The Abbey - Word Of Sin

Review

SHAPE OF DESPAIR treffen GHOST!? So, oder so ähnlich sollten THE ABBEY klingen, glaubt man der Promo-Maschinerie. Aber erst einmal von vorne: Kopf des Projekts ist Jesse Heikkinen, der bereits in unzähligen Kapellen als Gitarrist oder Bassist tätig war, die bekannteste davon dürfte wohl HEXVESSEL sein. Tatsächlich hat sich Heikkinen am Mikro aber Verstärkung von Natalie Koskinen (SHAPE OF DESPAIR) geholt, die dieser Tage ohnehin zum Workaholic zu mutieren scheint, so erscheint neben ihrer ohnehin zahlreicher Tätigkeit in weiteren Bands in Kürze mit MONACHOPSIS ART ein weiteres Black Metal Projekt unter ihrer Beteiligung. Thematisch dreht es sich bei THE ABBEY um allerlei ketzerisches aus dem Dunstkreis von Aleister Crowley und die Basis besteht zu nicht unerheblichen Teilen aus Heavy Rock. Schielen die Finnen also wirklich mit mehr als einem Auge Richtung Linköping?

THE ABBEY – Papa Emeritus, bist Du’s?

Tatsächlich könnte einem in den ersten Sekunden von „Rat King“ durchaus der Gedanke „oh, das klingt aber wirklich verdammt nach GHOST“ in den Sinn kommen. Nicht nur der Gesamtsound, vor allem der Gesang von Jesse Heikkinen klingt verdächtig nach Papa Emeritus, vielleicht spielen THE ABBEY hier aber auch ganz bewusst mit diesem Vergleich. Nach dem Schweden-Start entwickelt der Song nämlich schnell eine Doom-Schlagseite, bleibt aber trotz aller schleppenden Schwermut unerhört eingängig, bevor „Rat King“ in der zweiten Hälfte relativ überraschend beginnt, in progressiven Gefilden zu wildern. Der Gesang von Natalie Koskinen beschränkt sich hier im Übrigen noch auf den Hintergrund.

Während „A Thousand Dead Witches“ und das sakrale „Crystallion“ noch einmal in eine ähnliche Kerbe wie der Opener schlägt, allerdings mit weniger progressiven Elementen, wird es in „Starless“ eigenständiger. Hier kommt nämlich endlich der Gesang von Natalie Koskinen hinzu und gibt dem Sound nochmal eine neue Wendung, weg von der klaren Huldigung der eigenen Vorbilder hin zu einer so eher noch nicht gehörten Melange. Während die Riffs tonnenschwer in Richtung Abgrund ziehen, umschmeichelt der säuselnde Gesang die Gehörgänge und baut so eine interessante morbide Grundstimmung auf.

Nach so viel andächtiger Stimmung bringt „Desert Temple“ die dringend benötigte Auflockerung und weckt den Hörer mit seinen Heavy Riffs und angezogenem Tempo wieder auf. „Widow’s Will“ startet zwar mit einer betörenden, tiefen Gesangslinie, um sich dann aber doch wieder eher allzu gemächlich bis zum Ende zu schleppen. „Queen Of Pain“ hat dieses Problem zwar teilweise auch, kann aber mit recht variantenreichem Gesang punkten, bevor es dann mit „Old Ones“ samt eigenem Prequel Zeit für den großen Mammut-Song der Platte wird. Natürlich ziehen THE ABBEY hier noch einmal alle Register, vor allem in Sachen Atmosphäre, allerdings wirkt die vor allem durch das überlange Orgel-Solo auf knapp 13 Minuten aufgeblähte Spielzeit doch ein wenig übertrieben.

Pure Ohrenschmeichelei – „Word Of Sin“

So schwer greifbar ist der Sound von THE ABBEY auf ihrem Debüt dann doch nicht. Irgendwo zwischen GHOST, klassischem Doom à la BLACK SABBATH und Progressive Rock wie KING CRIMSON, der mal zur einen, mal zur anderen Seite ausschlägt, dürfte sich das ganze letztlich bewegen. Vieles machen die Finnen auf „Word Of Sin“ bereits richtig, auch wenn sich trotz oft vorhandener Eingängigkeit kein wirklicher Hit auf dem Album befindet. Manchmal übertreiben es THE ABBEY aber auch mit purer Ohrenschmeichelei, in Kombination mit dem gedrosselten Tempo kommt dann eben doch hier und da Langeweile auf.

Technisch gibt es rein gar nichts zu meckern, der Mix klingt warm und analog, oft mit mindestens einem Bein in den 70ern verortet und an der Gitarre macht dem Duo Jesse Heikkinen/Janne Markus (THE MAN-EATING TREE) eh keiner etwas vor. Der Gesang klingt jedoch stellenweise etwas dünn. Vielleicht hätte man doch etwas öfter als in letztlich nur zwei Songs auf das Können von Frau Koskinen setzen sollen, was nebenbei auch für eine noch stärkere eigene Note gesorgt hätte.

„Word Of Sin“ ist ein durchaus gelungenes Debüt, das zwar seine Längen hat und daher noch Luft nach oben lässt, aber auf jeden Fall eine Empfehlung für alle Freunde des okkulten Rocks, die nebenbei noch eine Vorliebe für etwas frickeligeren Doom haben.

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1 Kommentar zu The Abbey - Word Of Sin

  1. blackthrash sagt:

    gefällt mir ganz gut.

    7/10