Hanging Garden - I Am Become

Review

HANGING GARDEN aus Finnland treiben sich jetzt schon eine ganze Weile in der Metalwelt herum, sind aber wahrscheinlich nicht die erste Combo, die jemand nennt, der nach einer Band aus dem Land der tausend Seen gefragt wird. Dabei lohnt sich ein Blick in die zweite Reihe an dieser Stelle ganz besonders. Bereits vor zehn Jahren hinterließ die Band mit ihrem Debüt „Inherit The Eden“ einen ziemlich ordentlichen ersten Eindruck. Das melodische Deathdoom-Album erinnerte positiv an die Landsleute SWALLOW THE SUN oder die ollen RAPTURE. Es gab also melancholische Songs der Marke MY DYING BRIDE mit einem Schuss Melodic Death Metal zum Mitnicken und einer Prise gothischen Weltschmerzes zum Mitseufzen.

HANGING GARDEN scheuen keine Experimente!

Diese Ursprünge sind auch auf „I Am Become“ noch deutlich rauszuhören. Insgesamt wirkt die Band inzwischen aber viel gereifter und vielschichtiger, ohne dabei jedoch nach einem verkopften Prog-Experiment zu klingen. Ganz im Gegenteil – das Album profitiert von eingängigen und klar gesungenen Refrains, die einen entspannenden Gegensatz zu den zentnerschweren Deathdoom-Riffs bieten, die vereinzelt auftauchen. Dazu passt auch die warme, breitflächige Produktion, die den Zuhörer förmlich ins Klangmeer eintauchen lässt und kein Detail verschluckt.

In der Grundstimmung erinnern HANGING GARDEN inzwischen an ihre schwedischen Kollegen KATATONIA, wagen jedoch ein bisschen mehr Vielfalt. Vom fast schon epischen Einstieg „As Above, As Below“ über das treibende „Hearthfire“ bis hin zum melancholischen „Elysium“ decken die Finnen alleine schon in den ersten drei Songs des Albums ein breiteres Spektrum ab, als manch andere Band in ihrer gesamten Karriere. Der Bogen wird dabei nicht überspannt, aber bis an die Grenze gedehnt, was schließlich auch der einzige Kritikpunkt ist, den man der Band ernsthaft vorhalten kann. Manchmal sind die Songs dann doch etwas zu vielschichtig, um wie aus einem Guss zu wirken. Zum Beispiel ist es ausgerechnet „One Hundred Years“, der längste Song auf dem Album, der zwischendurch zwar einem dichten Klangteppich ausrollt, im Endeffekt aber fast sieben Minuten ziellos rumeiert und nicht zum Punkt kommt.

Jetzt bin ich zum Tod geworden, der Zerstörer der Welten.

Beim etwas schief klingenden Albumtitel „I Am Become“ handelt es sich übrigens um einen poetischen Archaismus, um einen Zitalschnipsel aus der englischen Übersetzung der Bhagavad Gita, einem hinduistischen Gedicht. Komplett lautet die Zeile „Now i am become death – destroyer of worlds“ und wurde durch Robert Oppenheimer, einen der Miterfinder der Atombombe, berühmt. Dass der Tod für den Albumtitel aus der Gleichung entfernt wurde, bedeutet allerdings nicht Unsterblichkeit, sondern eine Unendlichkeit, die vom Verlust geprägt ist. Also die perfekte thematische Grundlage für ein melancholisches aber auch tröstendes Album, das dem Zuhörer hilft, dem nahenden Winter mit größerer Gleichmut zu begegnen.

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06.11.2017

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