Blackened Thrash
Portrait eines Subgenres

Special

Unzählige Blackened-Thrash-Bands sprießen mittlerweile aus dem Boden wie Unkraut und ziehen mit grimmigen Mienen eine Schneise aus Chaos und Verwüstung durch die Metalszene. Mit verwischtem Corpsepaint, Schnauzbart, Nieten und Turnschuhen, Spandex und Leder. Der Sound ist schäbig, schnelle Riffs donnern durch die Boxen, und das Gekeife passt hervorragend zum gekonnt verlotterten Style.

Das perfekte Bandfoto: Hier und da stehen Bierflaschen im Hintergrund, die Haare sind strähnig, und der Mittelfinger wirkt perfekt positioniert. Was für eine geniale Mischung! Man kombiniere den LMAA-Stil der frühen SODOM-Tage mit der Misanthropie des Black Metal der 1990er.

Division Zerstörung

Die Werke der 1990er Blackened Thrash Bands halten sich an die Wildheit ihrer Ikonen HELLHAMMER, VENOM, CELTIC FROST und BATHORY und eifern ihren Sound nach – in den 1980ern gibt es ja bekanntlich wenig technisches High-End-Equipment für den Normalsterblichen – und fügen dem Ganzen ihre eigene Note hinzu. Ein bisschen Punk-Attitüde, ein bisschen Poser und ganz viel „aufs Maul“.

Als Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre die erste Welle des Black Metal losbricht, versuchen sich namenhafte Combos wie ABSU, SARCÓFAGO und WITCHERY an dem Stil und formen aus ihrem anfänglichem Thrash oder Extreme Metal eine Komposition aus Black, Thrash und teilweise auch Speed Metal. Lediglich DESTRÖYER 666 wollen nicht mit Black Metal in Verbindung gebracht werden. Sie verweisen eher auf eine düstere und extreme Note in ihrer Musik als auf klassischen Black Metal. Die Norweger AURA NOIR gelten mit ihrem 1996 veröffentlichten Album „Black Thrash Attack“ nach wie vor als Namensgeber des Blackened Thrash.

Die großen Alten

1983 mit dem Bandnamen EVIL gegründet, covern die Japaner von SABBAT anfangs NWoBHM-Songs. Mit ihrem Album „Envenom“ entern sie 1991 die satanischen Gefilde und kombinieren rohen Black Metal mit klassischen Heavy-Metal-Riffs und Klargesang. Wurde erst noch über ihre schlechten Englischkenntnisse und seltsamen Songtitel gewitzelt, haben sie damit nun Kultstatus erreicht. Ihr Stil ist unverkennbar und bahnbrechend. Mit über 100 veröffentlichten Tonträgern haben SABBAT einen festen Platz auf dem Blackened-Thrash-Olymp und sind aus der Szene nicht mehr wegzudenken.

Bereits mit ihrer EP „Dreams Like Deserts“ konnte sich die Black- und Thrash-Metal-Gemeinde auf das einstellen, was AURA NOIR heutzutage ausmacht. Zwar wird die norwegische Band immer an ihrem Kultalbum „Black Thrash Attack“ gemessen, kann sich aber auch mit weiteren Veröffentlichungen sehen lassen. AURA NOIR werden musikalisch seit jeher beeinflusst von VENOM und MOTÖRHEAD – schroff und kratzig muss es sein, bloß nichts Glattpoliertes! Das halten sie seit ihrer Gründung bei und wird immer der Wiedererkennungswert von AURA NOIR sein.

Eine Band, die Genrekenner stante pede in den Sinn kommen sollte, sind NIFELHEIM aus Schweden. 1994 erscheint ihr erstes Album mit dem Namen „Nifelheim“. Es punktet mit starken, räudigen Zügen der ersten Generation des Thrash mit nicht von der Hand zu weisenden Black Metal Einflüssen, die aufgrund der antichristlichen Texte noch verdeutlicht werden. Selbst bei neueren Alben bleibt die Band ihrer Linie treu. NIFELHEIM wehren sich laut Sänger Hellbutcher vehement gegen moderne Einflüsse und folgen weiterhin ihrem Pfad des „Altgedienten“.

Auch in den heimischen Gefilden wird ordentlich auf die Blackened-Thrash-Pauke gehauen. So verbreiten die Koblenzer von DESASTER schon seit 1989 ihre geistigen Ergüsse unter den geneigten Hörern. Nach einem kurzen Lineup-Wechsel und internen Problemen, geht es 1992 mit Volldampf voraus weiter. DESASTER sind bekannt für ihre Liebe zu Liveauftritten und haben einige Veröffentlichungen zu verzeichnen. Neben drei Demotapes, diversen Splits, EPs und Singles dürfen die Black-Thrasher auf 8 Studioalben stolz sein. Ende Oktober erscheint ein Split-Album mit der portugiesischen Band DECAYED, auf der ein brandneuer DESASTER-Song zu hören ist.

Neuer Schwung in den 2000ern

Das Gute an der heutigen Zeit ist, dass jede Band fürs sich das Beste aus allen vorhandenen Stilen zusammen schustern kann. Die Produktionen wirken frischer, innovativer und insgesamt interessanter. Die Jungs von KETZER dürften einige ein Begriff sein, obwohl diese sich mittlerweile einer noch experimentelleren Seite der Musik zugewandt haben.

Wunderbare Mähnenschüttler sind CRUEL FORCE – die Jungs aus Rheinland-Pfalz machen zwar aktuell eine Pause, dafür rocken ihre Veröffentlichungen „Under The Sign Of The Moon“ und „The Rise Of Satanic Might“ umso mehr – absolute Geheimtipps. Gerumpel, mitreißende Riffs und starke Hooklines, passt!

2003 gründen sich die Party-Bombasten SKELETONWITCH in Ohio und verschreiben sich seither dem Experimentieren mit Heavy-Metal-Stilen.  Die fünf Musiker haben Bay-Area-Thrash mit NWoBHM, Black Metal und einer Prise Death Metal in einen Mixer gekippt und ordentlich zerkleinert. Was dabei alle paar Jahre herauskommt, sind Kracher mit unterschiedlichen musikalischen Schwerpunkten. Mal atmosphärisch, mal groovy – die Jungs kennen die perfekte Balance zwischen Härte und Melodie.

Nicht zu verachten sind auch NOCTURNAL, die frischen Wind in ihren old-school-Thrash bringen. Die Rosenfelder kombinieren nämlich gekonnt verspielte Riffs mit Black-Metal-Gekeife und ummanteln beides mit einer dichten, stimmigen Atmosphäre. Hier sind Musiker am Werk, die ihre Instrumente beherrschen.

TÖXIK DEATH und VORNTH sind ebenfalls astreine Bands mit mehr Speed- und Thrash-Metal-Schwerpunkt, während sich die Detroiter SAURON dem düsteren Image des Black Metal bedienen. Da fliegt dann eher ein Schwall Gift und Galle anstatt ein Paar ausgelatschter Turnschuhe. Blackened Thrash ist ein überaus großes Thema. Der Mix aus rotzigen Vocals, düsterem Auftreten und hämmerndem Thrash Metal findet in der Metalgemeinde immer mehr Anklang – zurecht! Denn Blackened Thrash deckt viele Bereiche des extremen Metal ab, die Spaß machen. Wir dürfen auf die Entwicklung dieser kleinen, aber feinen Szene gespannt sein.

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01.11.2020

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Sabbat, Nocturnal, Ketzer und Nifelheim auf Tour

3 Kommentare zu Blackened Thrash - Portrait eines Subgenres

  1. royale sagt:

    cooler Bericht, mehr davon 🙂

  2. Loa sagt:

    Seh ich genauso! Aber wenn man schon Japan anspricht, dann bitte auch Abigail… Ansonsten echt Top

  3. Sane sagt:

    „Die Produktionen wirken frischer, innovativer und insgesamt interessanter. “

    Leider nein,leider gar nicht.