The Doom Table
20 Jahre "The Pale Haunt Departure" von NOVEMBERS DOOM

Special

Am 8. März 2005 wurde „The Pale Haunt Departure“ in den USA über The End Records veröffentlicht, die Europaweite Release über Candlelight Records kam zwar erst ein gutes halbes Jahr später, aber das soll jetzt nicht vom Kern ablenken.

NOVEMBERS DOOM gehören zu den Urgesteinen des amerikanischen Doom und starteten mit einem schweren Debütalbum, das deutlich von den damaligen Death Doom Ikonen geprägt war. „Amid Its Hallowed Mirth“ wird von vielen Doom Fans immer noch als klassischer Death Doom im Sinne von Bands wie DUSK, EVOKEN oder DISEMBOWELMENT angesehen, die damaligen Hauptsongwriter Steve Nicholson und Mike Lager verließen die Band relativ früh und haben dem Debüt ein schweres Erbe hinterlassen, das die weitere Entwicklung der Band nicht vorhersehbar machen sollte. Das zweite Album „Of Sculptured Ivy and Stone Flowers“ klingt schon etwas zugänglicher, zeigt aber, wie sich das Songwriting mit dem Weggang von Nicholsen verändert hat und wie stark das Songwriting von Individuen geprägt werden kann.

Denn mit dem Einstieg von Gitarrist Larry Roberts wird der Einfluss des melodischen Death Doom immer stärker und in den folgenden Veröffentlichungen immer deutlicher, die Musik wird trotz aller Düsternis zugänglicher und wandelt sich vom klassischen amerikanischen Death Doom mehr in Richtung skandinavischen melodischen Death Metal mit Doom Metal-Anleihen.

Die beiden folgenden Alben „The Knowing“ und „To Welcome The Fade“ ebneten den Weg für den Zenit der Bandgeschichte, der mit „The Pale Haunt Departure“ erreicht werden sollte, ohne jedoch die Brillanz und Perfektion dieser Platte zu erreichen.

Im März ist es dann soweit: „The Pale Haunt Departure“ erscheint in den USA und ebnet der Band den Weg nach Europa und den Rest der Welt. Das Album besticht durch seine düstere Geschlossenheit, grandioses Songwriting von Roberts und Neuzugang Vito Marchese und absolut fesselnde Songs. Der gewaltige Opener und Titeltrack geht mit seiner Mischung aus unbändiger Härte und gefühlvoller Melodieführung sofort unter die Haut und besticht durch die großartigen und perfekten Vocals von Sänger Paul Kuhr. Im Verlauf des Albums gibt es keinen einzigen schlechten Track und es ist erstaunlich, wie stimmig das Album in all seiner Vielfalt wirkt.

Auch zwanzig Jahre später ist die dargestellte emotionale Zerrissenheit ungebrochen. Das Album kann immer noch konsumiert werden, wenn man in der richtigen Stimmung ist, und es zeigt keine Abnutzungserscheinungen. Es fällt schwer, das Album auf ein Highlight zu reduzieren, da es im Grunde ein Ganzes ist. Ein persönliches Glanzstück ist „Dark World Burden“, das aufgrund seiner Düsternis, dem nihilistischen Text und der für Albumverhältnisse perfekten Mischung aus zerbrechlichen Passagen und wütender Härte sowie der perfekten Mischung aus cleanen Vocals und deren Arrangements schon immer ganz weit vorne auf der Platte stand. Der Track hat einfach alles, was die Musik von NOVEMBERS DOOM ausmacht und was man in sechs Minuten nicht klarer und besser auf den Punkt bringen kann. Gekrönt von einem grandiosen Solo, das genau den Vibe des Songs und des Textes trifft, könnte „Dark Word Burden“ hier in Dauerschleife laufen.

„My arcane cell is covered in resent

I never asked for any of this
I follow the path which leads me to nothing
Searching for my smile I lost long ago

I stand alone in the company of none
Cheated by reality, philosopher of the gray
A brave inner child stands strong in refuse
A treasure of impurity will find a way to breed“

Dass es auf „The Pale Haunt Departure“ keine Lowlights gibt, liegt neben dem großartigen Songwriting, den exzellenten Gesangsarrangements, die mit den musikalischen Ausbrüchen und Abstürzen perfekt spielen und harmonieren, vor allem an den erschütternden Texten von Sänger Paul Kuhr, die nur erahnen lassen, welche emotionalen Tiefen er damals durchlebt haben muss und die er so reflektiert in die Musik einfließen lässt, dass es niemanden unberührt lassen kann.

Nostalgie ohne schwache Momente

„The Pale Haunt Departure“ ist gespickt mit großartigen Momenten und jeder einzelne Song zeigt, wie gut und zeitlos die Platte musikalisch und auch textlich das widerspiegelt, was diese Art von Musik ausmacht. Songs wie „Autumn Reflection“, The Absence Of Grace“ oder „Through a Child’s Eyes“ muss man einfach gehört haben, um zu verstehen, was die Faszination des Genres und vor allem von NOVEMBERS DOOM an diesem Album ausmacht.

Candlelight Records veröffentlich das Album dann am 05. Juli 2005 in Europa, was der Band endlich auch den Erfolgt in Übersee garantiert und den Weg für eine allererste Europatour ebnet. Ganz subjektiv gesprochen war das eines der Highlights im Jahre 2006 die Band mit AGALLOCH und THURISAZ im Berliner K17 live sehen zu können und von Hamburg aus im Doom Trupp für das Konzert anzureisen. Der Gig fand am 21. November statt.

NOVEMBERS DOOM spielen als Headliner eine starke Show. Sänger Paul ist damals noch um einiges kräftiger und seine Stimme scheint mit seinem Körpergewicht noch eindringlicher zu klingen als auf Platte. Songs wie „Dark World Burden“ oder den Titeltrack „The Pale Haunt Departure“ damals zu erleben, war ein echtes Erlebnis, das sich zeitlos in die Erinnerung einbrennt und den Eindruck des Albums in jeder Hinsicht nur verstärken kann.

Die Band hat ihren Stil über die Jahre perfektioniert, aber ganz subjektiv gibt es kein Album wie „The Pale Haunt Departure“, das in seiner Gesamtheit mit jedem einzelnen Track überzeugen kann. Es ist traumhaft, dass die Band auch jetzt bei ihren letzten Konzerten die Setlist mit dem Titeltrack „The Pale Haunt Departure“ bestückt, was man zuletzt auf dem Prophecy Fest 2023 erleben durfte.

Wer sich mit Death Doom oder Doom im Allgemeinen eher schwer tut, sollte NOVEMBERS DOOM ruhig mal antesten, denn die Band hat den melodischen Death Doom Metal sehr salonfähig gemacht, was hier keineswegs negativ gemeint ist.

Danke für 20 Jahre großartige Unterhaltung.
Nach 20 Jahren wäre es eigentlich an der Zeit, dieses Highlight endlich mit einer prächtigen Vinyl-Veröffentlichung zu würdigen.

Es ist auf jeden Fall an der Zeit, dieses Album jetzt zu hören.

 

08.03.2025

- perfection is the end of everything -

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