Vildhjarta - + Där Skogen Sjunger Under Evighetens Granar +

In fast schon unglaublich schneller Abfolge veröffentlichen VILDHJARTA ihr neues, inzwischen drittes Album „+ Där Skogen Sjunger Under Evighetens Granar +“, das auf „Måsstaden Under Vatten“ (2021) folgt. Zwischen dem zweiten Album und dem Debütalbum „Måsstaden“ lagen immerhin 10 Jahre. Auch personell hat sich wieder etwas bei den Schweden getan. Ein weiterer personeller Aderlass…

Ein Aderlass bei VILDHJARTA

Gründungsbassist Johan Nyberg ist bereits seit 2021 nicht mehr dabei. Mit Gitarrist Daniel Bergström verließ im März dieses Jahres das letzte Gründungsmitglied VILDHJARTA. Die Band besteht damit lediglich noch aus dem Trio Calle Thomér (Gitarre), Vilhelm Bladin (Gesang) und Buster Odeholm (Schlagzeug und Bass). Letztgenannter ist auch der Kopf von HUMANITY’S LAST BREATH. Wie wirkt es sich auf die dunklen Klanglandschaften aus, dass von der Urbesetzung der Skandinavier niemand mehr dabei ist? Wie klingt es wohl jetzt dort, wo der Wald unter den Tannen der Ewigkeit singt („+ Där Skogen Sjunger Under Evighetens Granar +“)?

Wo der Wald unter den Tannen der Ewigkeit singt

VILDHJARTA zählen zu den Mitgründern des Djent, nehmen für sich selbst dafür sogar den Begriff „Thall“ in Anspruch. Ein Mix aus tiefergestimmt krachenden Riffs, komplexen bis obskuren Rhythmen, düsterer Atmosphäre, cleanen Gitarrentexturen, verschachtelten Stakkatos, elektronische Einsprengsel und wütenden Growls. Bei genauerer Betrachtung der Mischung, muss man allerdings festhalten, dass seit ihrer Gründung 2005 eine stetige Nähe zu ihren Landsmännern MESHUGGAH besteht. Im Detail wirken MESHUGGAH rhythmisch komplexer, VILDHJARTA setzen bei den Melodien Akzente.

Die Schweden changieren dabei gerne kompromisslos bis radikal zwischen den Extremen, was zu Dynamiken in den unheilvollen Klanglandschaften führt und mitunter auch anstrengend ist. VILDHJARTA gefallen sich darin, der Konventionalität entgegenzutreten wie auch neue Grenzen auszuloten.

Im Grunde bleibt die Band bei ihrem angestammten Soundbild. „? Regnet, The ?“ bietet so ziemlich alle Trademarks von VILDHJARTA in komprimierter Form. Mal wütend mit angedeuteter Melodik nach vorne preschend, dann klar klagend, fast schon hymnisch schreitend, am Ende technisch progressiv verspielt.

Verglichen mit den bisherigen Veröffentlichungen sind die neuen, gut ineinanderfließenden Songs etwas kompakter ausgefallen. Aber es gibt auch noch wenige längere Stücke wie das teils sehr direkte, heftige „Sargasso“ mit über sechs Minuten Spielzeit. Das Lied lebt vom Wechsel zwischen Brutalität und Schönheit, zwischen massiven Breakdowns, beklemmender Melodik und dem wieder stärker ausgebauten Klargesang.

Die Gitarren haben an melancholischer Stimmung dazugewonnen. „+ Där Skogen Sjunger Under Evighetens Granar +“ enthält auch deutlich mehr ruhigere Passagen wie zum Beispiel in „Ylva“, was für angenehme Abwechslung sorgt. Und auf dem neuen Album bringen tönen VILDHJARTA auch so langsam und melodisch wie nie zuvor. Das kommt insbesondere beim Opener „Byta Ut Alla Stjarnor Pa Himlen Mot Plustecken“ zum Tragen. Atmosphärische Harmonien, eine Wand aus heruntergestimmten Gitarren, dissonante Melodien.

Weitere herausragende Stücke sind „Roda Lappar, Sota Apple“ mit einem Mix aus Gitarrenharmonien mit viel Hall, Growls, Ambient bis hin zu Blast-Beat-Eruptionen, sowie das abschließende „Den Spanska Kanslan“, das nochmals die kontrastreichen Dynamiken im Klangfeld der Schweden schön auslotet. Anstrengend sind sie alle, für den Otto-Normal-Metaller ist das nichts.

Nichts für Otto-Normal-Metaller

Es bedarf schon Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen, um in die sperrig, ja anstrengende Musik von VILDHJARTA einzutauchen. Da macht auch „+ Där Skogen Sjunger Under Evighetens Granar +“ keinen großen Unterschied, wenngleich das neue Album eine Spur kompakter und zugänglicher ausgefallen ist.

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