
Bram Bijlhout ist in der Doom-Szene kein Unbekannter, denn seine Mitwirkung bei Bands wie OFFICIUM TRISTE und auch THE 11th HOUR hat den Weg von STRUCTURE bereits vorgezeichnet. Nach einer EP und einer Single erblickt mit „Heritage“ nun endlich ein komplettes Album das Licht der Welt.
Ein Schatten liegt über dem niederländischen Death Doom, der vor Melancholie nur so trieft. Brams Vision ist da keine Ausnahme, auch wenn sein „Heritage“-Ansatz sehr persönlich ist und von Familiengeschichte, Verlust und menschlicher Identität handelt.
Traurige Reflexion über die Endlichkeit der Dinge
Bereits der Vorbote des Albums, die erste Singleauskopplung „Will I Deserve It“ weist den Weg und überzeugt auf Anhieb mit seiner Mischung aus tonnenschwerem Doom-Riffing und klaren, eingängigen Leads, die weder kitschig noch cheesy daherkommen, was bei dieser Art von Musik nicht immer einfach ist. Die Reflexion über das eigene Dasein, die Wahrnehmung eines Lebensabschnitts und das Gefühl des Verlustes um einen Menschen herum, prägen das Songwriting des Albums maßgeblich und fangen es auf einer Ebene der Nachdenklichkeit und Traurigkeit ein, die nicht im ersten Moment spürbar ist, sondern erst durch mehrmaliges Hören die einzelnen Songs in ihrer Tragweite verstärkt und in ihrer Identität und Wirkung greifbar macht.
Dafür, dass das Album aus einer Hand stammt, wirkt es in seiner Gesamtheit trotz aller Vielseitigkeit keineswegs konstruiert. Tracks wie „What We Have Lost“ oder „The Sadness Of Everyday Life“ brauchen ein paar Anläufe, bis die kühle Unnahbarkeit überwunden ist und sich die schweren Riffs in Kombination mit dezenten Keyboards und den charismatischen Vocals von OFFICIUM TRISTE-Sänger Pim Blankenstein voll entfalten. Die Combo mit dem cleanen Gesang von Robert Soeterboek, der u.a. durch seine Zusammenarbeit mit AYREON bekannt wurde, bricht die triste Gesamtlandschaft auf und sorgt für viele spannende Horizonterweiterungen, die „Heritage“ zu einem echten Hörerlebnis machen, das als Ganzes entdeckt und erlebt werden will.
„Heritage“ – Verlust & Individuation.
Mit STRUCTURE erlebt die europäische Death Doom-Szene eine echte Bereicherung. Auch wenn die Handschrift von Pim Blankenstein durch seine unverkennbaren Vocals in die Nähe von OFFICIUM TRISTE gerückt werden kann, überzeugt „Heritage“ auf ganzer Linie mit einem Konzept und einer emotionalen Umsetzung, die durch die Kombination aus der Schwere der Riffs und Euphorie in den Leads keinen Genreliebhaber unergriffen zurücklassen sollte.
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