Labyrinth - In The Vanishing Echoes Of Goodbye

Review

Italienischer Power Metal – der Begriff allein reicht meist aus, um diese spezifische Machart des Power Metal zu beschreiben. Denn der Hang zur Theatralik, Dramatik und ausladendem Bombast paart sich nun mal wunderbar mit diesem Genre und ist so etwas wie ein Synonym geworden, anhand dessen man im Grunde ziemlich effizient ganze Alben beschreiben kann. LABYRINTH (manchmal auch LABŸRINTH) aus der Toskana haben anno 1998 mit ihrem Referenzwerk „Return To Heaven Denied“ einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu geleistet, dies in Stein zu meißeln. Bands wie RHAPSODY (OF FIRE) sind zwar erfolgreicher, aber die Vorreiterposition kann den gegenständlichen Italienern kaum jemand streitig machen.

Nach einer Bremsschwelle kommen LABYRINTH wieder voll in Fahrt

Nun, die Herren haben sich trotz unzähliger Lineup-Wechsel gehalten und sind mit seit dem Vorgänger „Welcome To The Absurd Circus“ unveränderter Besetzung im Jahr 2025 angekommen, in das nun das neue Werk „In The Vanishing Echoes Of Goodbye“ hinein veröffentlicht wird – der schwülstige Titel lässt bereits Schlimmstes erahnen, aber vorweg kann bereits Entwarnung gegeben werden, mehr dazu gleich. Vorsprecher Fenske attestierte dem genannten Vorgänger einige Schwächen im Songwriting und verwies ebenfalls auf dessen enorme Länge. „In The Vanishing Echoes Of Goodbye“ ist nur unwesentlich kürzer, sodass man auf Hörerseite nur hoffen kann, dass die Italiener an ihrem Songwriting gearbeitet haben.

Und das haben sie. Erwartungsgemäß klingen die Instrumentalleistungen auf der neuen Platte wie geleckt, die Produktion drückt ordentlich und gestaltet sich für Italo-Power-Verhältnisse erfrischend heavy und zünftig. „In The Vanishing Echoes Of Goodbye“ kommt zum Großteil seiner Spielzeit ohne irgendwelche progressiven Schnörkel aus, wobei es durchaus ein paar kontrapunktische Synth-Linien hier und da gibt. Die deutlichsten Winke in Richtung Prog unternehmen die Herren in der Hook von „Heading For Nowhere“ und der zweiten Hälfte von „To The Son I Never Had“, auch wenn sich deren Komplexität in Grenzen hält. Aber es ist eine nette Geste und lässt aufhorchen.

„In The Vanishing Echoes Of Goodbye“ kommt trotz schwülstigem Titel recht schnörkellos und heavy auf Touren

Die eröffnende Single „Welcome Twilight“ flirtet noch so ein bisschen mit der pompös-orchestralen Theatralik á la RHAPSODY (OF FIRE), aber das macht sich für den Rest der Spielzeit rar, bei dem sich LABYRINTH quasi auf Brot und Butter des Power Metal verlassen. Sänger Roberto Tiranti macht eine erwartungsgemäß gute Figur, auch wenn seine Stimme in den höheren Tonlagen zur nasalen Intonation neigt – Geschmackssache. Er übertreibt es manchmal aber etwas mit dem gesanglichen Eifer, was schlimmstenfalls in „Mass Distraction“ zu einzelnen Schlenkern beim Pre-Chorus führt, bei denen er klingt, als würde er beim Trällern auf einer Bananenschale ausrutschen. Das passiert zugegeben selten, zumeist singt er doch songdienlich, aber es hievt die ein oder andere Augenbraue empor.

Das bleibt auf weiter Flur allerdings der einzige technische Kritikpunkt, den sich die Italiener anno 2025 zu Lasten legen lassen müssen. Denn über den Rest der Spielzeit ziehen die Herren alle Register, um erbaulichen, mächtigen Power Metal in Szene zu setzen mit dem gewissen Quäntchen italienischer Dramatik, die jedoch selten Überhand nimmt, sondern wie in „Accept The Changes“ zur rechten Zeit als geschmacksverstärkende Würze dient. Abgesehen von vereinzelten Nudel-Einlagen hier und da hält sich Keyboarder Oleg Smirnoff größtenteils zurück und liefert stimmungsvolle Klangflächen, über die der Power Metal-Zug mächtig drüber poltern kann.

Dabei helfen ein paar Einflüsse aus den Achtzigern gewinnbringend aus

Eine interessante Komponente, die sich auf „In The Vanishing Echoes Of Goodbye“ zudem bemerkbar macht, ist ein erhöhter Anteil an Hard Rock- bzw. sogar AOR-Elementen, die keineswegs unwillkommen sind, sondern gleichzeitig für erfrischende Tiefe und Lockerheit im Sound sorgen. „Out Of Place“ und „The Healing“ werden auf diese Weise von lahmen Quotenballaden in regelrechte Arena-Hits transformiert, die auf Eighties-Soundtracks nicht fehl am Platz wären. Dem steht auch „The Right Side Of This World“ in nichts nach, das kraftvoller nach vorne prescht, aber dank eines kühlen Melancholie-Schauers umso stimmungsvoller daher kommt. Und das Hauptriff des Strophenteils von „Heading For Nowhere“ wäre vermutlich auch Top Gun-tauglich.

Drum herum geben sich LABYRINTH keine Blöße und feuern ihren Power Metal mit Schmackes und Gusto ins Rund. Technisch gesehen machen sie natürlich nicht viel neu und der ein oder andere, etwas verunglückte Gesangsschlenker von Seiten Tirantis lässt gelegentlich mal fragend aufhorchen. Aber die generelle Heaviness hinter „In The Vanishing Echoes Of Goodbye“, die gewohnt guten Einzelleistungen hierhinter und die angenehme, rockige Würze in einigen der Songs bügeln die Falten im Handumdrehen wieder glatt. Das neue Album liefert über seine nicht ganz eine Stunde andauernden Spielzeit Power Metal mit Energie, einer nicht zu dick aufgetragenen Portion Gefühl und einer runden Balance zwischen Melancholie und Ausgelassenheit – und damit ein wunderbares Mittel gegen den Winterblues.

09.02.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37528 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu Labyrinth - In The Vanishing Echoes Of Goodbye

  1. Werner sagt:

    Hallo Freunde,

    ich bin Labyrinth Fan seit der ersten Stunde und wurde damals durch meinen CD Lieferanten Melodic Sound drauf aufmerksam. Die liefern immer voll ab, so auch dieses Mal, hab ich bestimmt schon 20 Mal gehört.

    Genau meine Baustelle!

    9/10