nicht strahlen (vielleicht wollte M. eigentlich auf die Schwarzkörperstrahlung hinaus?). Das ändert natürlich nichts daran, dass “The Great White Emptiness” (was mir physikalisch ebenfalls nicht ganz schlüssig erscheint) ein ziemlich beeindruckendes Debüt ist, das zwar gewisse Schönheitsfehler nicht verleugnen kann, jedoch hinter mäandernden Klangwänden enormes Potential offenbart. COLD BODY RADIATION sollte man als Anhänger melancholisch-verträumter Musik auf jeden Fall im Auge behalten.

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27.08.2010

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