The Kordz - Beauty & The East - Heroes & Killers Edition

Review

Eigentlich ist das Leben als Musikredakteur total gut. Und ich möchte jetzt gar keine selbstverliebten Beispiele runterrattern, um diese These zu belegen. Aber wenn es eine Sache gibt, zu der man regelmäßig verleitet wird, dann ist es Gleichmacherei. Debütierende Undergroundbands aus der Westpfalz heißen genauso wie liveerfahrende Platzhirsche aus Amerika, schreiben quasi dasselbe in ihren Promobeilagen über sich, und klingen dank dem Segen des Homerecordings mittlerweile sogar annähernd gut. Wenn dann urplötzlich mit THE KORDZ ein vollkommen unbekannter Vierer aus dem Libanon auf dem Schreibtisch liegt, reibt man sich schonmal verwundert die Augen, und fragt sich, ob das wirklich so toll ist, wie es einem im ersten Augenblick vorkommt.

Um es kurz zu machen: Es ist fantastisch. „Beauty & The East“ war mein Rockalbum 2011, und die wohlverdiente 9/10er Wertung trifft auch auf die Neuauflage „Heroes & Killers Edition“ zu. Wer hier noch nicht reingehört hat, sollte es unbedingt mal tun, und die Bonus DVD als gelungenen Anreiz betrachten, sich das Album auch gleich ins Regal zu stellen. Zwar ist das Video zu „Last Call“ nicht der Rede wert, und die Akustikversionen von „Get Behind“ sowie dem Titeltrack zwar nett, aber mager. Die beiliegende Dokumentation „The Kordz Rock In A Hard Place“ bietet jedoch einen großartigen, 40minütigen Abriss über eine der spannendsten Bandbiographien, die ich je gehört habe. Zwar hab ich schon in meinem Interview mit Sänger Moe erahnen können, dass man im Nahen Osten als Rockband ganz andere Probleme hat, als der Mutter das Geld für ne Verstärkerbox abzuleiern, aber hier habe ich einen erschreckend plastischen Eindruck davon bekommen, welche Erfahrungen die Musiker schon haben durchmachen müssen, und wie fragil die politische Lage dort ist.

Ich möchte die Doku auch gar nicht profanisieren, indem ich einen stichwortartigen Kurzabriss davon abtippe. Aber wer sich dafür interessiert, sollte die Band unbedingt durch einen Albumkauf unterstützen. Eine Anekdote daraus kann ich mir dann aber doch nicht verkneifen: In den letzten fünf Minuten wird geschildert, wie die Musiker von THE KORDZ nacheinander ihr Heimatland verlassen, sich in westlichen Nationen niederlassen, und auch erstmals zu Tourzwecken Deutschland besuchen. Und es kommt wie es kommen musste: In Bayern werden die bärtigen Libanesen in ihrem schwarzen Tour-Van für Drogenschmuggler gehalten und stundenlang von der örtlichen Autobahnpolizei untersucht. Auch das Präsentieren ihres kompletten Bandequipments kann sie nicht aus dem Generalverdacht lösen. Fantastisch. Hoffentlich haben sie es mit Humor genommen.

Ein wenig Kritik zum Abschluss: Gerade wenn man sich das professionell produzierte Akustikkonzert anhört, merkt man, wie schwach die Songs auf dem regulären Album abgemischt wurden. Hier ist eine ganze Menge Potential verschwendet worden. Ich hab selbst mehrere Durchläufe von „Beauty & The East“ ansetzen müssen, bis mir die völlige Qualität der Platte klargeworden ist. Mit etwas mehr Wucht und Bass wäre das sicherlich schneller gegangen. Das sollte allerdings niemanden vom Kauf abhalten. Spätestens mit der Bonus DVD ist das THE KORDZ – Debüt ein Meisterwerk für alle Freunde des Gitarrenrocks geworden.

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30.03.2012

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