Ravioli und Bier
Essen auf Festivals

Special

Das Fazit – was kann das Essensangebot denn nun wirklich?

Überschlägt man nun die schiere Masse an unterschiedlichen Gerichten, so fällt zuallererst auf, dass es wesentlich mehr gibt als noch vor fünf oder zehn Jahren. Aus Pizza, chinesischen Nudeln und Crêpes wurde ein weitreichendes Angebot, welches sich inzwischen von übertrieben amerikanisch zu einer wilden und abwechslungsreichen kulinarischen Rundreise quer über den Globus entwickelt hat. Man steht somit vor einer Auswahl an unterschiedlichen Gerichten, für die die Zeit des Festivals nicht ausreichen dürfte.

Die Qualität war zwar bisher nie schlecht, ist inzwischen aber vielleicht sogar noch einen Tick besser, weil viele Anbieter vermehrt auf Inhaltsstoffe, regionalen Einkauf der Zutaten oder gar Verarbeitungsweisen achten. In Sachen Geschmack wird man vollends bedient, denn die meisten Gerichte schmecken dank frischer Zubereitung auch richtig gut, oder zumindest so, wie man sie auch von der Imbissbude um die Ecke erwarten würde. Preislich sind die Happen zwar einem Festival – also eher nach oben hin – angepasst, aber bis auf wenige Ausnahmen durch die Bank vertretbar. Zusammengefasst heißt das also, dass man sich inzwischen nicht mehr über einen Mangel an Möglichkeiten der außer-ravioli’schen Ernährung auf Festivals, oder zumindest auf diesem Festival, beschweren kann.

Man könnte sogar so weit gehen, die Behauptung aufzustellen, dass man heutzutage rein theoretisch für die Verpflegung nichts mehr selbst mitbringen muss, natürlich abgesehen vom Geldbeutel, da sowohl die Versorgungsmärkte vor Ort als auch die Stände auf dem Gelände nahezu jeden Wunsch erfüllen.

special_essen_pulled pork stand

Dabei ist jedoch die Quantität bekanntlich nicht alles: Beim Punkt „Gesundheit“ gibt es noch viel zu verbessern. Ob das nun für ein Festival tatsächlich nötig oder vom Publikum gewünscht ist, bleibt dabei natürlich Ansichtssache. (Das Summer Breeze-Forum jedoch spricht dafür, dass die kulinarische Verpflegung durchaus ein Thema zu sein scheint.) Wer allerdings wirklich, d.h. egal in welcher Hinsicht, auf seine Ernährung achtet, der steht vor einem nahezu unlösbaren Problem, zumindest sofern sein Fokus beispielsweise auf glykämischer Last, Weizenmehl, Haushaltszucker oder einem Übermaß an Fett oder Kalorien liegt. In diesen Punkten sind sich die Gerichte nicht nur sehr ähnlich, sondern schlicht und ergreifend katastrophal. Wo man hinsieht: Gesättigte Fettsäuren, kaum Ballaststoffe, zu viele Kohlenhydrate, Zucker und dann noch die vermaledeite Getränkeauswahl.

Bevor man sich nun aber die Frage stellt, wie man „Ungesundes“ oder Kalorienbomben mit ein paar einfachen Tipps umgehen kann, ist also Kritik zu äußern: Es bleibt ganz klar die Frage offen, ob man einfach nicht will oder einfach nicht muss, weil eben auch so genug verkauft wird. Ernsthaft gesund und ausgewogen will kaum eins der angebotenen Gerichte erscheinen, dabei scheitert es ja oft nur an Kleinigkeiten. Man verlangt gar nicht, dass der Asia Wok seine Rechtschreibfehler korrigiert oder der Brezel-Bäcker Gemüse draufpackt, aber kommt denn wirklich niemand auf die Idee, statt Weizen- einfach handelsübliches Vollkornmehl für Teige und Brote zu verwenden? Oder die Zutatenliste umzustellen und einen unübersehbaren „Bio“-Stempel draufzupacken? Muss der fleischlose Esser sich tatsächlich die Burger und Falafel reinballern, bis ihm die Pommes aus den Ohren herauskommen? Natürlich erwartet man bei der „Eis-Oase“ keine diätetisch verzehrbare oder kalorienarme Süßstoff-Variante oder gar reines Fruchteis. Natürlich erwartet man beim Frittenheini keine frittierte Kohlrabi mit fettarmer veganer Mayo, aber es gibt doch genug Ansätze von Anbietern – sei es nun mit oder ohne tierische Produkte – die lediglich einen einzigen Schritt weiter gegangen werden müssten.

special_essen_barbarenspiess fazit

Man könnte an dieser Stelle gewiss das Gegenargument anbringen, dass die Kosten dadurch wieder steigen würden, aber wenn man beim Falafel schon nahezu damit „hausieren“ geht, dass er vegan und „grün“ ist, wieso denkt man dann nicht einen Schritt weiter und sorgt dafür, dass man wirklich guten Gewissens reinbeißen kann? Wenn man sich als Handbrotbäcker ohnehin so gut mit Brot auskennt, wieso bietet man dann nicht eine Variante ohne Weizenmehl oder gar – bei Hefeteig ja problemlos umsetzbar – eine vegane Alternative? Die Göttinger „Thai-Orchidee“ beispielsweise kocht ohne Glutamat – das ist doch schon mal ein Anfang, aber ist man damit schon am Ende der Möglichkeiten einer gesunden oder zumindest bedachten Ernährung auf einem Festival? Das kann doch eigentlich nicht so schwer sein. Ist dafür tatsächlich kein Markt vorhanden oder sehen ihn die Anbieter einfach nur nicht? Bedenke ich nun persönlich meine Mit-Festivalgänger und den Freundeskreis, dann kann ich die Frage nach dem „ob“ ganz klar beantworten: Interesse wäre vorhanden.

Abgesehen von der Frage der Notwendigkeit eines weiteren Wandels gibt es natürlich auch Möglichkeiten „auffallende Extreme“ grazil zu umschiffen, wenn man ein paar kleine Dinge berücksichtigt, die wir an dieser Stelle kurz zusammenfassen wollen:

  • Die angebotenen Wraps, Yufka- oder normalen Fladenbrote sind zwar keine absoluten Power-Diät-Gesund-oder-sonstwas-Helden, aber sie enthalten zumindest viel frisches Gemüse und sind schon allein dadurch eine deutlich vorteilhaftere Wahl als die gemüselosen Kollegen, die meist auch wesentlich mehr Fett mit aufs Tablett bringen.
  • Den Bratwurst-Stand muss man als Fleischesser per se nicht unbedingt meiden, aber vielleicht ist der Griff zu einem Steak eine interessantere Alternative, denn dies hat nicht nur wesentlich weniger Fett und Zucker, sondern ist auch generell weniger „verarbeitet“.
  • Die Falafel kann man ohne Pommes, den Burrito ohne (oder mit weniger, wir sind ja nicht so!) Créme fraîche bestellen und vielleicht nimmt man einfach eine Reis-Gemüse-Pfanne, statt einem Stück Pizza.
  • Die Eis-Oase bietet mancherorts das sogenannte „LECKMICH“-Eis – ein Wassereis. Dies hat knapp ein Drittel weniger Kalorien als das soft-Eis.

Nun würde uns aber interessieren: Was haltet ihr von dem heutigen Verpflegungsangebot auf Festivals? Achtet ihr selbst – auch auf Festivals – darauf, was ihr zu euch nehmt? Reicht die Auswahl? Yay or nay?

Auf jeden Fall aber gilt: Guten Hunger!

Mahlzeit!

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07.08.2016

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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7 Kommentare zu Ravioli und Bier - Essen auf Festivals

  1. StumpfSinner sagt:

    Gebratene Nudeln… mein absoluter Favorit!

    Übrigens kann ich thematisch einen Erfahrungsbericht beisteuern! -> https://www.facebook.com/notes/stumpfsinner/der-stumpfe-ravioli-soldat/595996727099096

  2. Fabian sagt:

    Wir kochen seit Jahren auf den Festivals mittags eine große Portion Essen fürs ganze Camp. Die ist dann immer vegan und es gibt auf Wunsch Fleisch extra dazu. Das reicht dann für den ganzen Tag und man ist unabhängig vom Angebot des Infields und kommt unfassbar günstig durch (ca 25€ für 6 Tage Metaldays). Obendrauf kriegt man so wunderbar alle Menschen mit unterschiedlichen Essgewohnheiten satt und glücklich.

    Ich finds trotzdem schön, dass es auf den Festivals breitere und bessere Essensangebote gibt. Doch da schrecken mich meistens die hohen Preise ab und ich kauf mir dann pro Festival maximal ein veganes Gericht und das auch eher um die Stände zu unterstützen als weil ich grad wirklich was zu essen brauch.

  3. Nietnagel sagt:

    Hallo zusammen,

    erst einmal einen Dank für den Artikel. Hat mir die Vorfreude auf das Summer Breeze auf ein neues Level katapultiert.
    Wir gehen sehr gerne und oft auf dem Infield essen und sind daher bestens über die jeweiligen Angebote informiert. Zu zweit holen wir uns immer nur ein Gericht, um möglichst viele Sachen ausprobieren zu können.

    Wenn man – wie wir – auf nicht allzu viele Festivals fährt, kann man den Gesundheitsaspekt für ein paar Tage getrost unter den Tisch kehren und mal ordentlich reinhauen (zuhause dann wieder Avocado-Salat mit Weißfleisch;).

    Für gewöhnlich probieren wir eher die für Menschen vom Niederrhein ungewöhnlichen Angebote. Das heißt Holländische Pommes, Bratwurst, Pizza, China-Nudeln und Döner fallen von vornherein durchs Raster. Diese werden höchstens mal auf Qualität geprüft, wenn man alles andere durch hat.

    Ich persönlich muss hier ganz klar für die Fish’n’Chips in die Waagschale werfen. Diese sind zwar wirklich teuer, aber dafür bekamen wir das für uns völlig fremde Erbsenmus dazu und sind seitdem hellauf begeistert von dieser grünen Pampe. Als wir die Bude in diesem Frühsommer auf einem anderen Festival wieder erblickten sind wir direkt wie die Kinder durch den Matsch gerannt und haben zugeschlagen. Ich hoffe, die sind nächste Woche wieder da, denn leider haben wir in 2015 die Falafel-Bude von 2014 vermisst…

    …die wirklich ein Phänomen war. Wir waren dreimal dort, was normalerweise nicht unser Stil ist. Direkt neben Dixie-Town aufgebaut, wo es aus allen Löchern stank, kamen die Leutchen in der Bude mit der Produktion kaum nach. Geschmacklich der absolute Wahnsinn, so dass über den Preis überhaupt nicht nachgedacht wurde. Leider, wie gesagt, in 2015 durch eine andere Falafel-Bude ersetzt, die (Ja!) Pommes (!?) in die Taschen steckt.

    Ansonsten kann ich beim Barbarenspieß nur zustimmen. Wenig, aber sehr lecker. Das Handbrot ist auch top. Bei gutem Wetter ist das Wassereis pures Gold wert. Das Pulled Pork war in Ordnung, aber kann mit dem Barbarenspieß z.B. nicht mithalten. Den veganen Döner habe ich probiert, insgesamt kann ich hier die Wertung nicht ganz nachvollziehen, da so ein Festival-Döner einfach nicht mit einem aus der Bude in der Stadt mithalten kann (zumindest nicht mit denen bei uns am Niederrhein). Ich werde es aber wieder probieren, da er ja irgendwie diese Wertung hier gewonnen hat 🙂

  4. Sane sagt:

    Seit Jahren unser Geheimtipp sind fertigmenüs (von sonnen-bassermann zb).hält sich auch ungekühlt,ist schnell zubereitet und halbwegs lecker.einfach in ein wasserbad gestellt,campingkocher an und ca 5-7 Minuten gewartet.des weiteren sind yumyum Suppen bei uns hoch im Trend:Nudeln in die schale geworfen,gedöns und Wasser drüber,kurz ziehen lassen und fertig.
    Da ist zwar nix gesund oder vegan aber die hart erwirtschafteten euronen stehen bereit für das was im infield am wichtigsten ist: Bier 😉

  5. Vokunas sagt:

    Mein absoluter Favorit auf dem Summer-Breeze (und wo es sie sonst noch gibt) ist immer wieder der Barbarenspieß, zumindest einer am Tag ist da drin und für mich sogar genau die richtige Portion, macht mich satt genug und ist mir nicht zuviel, auch wenns nicht das preisgünstigste ist, für mich immer wieder wert 😀
    Sonst auf dem Campingplatz zumeist Fleisch aufm Grill und zur Abwechslung vielleicht mal noch was von den anderen Essensständen, eine Portion asiatischer Nudeln sind auch meist zumindest ein- oder zweimal drin oder was man sonst noch so findet. Ein Fan von Eintöpfen war ich noch nie, hab ich ehrlichgesagt auch noch nie wirklich gegessen.
    Für die Vitamine gibts zumindest am Morgen oder zwischendurch mal Orangensaft oder nen Apfel, aber insgesamt ist ein Festival für mich nicht unbedingt der Ort, an dem ich auf ausgewogene Ernährung achte 😉

    Ein Tipp für alle mit Campingkocher: Ramen Cups bzw. 5-Minuten-Terrine. Campingkocher an, heißes Wasser draufgestellt, mit diesem dann die Nudeln aufkochen, fertig. Gute Abwechslung für Zwischendurch.

  6. Anvar666 sagt:

    Danke erst mal für den Artikel, den ein oder anderen Stand kannte ich noch nicht.

    Schade, daß Ihr beim Hofladen nur das Pizza-Baguette erwähnt habt, den dieser Stand macht exorbitant geniale Flammkuchen mit und ohne Fleisch, sättigend, wohlschmeckend und für einen vernüftigen Preis. Dazu kommt das nicht wenigger leckere Schlemmerbaguette. Sensationell!!!! Ich freue mich schon wie verrückt auf dieses kulinarische Festivalhighlight 2016!

    Das Pulled Pork war 2015 auch extremst lecker, natürlich ohne Krautsalat (bääähhh!). Allerdings gab es hier Abzüge in der B-Note, aufgrund der gruseligen Mississippi-BBQ-Sauce, die diesen Namen nicht mal im Ansatz verdient!

    Die gute alte Bratwurst vom Schwenkgril war 2015 alle Tage mein treuer Begleiter. Für Zweifuffzich ein wahres Schnäppchen, und geschmeckt hat sie auch.

    So long…
    Wir essen uns am Summerbreeze!!!
    Only 7 Days!!!

  7. Micha sagt:

    Moin!

    Als Veganer achte ich selbstredend auf die Inhaltsstoffe der angebotenen Produkte. In der Domäne, wo Fleisch und Bier als Norm gilt, ist es vor einigen Jahren noch recht schwierig gewesen. Lediglich der Hardcore Bereich ist da schon länger recht locker. Da tummeln sich eben viele Veggies und Edger rum.

    Ich kaufe alt bewährte Dinge und schaue mich dann auf dem Gelände um. Vegetarische Ravioli, die meistens sowieso vegan sind, gehören für mich einfach dazu. Hinzukommen Bananen, Saft, Riegel, Cracker, Kekse oder ähnliches. Muss haltbar und handlich sein:)
    An Ständen selbst ist Falafel meist das Tollste. Ich liebe die Teile einfach. Das kann ich auch 3 Tage lang essen ohne dass ich irgendwie die Schnauze voll hab. Nen Seitan döner ist natürlich auch geil! Habe ich aber bisher nicht entdeckt. Da träume ich ja von:P Wobei ich die Panik vor dem Gluten absolut gehypt und unsachlich finde. Besonders in Anbetracht dessen, was die Leute sich sonst so einverleiben^^

    Danke also für diesen ausführlichen Bericht.

    Micha