Woe Unto Me - A Step Into The Water Of Forgetfulness

Review

Weißrussland war mir bisher nicht gerade als Metal-Hochburg bekannt. Die existierenden musikalischen Gruppierungen scheinen sich jedoch primär den extremeren Subgenres hinzugeben. Davon zeugen nicht nur zahlreiche Untergrund-Black-Metal-Soloprojekte, sondern seit neustem auch die sieben Doomer von WOE UNTO ME, welche im mittlerweile siebten Jahr der Bandhistorie ihr Debütalbum veröffentlichen. Aufgenommen und gemischt wurde „A Step Into The Water Of Forgetfulness“ bereits Ende 2012. Dass man dann 2013 – ohne bisherigen Output – gleich bei einem renommierten Doom-Label wie Solitude Productions unter Vertrag genommen wird, scheint seine Gründe zu haben.

Schon das dreiminütige Orchestral-Intro des Openers „Slough Of Despond“ stellt schnell klar, dass das selbstverpasste Funeral-Doom-Etikett hier nur teilweise greift. Vielmehr gesellen sich zu den langsam-monotonen Passagen druckvolles Death/Doom-Riffing und schwermütige Doppel-Leads. Fast konstant liegt darüber eine Soundtrack-würdige Wand der Orchestrierung, die man in dieser Intensität höchstens mit der letzten FUNERAL-Scheibe oder gelegentlich mit den Label-Kollegen EA vergleichen könnte.

An Epik-Portionen wird auch beim Gesang nicht gegeizt. Was bei anderen Bands des Genres gerne zu nebensächlichem, atmosphärischem Grunzen verkommt, teilen hier gleich drei Sängerinnen und Sänger unter sich auf. Gerade beim Klargesang geizt man trotz Doppelbesetzung nicht mit Overdubs, was die vorliegende Wall of Sound um ein Vielfaches unterstreicht. Ist das noch Funeral Doom? Attitüde ja, Monotonie nur bedingt. Denn kaum gerät man in Versuchung, sich in den Klageliedern WOE UNTO MEs vollständig zu verlieren, reißen einen eingängige Klavierfragmente, gepaart mit elegischen Gitarrenmotiven  und gelegentlichen Doublebass-Einsätzen aus dem Delirium. Die Elemente bleiben auf Albumlänge konstant, was man der Truppe bei gerade einmal vier vollwertigen Songs allerdings (noch) nicht zum Vorwurf machen kann.

Dennoch streuen die Weißrussen auch allerhand unkonventionelle Klänge ein: Allein in „Stillborn Hope“ verstecken sich neben einer Marimba unter anderem Regen-Samples und Baby-Laute. Der Klavier- und Streichereinsatz findet derweil seinen bombastischen Höhepunkt im Instrumental „4“, bevor das 14-minütige „Angels To Die“ nochmals alle Stilmittel in linearer Form verbindet: Langes Instrumental-Intro, eine Klavier-Melodie, die einem auch im Schlaf noch im Ohr hängt, melancholische Clean-Vocals, tiefes Knurren, Delay-getränkter Clean-Part, imposantes Streicher-Outro und schon ist die Reise zu Ende. Schön war’s.

09.03.2014

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