Enthean - Priests Of Annihilation

Review

Die US-Amerikaner ENTHEAN veröffentlichen mit „Priests Of Annihilation“ ihr Full-Length-Debüt, das der Demo „Tones Of Desecration“ auf dem Fuße folgt. Hierauf spielt die Band eine Melange aus technischem Death Metal und symphonischem Black Metal.

Und es dauert auch nicht lange, bis man merkt, welche Bands hier als Hauptinspirationsquelle hergehalten haben: Zum einen sind es EMPEROR, auf der anderen Seite die Landsmänner ARSIS, denen ENTHEAN hier vornehmlich Tribut zollen. Eigentlich ist das eine schöne Kombination, die hier zelebriert wird. Dass ENTHEAN jedoch noch relativ am Anfang ihrer Karriere stehen, merkt man „Priests Of Annihilation“ dann leider doch an.

Zunächst einmal: Die Produktion ist gelungen. Die hat dem ENTHEAN-Debüt ein schönes Underground-Flair verpasst und ist keineswegs zu sauber oder klinisch geraten. Gelegentlich wird der Gesang etwas unter den Gitarren- und Synthiewänden begraben, was jedoch erstaunlich gut funktioniert. Es lässt ihn ob der Unverständlichkeit umso bösartiger und fieser klingen, besonders dann, wenn Adam Broome und Brian Kingsland ihre gelungene Nergal-Impression zum Besten geben. Dann erinnert „Priests Of Annihilation“ an BEHEMOTHs „Demigod“, was definitiv nichts Schlechtes ist.

Weiterhin sind die technischen Fertigkeiten, die ENTHEAN auf „Priests Of Annihilation“ zeigen, zu loben. Über die gesamte Albumstrecke leisten sich die Gitarristen keinen Verspieler, die Riffs sind straff und messerscharf gespielt, lassen andererseits aber immer genug Luft zum Atmen. Das Schlagzeug steht dem in nichts nach und ballert unbarmherzig aber nicht zu mechanisch. Die orchestralen Samples sind eigentlich so der schwächste Part der Instrumentierung, da sie abgesehen vom Doppeln der Melodien und dem damit einhergehenden, künstlichen Bombast wenig zum Album beitragen.

Womit wir beim eigentlichen Problem von „Priests Of Annihilation“ wären: ENTHEAN nehmen sich selbst einfach viel zu ernst. Klingt seltsam? Ich versuche es mal zu erklären: Die US-Amerikaner verlieren sich zu oft im Gefummel, anstatt dieses unterhaltsam zu gestalten, wodurch die Frickelei nur zu gerne zum Selbstzweck verkommt. ENTHEAN versuchen einerseits so komplex und atmosphärisch wie EMPEROR zu sein, andererseits versuchen sie das Frickel-Funhouse ARSIS nachzuahmen. Die Umsetzung beider Elemente ist auf dem Papier zwar gelungen, da beides ausreichend bedient wird. Aber die Natur der Songs zwingt die Band ständig ins formelhafte, repetitive Tech-Death-Korsett hinein, in dem der symphonische, höchst atmosphärische Black Metal ins Hintertreffen gerät.

Bei „Ekpryosis“ ist es am deutlichsten, da hier die Tech-Masturbation auf die Spitze getrieben wird. Vergleicht man den Song beispielsweise mit ARSIS‘ „Shattering The Spell“, merkt man schnell, dass ENTHEAN im Grunde nur größtenteils absteigende Tonfolgen herunterzocken, anstatt, wie ARSIS eben, entfesselt und richtig over the top zu spielen. Andererseits schnürt sie dem Black Metal die Luft komplett ab, die mühsam aufgebaute Atmosphäre kommt kaum zum Vorschein.

Immerhin entschädigen ENTHEAN mit hinreichend gutem Songwriting, vor allem das massivst von ARSIS inspirierte „Tones Of Desecration“ sowie das gegen Ende sehr atmosphärische „Behold The Primordial“ sind gelungen, sodass „Priests Of Annihilation“ doch ein solider Einstand geworden ist. Die Frage ist halt nun, in welche Richtung die US-Amerikaner gehen wollen. Wollen sie over the top oder doch lieber EMPEROR-esk sein? In beiden Fällen müssten ENTHEAN ihre musikalische Konzeption noch mal überarbeiten…

12.05.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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