Helheim - Blod&Ild

Review

Galerie mit 13 Bildern: Helheim - Dark Easter Metal Meeting 2019

Huch, das hat ja geradezu Seltenheitswert: da bekomme ich Black-Metal-lastiges zum Besprechen, weiß mit dem Namen der Gruppe quasi noch überhaupt nichts anzufangen und wenig später hocke ich nicht(!) mit einem „Grrr, wieder der selbe Krampf“-Gesichtsausdruck vor der Anlage. ist fürwahr keine dieser unterprofessionellen Nachschöpfungen, nein, nicht einmal eine Nachschöpfung an sich. Da ein Herummogeln um all die stumpfen Stilbezeichnungen dennoch nicht möglich scheint und die Vorstellung der Musik ja nicht so vage sein soll, wäre das dritte Opus der Norweger als ein (rauher, verhalten melodischer) Zwischenklang aus Black- Viking- und Heavy-Metal zu kennzeichnen. Die einzigen bandmäßigen Bezugspunkte, welche mir grad einfallen wollen, sind recht Entfernte: Satyricon auf ihrem -Zenit, Enslaved, Obtained Enslavement und stellenweise ein Hauch von „altem Metal“ der Sorte Slayer (die seltenen Solis sind einfach schwindelerregend). Die Mannen, sprich V’gandr, Hrymr, Thorbjoern, H’grimnir und Lindheim, agieren dabei derart stilsicher, daß sich – ich möchte fast sagen (für derzeitige Verhältnisse) revolutionärer Weise – ein Wiedererkennungs-Effekt einstellt. Die Bezeichnung „Viking“ ist dabei nur insofern angebracht, als sich die Musik eines mythologischen, kämpferischen Elements bemächtigt. Die Sache grenzt sich dabei stets wohltuend von düdeligem Sauf-Metal a la Thyrfing, süßlichem Fantasy-Kitsch a la Mithotyn oder albernen Weltraum-Wikinger-Geschichten wie sie Forlorn einem zuletzt verkaufen wollten – allgemein von banalem Pathos – ab. Als sei damit nicht genug der Abgrenzung getan, beschwören sie mit „Helheim (Part II)“ ein nettes, irgendwie kauziges Elektro/Ambient-Stück(chen), was genauso angenehm überrascht wie sphärische Samples und ebenso vereinzelt eingeworfene majetätische Syntheziserpassagen. Bei der Produktion hat wohl der Herr Odin selbst Hand angelegt, so erhaben ist sie – immer gewaltig und voll von Tiefe (der Baß entwickelt eine regelrecht treibende Wirkung). Ein Lied wie „Jernskogen“ beispielsweise projiziert mit seiner Stimmung unweigerlich das Bild einer schummrigen Schmiede oder Grotte, die nur mit einigen Kohlenbecken ausgeleuchtet ist (was in dem auf der CD enthaltenen Video bildtechnisch brillant vermittelt wird). Nun, was gibt es dann noch zu beanstanden? – Eigentlich nicht viel, vielmehr ists eine Angelegenheit von Vorlieben: Schon bei Immortals letzten beiden Alben oder Emperors hielt ich das „Zurück zu den (True-Metal-)Ursprüngen!“ für zweifelhaft innovativ, konnte ich nicht recht nachempfinden, warum man die Vergangenheit mit ihren kalten – im Sinne von ausdrucks- stimmungsarmen – Heavy-Metal-Riffs nicht ruhen lassen kann. Zum Glück sind diese hier zumindest nicht allzu dominant und könnten immerhin als kontrastschaffend hervorgehoben werden. Ansonsten ist auf <"Blut&Feuer"> halt alles im Gut-Bereich, also noch nicht ganz so, daß man, von heroischer Raserei getrieben, gleich einen Wald niederholzen, ein Wikingerschiff zusammenhämmern und damit Skandinavien zurückerobern wollen würde.

12.11.2000

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