Der große metal.de-Monatsrückblick
Die größten Highlights und die schlimmsten Gurken im Juni 2018

Special

Der große metal.de-Monatsrückblick Juni 2018

Junge, junge,

was ein Monat liegt hinter uns. Die Politik dreht frei und selbst in der Musik lässt sich nicht immer die gewünschte Ablenkung vom Alltag finden. Kontroversestes Thema im Juni: MARDUK. Da brauchen wir gar nicht lange überlegen, denn ihr habt unsere Review zu „Viktoria“ in eine bisweilen spannende bis hitzige Debatte verwandelt, die uns zeigt: Dem Metaller ist noch lange nicht alles egal. Wir haben eure Fragen, Kritiken und Anschuldigungen aufgenommen und werden am Ball bleiben, um die Antworten zu bekommen, auf die ihr alle brennt. Bitte habt etwas Geduld, denn auch Musiker sind nur Menschen …

… die Zeit könnt ihr euch aber wunderbar mit unserer Rückschau auf den Monat Juni vertreiben, ist ja nich‘ so, als wär nüscht passiert, ne!? Mein Chefredakteursvorgänger Eckart und ich haben zum Beispiel einen Trip auf das Tons Of Rock in Norwegen gewagt und euch einige Bilder und einen umfassenden Bericht mitgebracht. Klarer Fall: Ein Muss für jeden, dem die großen Festivals hierzulande zu riesig geworden sind, und für alle, die in wundervoller Atmosphäre trotzdem nicht auf die großen Headliner verzichten und gleichzeitig noch einige Geheimtipps für sich entdecken wollen. Von OZZY OSBOURNE, der auch in Norwegen dabei war, können wir dabei nie genug bekommen und schauten kurzerhand auch in Oberhausen vorbei. Zudem führte uns unsere Leidenschaft für Livemusik unter anderen zu IRON MAIDEN, BODY COUNT und MADBALL … und natürlich aufs ROCK AM PARK!

Das WITH FULL FORCE feierte zudem Geburtstag, weshalb wir die Jungs von CALIBAN mal an die Tasten gelassen haben, die uns im Gegenzug einen „Tag in ihrem Leben beim WFF“ schrieben – und einen lesenswerten Rückblick auf die Festival-Historie haben wir ebenfalls in petto. Ihr seht, die Festivalsaison hat uns voll im Griff, weshalb wir auch die Veranstalter des ROCKHARZ zum 25. jährigen Jubiläum mit euren Fragen bombardiert haben. Ihr versteht nicht, warum wir den Festivalsommer so unglaublich lieben? Kollegin Jeanette hat es auf den Punkt gebracht.

Festivals, Festivals, Festivals … und sonst?

MANES bringen (endlich!) was neues raus, DREAM THEATER und DEICIDE auch. SALTATIO MORTIS mussten „Brot und Spiele“ stattdessen verschieben und in der MARDUK-Kontroverse fast untergegangen: AS I LAY DYING sind zurück, in Originalbesetzung wohlgemerkt. IMPERIUM DEKADENZ hatten dagegen mit der skurrilsten Plagiatsaktion der letzten Jahre zu kämpfen und die deutsche Nationalmannschaft hat die WM in Russland schon nach der Vorrunde vergeigt. Komischer Break, oder? Aber ich wollte es noch einstreuen, ansonsten wurde dazu wohl alles gesagt.

Interviews führten wir zudem unter anderem mit AT THE GATES und GHOST. Die Tops und Flops im Juni gibt’s wie immer auf den nächsten Seiten … ich geh‘ dann mal packen, schließlich steht das ROCKHARZ an!

metal.de-Chefredakteur Jan Wischkowski

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

TREMONTI – „A Dying Machine“

TREMONTI wollen mit „A Dying Machine“ Großes: Es ist nicht nur ein Konzeptalbum, sondern wird später im Jahr auch durch eine von Marc Tremonti mit verfasste Novelle ergänzt werden. Leitfrage: (Wie) können Mensch und Android gemeinsam existieren? Endlich stellt sie mal jemand.
Aber die Ansprüche dürfen hoch sein, gelingt ein Album, dem am Puls der Zeit der „Spagat zwischen fliegend-leicht und monströs-massiv“ so elegant gelingt. Ohne verkrampfte Progressivität konzentrieren sich TREMONTI auf ihre Stärken. CREED und ALTER BRIDGE sind nicht genug.

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

CRAFT – „White Noise And Black Metal“

„Das schwarzmetallische Urvieh CRAFT ist aus seinem siebenjährigen Winterschlaf erwacht und ziemlich angesäuert ob der strahlenden Sonne am Himmel.“ Unser stellvertretender Chefredakteur von Wolfsbrunn schwingt sich zur besten Einleitung des schon halb geschafften Jahres auf – gebührenderweise, denn: „Massive Riff-Gewalt, pechschwarze Lyrik und Vocals aus dem untersten Höllenkreis formen ein monumental künstlerisches Album, welches zu den ersten großen Black-Metal-Highlights des Jahres 2018 gezählt werden kann.“ Amen. Beziehungsweise: auf gar keinen Fall!

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

ALIEN WEAPONRY – „Tu“

ALIEN WEAPONRY spielen souveränen Groove Metal, lassen Einflüsse von SEPULTURA und BOLT THROWER erkennen und formulieren ihre Texte zum Teil in der offiziellen Amtssprache Neuseelands Te Reo Māori. Reicht das neben dem geilen Bandnamen? Respekt jedenfalls vor dem Trio – in dessen Alter hat Bobbele zwar schon Wimbledon gewonnen, metal.de aber noch BONEY M. (Maronde), MILLI VANILLI (Protzak) oder LA BOUCHE (Klug) für cool gehalten. Gerüchteweise. Oder eben ALIEN WEAPONRY (Gravenhorst). Die Jugend ist heute weiter.

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

KHEMMIS – „Desolation“

KHEMMIS hier irgendwem in den Sinn, vor einer Band wie dieser nicht in die Knie zu gehen? Natürlich nicht. Diese Seite heißt metal–fuckin’–de. KHEMMIS starten mit „Desolation“ weiter durch, im Tempo weiter gemächlich, mit klarer Produktion und großen Songs. Der traditionelle Metal tritt im Doom der Band noch deutlicher hervor und die Platte ist alles in allem dramatisch, packend – episch.

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

MARDUK – „Viktoria“

WK II, MARDUK sind dabei. Die finsteren Männer aus dem friedlichen Schweden kriegen nicht genug vom Krieg. Und es ist ihr Ernst. Jünger verlieren sie damit wohl nicht, eher im Gegenteil: „Viktoria“ ist ein puristisches, schnörkelloses, eingängiges, ein musikalisch gutes, ein brutales Album. Wobei BOLT THROWER das Thema schon irgendwie souveräner verarbeitet hatten … Tipp: Lassiter statt Landser auf langen Bildungsreisen zwischen Konzerten.

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

YOB – „Our Raw Heart“

Mike Scheidt und YOB waren schon immer großartig. Nachdem er dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist, geraten die Stücke des Chefs auf „Our Raw Heart“ zudem emotionaler als je zuvor. Fazit: „Markerschütternde Riffs, die jede Kirchenmauer zum Beben bringen; große, zu keinem Zeitpunkt billige Melodien, die sich oft geschickt hinter den besagten Riffwänden verstecken; die zelebrierte Langsamkeit in Reinform – Kuttenjünger, was willst du mehr?“ Nuff said.

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

BATTLEROAR – „Codex Epicus“

„Bettelrohr“ wäre nicht nur orthografisch falsch, denn mit Didgeridoo, Fußgängerzone und aufgestelltem Hut haben BATTLEROAR nichts am selbigen. Eher schon mit „zwingenden Refrains, reichlich Headbang-Potenzial und einer großen Schippe Epik“. Die Griechen liefern „epischen Metal nach klassischer Machart ab, der dennoch packend und leidenschaftlich gespielt ist“ – das sagt Kollege Grave’n’Horst. Er ist vom Fach.
(Zur Sicherheit: metal.de – bzw. mindestens der Autor dieser Zeilen – hat nichts gegen Kleinkunst in der Fußgängerzone, jedenfalls nichts Prinzipielles, setzt selbige nicht mit Bettelei gleich und hat gegen letztere auch nichts, sondern beklagt vielmehr die soziale Schieflage in Deutschland.)

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

FUNERAL MIST – „Hekatomb“

Das dunkelste Album 2018 ist nicht dasjenige mit den Russland-Schnappschüssen von Oliver Bierhoff. Es ist „Hekatomb“ von FUNERAL MIST, der Ein-Mann-Veranstaltung von MRDUKs Mortuus bzw. Arioch. Warum? Weil das neue unheilige Werk sich mit „Salvation“ messen kann und sich auszeichnet durch „eine gewisse orthodoxe Verschrobenheit mit aggressiver Raserei sowie atmosphärischen Glanzstücken, die dem Sound des Schweden eine undurchdringliche Finsternis verleihen.“ Are you ready for some darkness? Are you ready for some good old pain?

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

ORANGE GOBLIN – „The Wolf Bites Back“

Nicht jeder ORANGE GOBLIN kämmt rüber und provoziert Übelkeit. Dieser ORANGE GOBLIN hält die Mähne lässig in den Wind und viel von gutem Geschmack: MOTÖTHEAD, SABBATH, WISHBONE ASH, STOOGES. Dazu gereicht werden laut eigener Aussage „Alien-Serienmörder, Zombie-Biker, buddhistische Krieger und die Nachfahren der Hexen von Salem“ – fertig ist eine Platte, die laut Herrn Thorbrügge „lockerer und gleichzeitig souveräner klingt als die beiden Vorgänger“. Er empfiehlt sowohl kühles Getränk als auch große Sonnenbrille und metal.de sich selbst spontan in den Biker-Urlaub.

Monatsrückblick Juni 2018 – Die größten Highlights des Monats

GHOST – „Prequelle“

Herr Erbas kommt um eine lesenswerte Elegie auf das neue Album von GHOST nicht herum; Fazit: „Tobias Forge kreiert mit ‚Prequelle‘ eine melancholisch-düstere Rockoper, welche von Anfang bis Ende nahezu perfekt durchinszeniert ist.“ Korrekt. GHOST wenden sich den Achtzigern zu und so manche(r) hier zieht in Erwägung, sich für „Prequelle“ scheiden zu lassen oder gar all den bisher so angehimmelten Krach aus der eigenen Sammlung an die Bedürftigen zu verteilen. Welch ein Werk!

Monatsrückblick Juni 2018 – Die schlimmsten Gurken des Monats

UNHERZ – „Für immer“

UNHERZ spielen Deutschrock und in der Rezi werden sowohl die ONKELZ als auch FREI.WILD genannt. Hurra! UNHERZ sind dabei etwas metallischer als die beiden großen moralischen Instanzen des Genres, ihre Songs aber kaum originell und die Texte sind, was in der Natur der Sache liegt, durch keine Sprachbarriere geschützt.

MAJESTY OF SILENCE – „Zu dunkel für das Licht“

MAJESTY OF SILENCE kehren nach zwölf Jahren mit „Zu dunkel für das Licht zurück“. Trotz lobenswerter Ansätze bleibt Herzrasen aus, denn „das Ergebnis hält nur einen langatmigen Mix aus EISREGENen Horror-Andeutungen, SAMSAS TRAUM-Theatralik und dem Versuch etwas DIMMU BORGIR-Bombast unterzubringen bereit.“ Kein Totalausfall, aber mitunter eher lustig als abgründig.

MUTILATE – „Tormentium“

Herr Gieseler findet den „Crude ’n‘ rude black-cum-death metal“ von MUTILATE wenig erotisch: „Die Songs auf ‚Tormentium‘ ziehen sich so genussvoll in die Länge wie ein alter Kaugummi unter den Lieblingsschuhen und werden wahrscheinlich in fünf Jahren auch so viel oder wenig Kultcharakter haben wie ebendieser Kaugummi.“ Eintönige Songs, dünne Produktion – tut uns man verschon‘.

TNT – „XIII“

Liebe ältere Herrschaften von TNT: Schlimmer als auf „XIII“ kann eine Band klassischen AOR wahrlich nicht inszenieren. Und das sagt nicht der ohnehin taube und viel zu große Teil der Redaktion, der seine Schminke auf Schwarz und Weiß reduziert. Vollkommen ohne Witz: In dieser Form wird die musikalische Dauerwelle der Lächerlichkeit preisgegeben.

Playlists der Redakteure – Das lief bei uns im Juni 2018!

Jan Ole Möller:

Sven Lattemann:

 

Dominik Rothe:

Christian Popp:

09.07.2018
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