Schwarzach - Ueberlebender

Review

Die Musik, die auf „Ueberlebender“, dem ziemlich genau vierzig Minuten andauernden Full-Length-Debut SCHWARZACHs, geboten wird, ist der Band selbst zufolge eine „Mixtur aus Black, Thrash und Death Metal mit Industrial/EBM Elementen“. Ich war vor dem Einlegen der CD wirklich gespannt, ob dem Vierer aus dem Großraum Hannover/Bielefeld dieser vielversprechende Stil-Cocktail gelingen würde – und um es kurz zu machen: Nein.

Um es etwas länger zu machen: Dass man Black Metal kennt und vielleicht auch mag, heißt noch lange nicht, dass man ihn auch selbst spielen kann. „Ueberlebender“ klingt jedoch so: Black Metal von Musikern, die dieses Genre nicht mal im Ansatz verstanden haben. Dabei ist „verstehen“ schon das falsche Wort, denn es impliziert einen möglichen (rein) kognitiven Zugang, eine mögliche Reduktion auf das musikalisch Wesentliche. Und genau das funktioniert nicht, denn flirrende Leadgitarren allein machen eben noch keinen Black Metal.

Die Riffs SCHWARZACHs bewegen sich dabei harmonisch zwischen ausgelutscht (weil dem Industrial entlehnt – ohne dieses Genre in Misskredit bringen zu wollen) und – manche mögen es als „sehr kreativ“ bezeichnen – willkürlich bis abstrus. Bevor ich mich dem Vorwurf der Scheuklappenmentalität ausgesetzt sehe: Ich bin mit Sicherheit kein Verfechter von vermeintlichen Genre-Standards; im Gegenteil, ich freue mich über jeden Versuch, ausgetretene Pfade zu verlassen, aber (und das ist im Fall SCHWARZACH ein großes ABER) wenn dabei die Atmosphäre der Musik weitestgehend den Bach runter geht, ist meine Aufmerksamkeit gleich in dieselbe Richtung unterwegs. Zur Ehrenrettung SCHWARZACHs sollte ich allerdings ergänzen, dass vieles, was unter der Bezeichnung „Melodic Black Metal“ firmiert, bei mir ganz ähnliche Reaktionen auslöst.

Wie sieht es bei den anderen Bestandteilen der Stilmixtur aus? Death Metal kann ich, mal abgesehen von den Growls, ehrlich gesagt nicht mal in Ansätzen ausmachen. Die thrashigen Anteile beschränken sich auf einige wenige Riffs, die man allerdings aus diesem Genre schon hundertfach (und besser) gehört hat, so dass jetzt eigentlich nur noch der Industrial bleibt: Das machen die Protagonisten Schwarzmaler, Schwarzensee, Schwarzmarktschreier (sic! Das grenzt nicht mehr an, das IST unfreiwillige Komik!) und Pain zur Abwechslung wirklich anständig, Intro und Outro sind als reine Industrial/EBM-Stücke die Highlights auf „Ueberlebender“. In den Songs selbst findet sich leider relativ wenig Elektronik – da ist aber noch einiges möglich! Dann hätten die Songs vielleicht auch ein bisschen mehr Dynamik.

Die Vocals seien hier noch positiv erwähnt, denn diese sind sehr abwechslungsreich angelegt und konnten mich in tieferen Lagen echt beeindrucken. Die Produktion dagegen krankt – aber das ist reine Vermutung meinerseits – ein wenig daran, dass sie in einem Hip-Hop-Studio verbrochen wurde. Ich habe absolut nichts gegen Hip-Hop, aber die Herangehensweise bei der Produktion von Musik ist eine gänzlich andere – und das merkt man meiner Meinung nach auch: Die Gitarren sind zu harmlos, die Vocals dafür zu sehr im Vordergrund; und die Tiefen sind dermaßen zugekleistert, dass die basslastigen Industrial-Anleihen zum größten Teil einfach untergehen. Das ist schade, denn so wird aus der „Mixtur“ ganz schnell ein heterogenes Konstrukt von Genres, weil immer nur eins im Vordergrund steht.

Alles in allem ist „Ueberlebender“ also der in weiten Teilen gescheiterte Versuch, durchaus kompatible Stile (denn das zeigen Projekte wie RED HARVEST, DHG oder THORNS sehr eindrucksvoll) zu verknüpfen. Ich glaube, SCHWARZACH wären weitaus spektakulärer, wenn sie die Metal-Anteile weglassen und sich ganz auf die Produktion von Industrial konzentrieren würden.

22.06.2009

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1 Kommentar zu Schwarzach - Ueberlebender

  1. erhabenheit sagt:

    mittelmässiger sound und abwechslung.glatter durchschnitt.nix was man haben muss….wer es gerne haben muss der kennt es schon vorm kauf.langweilig

    5/10