Diamond Head - Lightning To The Nations (Remastered)

Review

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„Lightning To The Nations“ – das legendäre Debütalbum von DIAMOND HEAD aus dem Jahr 1980, wird als remasterte Version wiederveröffentlicht.

DIAMOND HEAD – der schwere Anfang

Obwohl DIAMOND HEAD mit ihren Demos so viel Aufmerksamkeit erregt hatten, um als Vorgruppe von AC/DC und IRON MAIDEN aufzutreten, hatten die Briten noch keinen Plattenvertrag. Das lag in erster Linie an Fehlentscheidungen des damaligen Managements, welches unter anderem von Linda Harris, der Mutter von Sänger Sean Harris, geführt wurde. Die NWOBHM nahm richtig Fahrt auf, Bands wurden von Majors gesignt und gingen auf große Touren, DIAMOND HEAD konnten kommerziell davon nicht profitieren.

Es reifte die Idee, das Debütalbum ohne Plattenvertrag mit geringstem Budget aufzunehmen. Die Aufnahmen zum „White Album“, so der ursprüngliche Name, entstanden 1979 mit Produzent Muff Murfin innerhalb von sieben Tagen im Old Smythy Studio in Worcester. Über dessen Kleinstlabel Happy Face Records wurde das Album in einer schlichten weißen Hülle ohne Titel oder Trackliste 1980 mit einer Erstauflage von 1000 Stück veröffentlicht. Der Verkauf fand über Konzerte und Versand, promotet mit einer einzigen Werbeanzeige, statt. Das Original wird heute verständlicherweise zu Höchstpreisen gehandelt. Die einzigen originalen 1,5-Zoll-Masterbänder waren jahrelang verschollen, nachdem diese DIAMOND HEAD an die deutsche Plattenfirma Woolfe Records geschickt hatten, welche das Album mit richtigem Cover und unter dem heute bekannten Titel „Lightning To The Nations“, benannt nach dem Opener, veröffentlichten.

Der große Einfluss von DIAMOND HEAD

Umso erstaunlicher, welchen Stellenwert und Kultstatus DIAMOND HEAD mit „Lightning To The Nations“ erreichten. Dazu trugen bekanntermaßen natürlich insbesondere METALLICA bei, die nicht nur in ihren frühen Jahren immer wieder DIAMOND HEAD als wichtige Inspiration nannten, sondern auch mit „Am I Evil?“, „Helpless“, „It’s Electric“ und „The Prince“, also über die Hälfte der enthaltenen Songs, im Lauf ihrer Karriere von jenem Debütalbum coverten. Und von jenen METALLICA half ein gewisser Lars Ulrich 1990 Gitarrist Brian Tatler, die Masterbänder wiederzubekommen.

Die aktuelle Veröffentlichung von „Lightning To The Nations“

Von eben jenen Originalaufnahmen landeten immerhin fünf von sieben Stücken auf der aktuellen CD von „Lightning To The Nations“. Diese Songs sind es auch, die für Fans von besonderem Interesse sind. Hier wird das originale Feeling präsentiert, das deutlich mehr Charme als die Neuaufnahmen besitzt. Die Gitarren klingen hier etwas ruppiger und auch schärfer, der Gesamtklang hat mehr Dynamik. Und bringt uns zurück zu den glorreichen Tagen der NWOBHM. Produktionsfehler wie in „Sweet And Innocent“, das zu Anfang den Bass zu stark in den Vordergrund drückt und erst nach ca. 40 Sekunden korrigiert wird, was zu mehr Klarheit führt, machen eben auch diesen rohen, fast schon undergroundigen Charme aus. Die remasterten Songs klingen natürlich zeitgemäßer und druckvoller, aber will man das eigentlich?

Erstklassige Songs

DIAMOND HEAD nahmen erstklassige Hymen auf ihr Debütalbum. Die Band, stark vom Hard Rock der Siebziger beeinflusst, kombinierte diese Einflüsse mit der Rohheit des Punks und gleichzeitig großen Melodien. Im Fokus natürlich die Gitarreninnovationen von Brian Tatler und der charismatische, kraftvolle Gesang von Sean Harris, dessen großes Vorbild Robert Plant stets durchscheint. Die solide Rhythmusgruppe konnte mit den beiden Köpfen leider nicht ganz mithalten. Der Titelsong ist so wunderbar typisch für die NWOBHM, herrlich klassisch, melodisch, noch stark im Hard Rock angelehnt, insbesondere LED ZEPPELIN hatten bei DIAMOND HEAD Eindruck hinterlassen. „The Prince“ mit seinen einprägsamen Melodien verweist auf DEEP PURPLE und RAINBOW im Solo. „Sucking My Love“ kann man durchaus als Vorlage von „Seek & Destroy“ von, wieder einmal, METALLICA bezeichnen. Das extrem prägnante Riffing und die Soli waren mehr als nur Inspiration. Der Hitsong „Am I Evil?“ natürlich. Und und und…

Das Bonusmaterial

Die zweite CD enthält sieben richtige Song-Raritäten: zwei Stücke vom nicht mehr erhältlichen 1977er Demo-Tapo, die „Waited To Long“-Single sowie drei Songs der „Diamond Lights“-EP. Das hier enthaltene Material pendelt „Streets Of Gold“, das sich auch auf „Lightning To The Nations“ gut gemacht hätte, bis zum eingängigen, an frühe FOREIGNER angelehnten „Diamond Lights“ das zeigt, dass sich DIAMOND HEAD auch in kommerziellere Gefilde bewegen wollten.

Lohnenswert

Gerade die Originalaufnahmen sowie das rare Bonusmaterial machen den Kaufanreiz aus. NWOBHM-Fans können hier nichts falsch machen. Lohnenswert!

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30.09.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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6 Kommentare zu Diamond Head - Lightning To The Nations (Remastered)

  1. Nici67 sagt:

    Legendäres Album! Die Gitarrenarbeit in „The Prince“ , dem Titeltrack und „Am i Evil?“ ist einfach unfassbar gut . Die neuen alten Songs Bonustracks sind ebenfalls sehr gut und für jeden Fan sehr empfehlenswert. Eine gelungenes Re-Release.

    9/10
  2. nili68 sagt:

    Für sowas muss man wohl aus der Zeit stammen. Die waren mir dem Namen nach bekannt, im Zusammenhang mit Metallica. Wie viele Kult-Bands (behaupten manche zumindest. Ich habe noch nie jemanden über die reden gehört und bewege mich durchaus in einem Rock-Umfeld, wo die Leute auch Volljährig sind.), heute nur noch ein Fall für’s Museum.

  3. doktor von pain sagt:

    Nö, nicht unbedingt. Das Album ist älter als ich, trotzdem kenne ich es und mag’s ganz gern. Nicht gerade einer meiner Favoriten, und auch ich kenne ehrlich gesagt niemanden persönlich, der über Diamond Head redet. Egal, ein Klassiker ist das Album trotzdem, auch wenn es halt nie in der oberen Liga gespielt hat. Aber auf meine Einkaufsliste kommt diese Remastered-Version nicht. Mir reicht es, das Original im Schrank zu haben.

  4. nili68 sagt:

    Kommt auch darauf an, was man als Klassiker bezeichnet. Heutzutage hat da ja jeder seine eigene „Wahrheit“. Da wird von Kult-Alben fabuliert, die gestern erschienen sind. Ich z.B. gehe da keineswegs nach meinem Geschmack. „Highway To Hell“ von AC/DC ist zweilelsohne ein Klassiker, auch wenn ich die höchstens besoffen ertragen kann, wenn überhaupt.

  5. doktor von pain sagt:

    Der Begriff „Klassiker“ hat für mich auch nicht unbedingt was mit meinem persönlichen Geschmack zu tun. Es handelt sich meiner Definition nach um ein Kunstwerk, das es schon lange gibt und das sich der Beliebtheit erfreut, wenn auch nicht immer in ganz großen Kreisen. „Vom Winde verweht“ zum Beispiel nenne ich einen Klassiker, obwohl ich den Film stinklangweilig und kitschig finde.

  6. nili68 sagt:

    Ja, die Liste könnte man nahezu endlos fortsetzen. Menschen sind halt *Erkenntnis-Alarm* verschieden. 😉