Helheim - RaunijaR

Review

Galerie mit 13 Bildern: Helheim - Dark Easter Metal Meeting 2019

Seit mehr als 20 Jahren mäandrieren die norwegischen Szene-Urgesteine HELHEIM zwischen Innovation und Verharrung im Viking-Metal-Genre, und nachdem es auf den letzten Veröffentlichungen eher traditionell zuging, ist das Quartett jetzt wieder bereit für neue Ufer. Jedenfalls wirkt das neue Album „raunijaR“ nach dem ersten Hördurchgang so – auch wenn es reichhaltige Anknüpfungspunkte an die bisherige Diskographie gibt.

Zunächst einmal überrascht „raunijaR“ durch die überschaubare Anzahl neuer Songs (fünf an der Zahl), wobei gleich zwei davon sich den Namen mit der EP „Åsgards Fall“ teilen (hier sind es die Teile drei und vier); zudem beginnt das Album mit dem neuten Teil der „Helheim“-Reihe, die nunmehr als abgeschlossen gilt. „Helheim 9“ wurde wie schon die Vorgängerstücke hauptsächlich von Schlagzeuger Hrymr ersonnen und ist ein akustisches Stück mit überwiegend sanfter Rhythmik, Geigen und Maultrommeln, das eher experimentellen Charakter hat und in dessen Zusammenhang dem einen oder anderen der Name WARDRUNA im Hinterkopf umherschwirren wird.

Der anschließende Titeltrack „raunijaR“ wiederum schließt nahtlos an das letzte Album „Heiðindómr ok mótgangr“ an, ist ein flotter, schrammelig geriffter Black-Metal-Song mit dezenten Chören, Trompeten und Pauken. Das tolle Gitarrensolo bleibt dabei ebenso im Gedächtnis wie das Husten von Sänger H’grimnir im Mittelteil – insgesamt ein eingängiger, starker Track. Weiter geht das Album mit „Åsgards Fall part III“, einem auch in seiner Länge epischen Viking-Metal-Track, der nicht knapp an BATHORY erinnert: Gitarrengezupfe, Riffs, Chöre und Bläser stehen dem großen Vorbild in nichts nach und bringt durch den ungewöhnlichen Klargesang von V’gandr seine ganz eigene Note mit. Wenn man sich entscheiden müsste, welcher Song das Album am ehesten prägt, dann ist es dieser hier. „Åsgards Fall part IV“ hingegen ist eher das langsame Ausklingen der Geschichte, das nur im Doppel mit dem dritten Teil funktioniert. Den Abschluss bildet das zehneinhalbminütige „Odr“, das zwischen Melancholie, Ungewissheit und Angriff pendelt, ganz so wie eine Wikingerfahrt, die ja gleichzeitig Abschied und Abenteuer war. Bei den Chören schimmert übrigens manches Mal der Einfluss von ENSLAVED durch, was dem Album eine weitere Nuance mehr gibt.

Insgesamt ist „raunijaR“ ein Album mit Charakter und vielen großen Momenten, das geschickt das bisherige Schaffen HELHEIMs weiterführt und neu fortspinnt und dessen einzige Schwäche die gefühlte Länge ist – das Album wirkt durch die geringe Anzahl der Songs, die teils aufeinander aufbauen, wesentlich kürzer, als es letztlich ist.

Bleibt zum Abschluss eigentlich nur noch die Frage offen, was es mit dem Albumtitel „raunijaR“ auf sich hat: Dabei handelt es sich um eine rechtslaufende Runeninschrift auf einer in Øvre Stabu in Norwegen gefundenen Speerspitze, die nach Klaus Düwel soviel wie „Erprober“ bedeutet und sich auf die Funktion der Waffe bezieht – nämlich „die feindlichen Verteidigungswaffen zu ‚erproben'“. Womit auf einen Streich auch die Coverabbildung erklärt wäre.

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

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17.12.2015

- Dreaming in Red -

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