9.125 Tage
Zeitreise zum 25. Todestag von Kurt Donald Cobain

Special

Tja, so war das alles im Jahr 1994, als karierte Flanellhemden und mindestens an den Knien aufgerissene Jeans zur Grundausstattung der Grunge-Fans gehörten. Posthum überschwemmten seitdem weltweit viele, sehr viele Magazine, Bücher und Filme über das Leben und Sterben des Musikers Kurt Cobain den Markt. Widersprüchliche Aussagen zu den Umständen schürten – wie bei anderen toten Prominenten, die nicht aufgrund ihres Alters starben – Gerüchte, dass Kurt keinen Selbstmord beging, sondern ermordet wurde. Und bis heute scheiden sich die Geister, was daran Wahrheit und Mythos sein könnte. Der Film „Kurt & Courtney“ des britischen Dokumentarfilmers Nick Broomfield aus dem Jahre 1998 vertritt die These eines Mordes beispielsweise ebenso, wie das Doku-Drama „Kurt Cobain – Tod einer Ikone“. Dieses unter dem Originaltitel „Soaked in Bleach“ 2015 erschienene Werk des Regisseurs Benjamin Statler, stützt sich darin auf die Ermittlungen des Privatdetektivs Tom Grant. Der damals von Courtney Love mit der Suche nach ihrem Ehemann beauftragte Privatermittler bezweifelt in zwei eigenen Büchern den Suizid Kurt Cobains ebenso, wie die kanadischen Autoren Ian Halperin und Max Wallace, deren Publikation „Mordfall Kurt Cobain – Was bisher verschwiegen wurde“ 2004 auf dem Markt kam. Bloße Verschwörungstheorien, wie sie von Kritikern oft belächelt wurden, oder ist da doch etwas dran, an den vermeintlichen Beweisen derer wie Tom Grant, die bis heute eine Wiederaufnahme der Untersuchungen zum Tod des legendären Musikers fordern?

Nirvana - CD Album Bleach signiert von Dave Grohl

NIRVANA – CD Album „Bleach“, signiert von Dave Grohl

In einem NIRVANA-Interview, das im August 1993 im Edgewater Hotel in Seattle aufgezeichnet wurde (Quelle: youtube), entgegnet Kurt auf die Frage, ob sie nach ihren weltweiten Erfahrungen mit den Medien noch glauben, was sie lesen oder sehen: „Niemals! Das tat ich nie und jetzt schon gar nicht mehr. Ich habe nicht das Recht, mir über irgendetwas eine Meinung zu bilden, was ich lese oder im TV sehe, solange ich nicht persönlich die Quelle kenne. Meine Einstellung dazu hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert, vielleicht wegen dem Scheiß, den man über uns geschrieben hat.“

Ich möchte hier ebenfalls nicht über die Persönlichkeit von Kurt Cobain urteilen; ich kannte ihn nicht und möchte ihm so ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod dieses Minimum an Respekt zollen. Cobain ist immer wieder irgendwie oder irgendwo präsent, nicht zuletzt, wenn „Smells Like Teen Spirit“ oder „All Apologies“ zwischen BILLY TALENT und RISE AGAINST bei mir im Webradio laufen oder mein Blick auf die NIRVANA-Veröffentlichungen im Bücher- und CD-Regal fällt. Und manchmal ist es dann wieder da, dieses Gefühl von damals, als ich in meiner Küche stand und fassungslos in den trüben Nieselregen blickte. Und immer, wenn ich das Teenie-Mädchen im schwarzen Nirvana-Hoodie mit ihrem Hund durch unser Dorf Gassi gehen sehe, keimt Hoffnung auf, dass Grunge niemals so ganz verschwinden wird.


Autor: Susann Klose

Foto-Credit Titelbild: Charles Peterson und Universal Music

Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111

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05.04.2019

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7 Kommentare zu 9.125 Tage - Zeitreise zum 25. Todestag von Kurt Donald Cobain

  1. Jeremy sagt:

    Toller Artikel!
    Danke für die Einblicke. Ich war erst 8 und konnte das damals nicht mitkriegen. Aber nach all den Artikeln und Dokus zu Cobain, die ich in den letzten 20 Jahren aingesogen habe, war das hier endlich nochmal lesenswert und interessant.

  2. doktor von pain sagt:

    Da kann ich mich anschließen: toller Artikel! Ich war zum Zeitpunkt von Cobains Tod 12 Jahre alt und habe die Sache zwar so am Rande mitbekommen, interessiert hat es mich damals aber wenig – ich wusste nicht mal wirklich, wer Kurt Cobain überhaupt war. Heutzutage schwer vorstellbar, aber so war das in den Zeiten vor dem Internet. Und obwohl ich einige Jahre später dann die drei „Haupt-Alben“ von Nirvana („Bleach“, „Nevermind“ und „In Utero“) besaß, wurde ich nie zum ganz großen Fan der Band. Aber dennoch: Der Artikel war eine interessante (und gut geschriebene) Reise zurück ins Jahr 1994.

  3. Nirvana war damals ja für mich eher so eine Art Hassband*. Kurt und mich verbindet, dass sein Todestag auf meinem Geburtstag -da wurde ich 19- fällt. Wobei ich erst nicht geglaubt habe, dass er wirklich tot ist, da diese Gerüchte halt früher schon öfter im Umlauf waren. Keine Ahnung, wie oft der früher schon gestorben sein soll. Als es aber dann bestätigt wurde, war ich schon ein wenig bestürzt. Sei´s drum, 3 wichtige und gute Alben, eine schreckliche Ehefrau und ein immenses Erbe. Kurt war vielleicht nicht der beste Gitarrist, aber er wusste, wie man gute Lieder schreibt. Punk wurde immer glattpolierter, Hardcore war fast nur noch stumpes NYC-Gemoshe a la Biohazard und Nirvana als Aushängeschild des Grungerocks Zielschreibe Nr. 1. Verrückte Zeit, damals.

    *Grunge war eben in aller Munde und man wurde dem damals echt überdrüssig. Da war es leicht, Nirvana zu verdammen. So ging´s nicht nur mir, sondern vielen anderen Leuten.

  4. der holgi sagt:

    Ich war damals 27, wie Cobain auch.

    Ich habe Nirvana anfangs gemocht, sie waren hart und dreckig genug, um sich vom teils polierten Metal der alten Helden abzusetzen. DeathMetal wurde gerade gross, und es war schwer für die Metal-Bands der 70er/80er sich zu behaupten. Das haben Priest und Maiden wohl auch so erkannt, und Halford sowie auch Dickinson versuchten es mit einem Mix von Metal und Grunge, naja….

    Was jedoch übel nervte damals war der mediale Hype um Nirvana, das war unnormal, in wirklich jeder Gazette wurde Cobain abgefeiert, musikalisch konnte das mMn nicht begründet werden, Nirvana waren doch sehr limitiert in ihrem Kosmos wie ich fand.

    Der offen zur Schau gestellte Drogenkonsum von Cobain wurde irgendwann einfach peinlich, kein Liveauftritt der nicht von einem torkelnden, lallenden, nölenden Cobain begleitet war, das war alles andere als „ok“.

    Für mich war Nirvana sehr schnell verbrannt, und Cobains Selbstmord hat mich weder überrascht, noch schockiert, er war schon lange davor nicht mehr im Leben wie mir schien.

    Nirvana wurden von der Industrie gefressen, verdaut und ausgekackt, und das trotz deren pausenlosen Protestes gegen all das haben Nirvana es zugelassen, dieser Widerspruch war mir zu gross, als das ich in der Band auch noch einen Vorreiter für Unabhängigkeit oder ähnliches erkennen konnte.

    Ich meine es war Lemmy der damals sinngemäss über Cobain sagte; „wenn man nicht möchte das man den Arsch geleckt bekommt, sollte man diesen nicht zum Fenster raushalten“.

    Und Miss Love war/ist sicherlich die grösste Nerv-Bratze, die in Jahrzehnten die Rock-Bühne malträtiert hat, was für ein Wrack.

    Unterm Strich denke ich heute, das Cobain ein Heroinjunkie war, der wohl gerne sich tot sehen wollte, mit dem Talent, gute Rockmusik zu verfassen. Nicht mehr, nicht weniger.

  5. doktor von pain sagt:

    Lustig übrigens, wie die Kommentatoren hier nach unten hin immer älter werden. Also, jetzt durch diesen Kommentar nicht mehr – aber zumindest bis dahin.

    1. Du hast eben ein Zeitparadoxon erschaffen… Das kostet dich 2-3 Biere.

      1. doktor von pain sagt:

        Das glaube ich nicht. Wenn dem so wäre, könnte ich diesen Satz hier ni