Tempel - Tempel

Review

Bereits im vergangenen Jahr veröffentlichte Kjetil Gjermundrød, seines Zeichens Drummer bei KVELERTAK, zusammen mit seinen Brüdern Inge und Espen sowie Andreas Espolin Johnson das Debüt ihres gemeinsamen Nebenprojekts TEMPEL im kleinen norwegischen Kreis. In Zeiten, in denen seine Hauptband nun nicht wegen eines neuen Releases sondern primär aufgrund eines Wechsels am bedeutenden Mikroposten Schlagzeilen macht, kommt der weltweiten Neuveröffentlichung von „Tempel“ durchaus erhöhte Aufmerksamkeit zu. Aber welcher stilistischen Stoßrichtung, welchen musikalischen Altvorderen huldigt man in diesem nordischen Gotteshaus?

Erdverbunden und mit überdurchschnittlichem Songwriting

Die erste Befürchtung erübrigt sich glücklicherweise recht schnell. TEMPEL sind nicht KVELERTAK light. Bassist Inge ist mit seiner Stimme dann doch deutlich näher am Punk als am Black Metal – und die stilistische und emotionale Bandbreite und Dynamik, die die Instrumentalfraktion im Verlaufe der nur neun Songs auffährt, geht deutlich über partytauglich angeschwärzten Mundart-Hardcore hinaus. Auch die ob des Covers schnell heraufbeschworenen Stoner- bzw. Retro-Assoziationen greifen deutlich zu kurz. Selbstverständlich ist der klangliche Ansatz bei TEMPEL ein ganz und gar erdverbundener. Doch die Songs profilieren sich nicht darüber, dass sie ein obskures Nostalgie-Gefühl bedienen, sondern zeugen durch die Bank und auf verschiedensten Wegen von überdurchschnittlichem Songwriting.

Nachdem „Vendetta“ das Album noch als treibende und eher straighte Hardcore-Blutrache eröffnet, groovt schon wenig später „Uninvited“ in bester Manier melodischer Post-2010er-MASTODON beziehungsweise BARONESS daher. Der heimliche Hit des Albums folgt indes erst an vierter Stelle. „Afterlife“ ist rasant und hymnisch und progressiv zugleich. Man nimmt es Kjetil ab, wenn er sowohl alte norwegische Volksmusik als auch GUNS N‘ ROSES als musikalische Einflüsse für TEMPEL benennt.

TEMPEL sind lässig und durchdacht, ausufernd und konzentriert zugleich

Am ehesten erinnern noch der Bottleneck-Vibe und die Blastbeats von „Wolves“ an KVELERAK. Doch auch hier schleicht sich durch die Melodieführung im Gesang eine Skandirock-Schlagseite ein, die dem Song einen völlig neuen Charakter verleiht. An anderer Stelle referenzieren TEMPEL hingegen den Post Rock von CRIPPLED BLACK PHOENIX, die frühen, dunklen Tage von OPETH „Farewell“ („To Bid You …“? – Anm. d. Red.) oder auch gleich einen MORRICONE-Western („Forest Cemetery“).

Das klingt nun alles verrückter als es ist und ergibt in seiner Gesamtheit ein Debütalbum, das lässig und durchdacht, ausufernd und konzentriert zugleich die unzähligen Facetten und Stimmungen alter und neuer Gitarrenmusik anreißt. TEMPEL sind damit für den Moment die spannendere KVELERTAK-Alternative.

21.03.2019

Der metal.de Serviervorschlag

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