While Heaven Wept - Fear Of Infinity

Review

Das Vorgängeralbum „Vast Oceans Lachrymose“ war für mich der absolute Überraschungshit des Jahres 2009. Und als Bandkopf Tom Phillips damals im Interview auch noch versprach, dass das bereits geschriebene Material für den Nachfolger noch besser werden sollte, wuchs die Erwartungshaltung ins Unermessliche. Inzwischen haben auch die großen Labels das herausragende Niveau von Phillips‘ Kompositionen erkannt und WHILE HEAVEN WEPT sind beim Genre-Riesen Nuclear Blast untergekommen. Die Zeichen stehen also auf Sturm und „Fear Of Infinity“ kann gar nicht weniger als ein perfektes Album werden. Oder etwa doch?

Beim ersten Hördurchgang bin ich fast ein wenig enttäuscht. Das Album will einfach nicht auf Anhieb zünden. Allerdings war das beim Vorgänger nicht grundlegend anders, auch diesen hatte ich zunächst gnadenlos unterschätzt, bis ich nach mehrmaligem Hören in der Lage war, die anspruchsvollen Songstrukturen in ihrer Gänze zu erfassen. Leichtverdaulich waren WHILE HEAVEN WEPT eben noch nie und wer der Band und ihrer Musik nicht ausreichend Zeit gibt, wird niemals verstehen können, was ihre Genialität wirklich ausmacht. Tatsächlich wächst nämlich auch „Fear Of Infinity“ immer weiter und erreicht dadurch dieselbe Langzeitwirkung wie der Vorgänger, den ich auch heute noch mit schöner Regelmäßigkeit und unverminderter Begeisterung im CD-Spieler rotieren lasse.

Die Band knüpft auch stilistisch nahtlos an „Vast Oceans Lachrymose“ an und setzt auf eine dezente, aber konsequente musikalische Weiterentwicklung. Wer den Vorgänger also mochte, der wird das neue Album der Amerikaner lieben. Die Doom-Wurzeln sind immernoch deutlich erkennbar, die epischen Prog-Anleihen sind aber absolut gleichberechtigt vertreten. Da mag der ein oder andere diese Musik gnadenlos altmodisch finden, in Wirklichkeit sind WHILE HEAVEN WEPT schlichtweg zeitlos. Großartige und völlig kitschfreie Melodien wie im Refrain der kurzen Stakkato-Attacke „Destroyer Of Solace“ oder im elegisch-getragenen „Unplenitude“ nehmen den Zuhörer gefangen und überschütten ihn mit einer Tsunami-großen Welle von Glücksgefühlen. Kein Wunder also, dass man hier im ersten Moment gnadenlos überrollt wird und erst langsam das Schwimmen lernen muss.

Hat man sich in dieses Album erst einmal hineingefunden, kann man das ganz große Gefühlskino genießen. Der Spannungsbogen reißt zu keiner Sekunde ab und erweist sich über die komplette Spielzeit hinweg als absolut tragfähig. Diese beträgt zwar – und das ist der einzige kleine Kritikpunkt an diesem großartigen Album – nur rund 37 Minuten, doch dafür gibt es auch keine einzige Sekunde an Füllmaterial. Es sind Alben wie dieses, für die die „Repeat“-Taste des CD-Players erfunden wurde. So kann man das Album in Endlosschleife genießen und sich dabei einfach zum Träumen einladen lassen. Der sphärisch-schwebende Gesang von Rain Irving verleiht den Stücken ihren abgehoben-verträumten und zugleich tief emotionalen Charakter, der keinen Zuhörer kaltlassen dürfte. Um es mit den Worten von Tom Phillips zu sagen: „Beim Hören dieses Albums nichts zu empfinden ist ein sicheres Zeichen für das Fehlen eines Pulses.“

Shopping

While Heaven Wept - Fear of Infinitybei amazon12,70 €
03.04.2011

Shopping

While Heaven Wept - Fear of Infinitybei amazon12,70 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36676 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu While Heaven Wept - Fear Of Infinity

  1. Fido sagt:

    Die ersten beiden Songs sind doch ziemlich daneben, besonders „Destroyer Of Solace“, nur noch übel.
    Der Rest ist in Ordnung, aber noch lange kein Hit. Man war noch nicht mal in der Lage, die magere Spielzeit nur mit neuen Songs zu erreichen.
    Nein, man muss das Gute-Nacht-Lied „Unplenitude“ von Chapter One 1989-1999 noch mal auflegen.

    6/10