Rock am Ring 2017
Der Festivalbericht mit Bildergalerie

Konzertbericht

Billing: Sondaschule, Skindred, Broilers, System Of A Down, Alter Bridge, Code Orange, Prophets of Rage, Frank Carter & The Rattlesnakes, Shvpes, As Lions, Gojira, Beatsteaks, The Raven Age, Raveneye, Slaves, Marteria, Airbourne, Me And That Man, Donots, In Flames und Five Finger Death Punch
Konzert vom 02.06.2017 | Nürburgring, Nürburg

ME AND THAT MAN – Engelbert Strauss Alternastage

„Nergal, blinzel zweimal, wenn das hier gegen deinen Willen geschieht!“, will man ihm zurufen, als ME AND THAT MAN mit „My Church Is Black“ lässig auf die Bühne kommen. Aber der BEHEMOTH-Fronter Adam Darski, anfänglich getarnt mit Sonnenbrille und Riesenhut, scheint ganz und gar nicht unglücklich mit seinem neuen Betätigungsfeld zu sein. Er grinst in einer Tour und schäkert mit seinem Bandkollegen John Porter, beide strahlen enorme Überzeugung aus. Schwere, träge Uhuuu-Gesänge dröhnen zu „Nightride“ und „Magdalene“ über den fast leeren Platz vor der Bühne, und das Publikum hat größtenteils imaginäre Fragezeichen in den Augen. ME AND THAT MAN klingen verdächtig nach THE BOSS HOSS im Geistermodus und können live leider so gar nicht überzeugen. Da die Songs allesamt relativ dröge sind, kann man sich auch gut auf die Texte konzentrieren. Schnell wird klar – Tiefgang hat heute frei. Es mag sein, dass die „Songs Of Love And Death“ daheim in entsprechender Atmosphäre mit einem schweren Whiskey eine schön schleppende Stimmung verbreiten – hier und heute funktioniert der Trick nicht.

Galerie mit 8 Bildern: Me And That Man Rock am Ring 2017

IN FLAMES – Volcanostage

IN FLAMES erwischen wir im Vorbeigehen und können festhalten, dass die überwiegend schlechten Kritiken für das aktuelle Album „Battles“ offensichtlich keine Auswirkung auf deren Livetauglichkeit haben. Das liegt besonders daran, dass die Schweden auf zahlreiche gute Songs zurückgreifen können. Sie spielen zwar drei Songs aus „Battles“, vernachlässigen aber selbstverständlich auch nicht die Klassiker („Deliver Us“) und machen den Sack mit „The End“ und „Take This Life“ zu.

Vor dem Auftritt von FIVE FINGER DEATH PUNCH wird es dann emotional. Julian Schiller, der im letzten Jahr bei Rock am Ring in Mendig durch einen Blitzschlag schwer verletzt wurde, betritt mit dem Veranstalter Marek Lieberberg die Bühne. Er ist noch sichtlich wackelig auf den Beinen, beweist aber Humor und trägt ein Flash-Shirt. Er berichtet von seinen Fortschritten, wünscht viel Spaß und bedankt sich bei Lieberberg für die stete Unterstützung.

FIVE FINGER DEAD PUNCH – Volcanostage

Die FIVE FINGER DEATH PUNCH taken jetzt die control back mit ihren knuckles, das ist klar. Ivan „Ghost“ Moody hat eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz und ist ein überragender Sänger. Dass er mit seinen Mitstreitern noch außerordentlich talentierte Instrumentalisten an seiner Seite hat, steht ebenfalls auf der Haben-Seite der Kalifornier. Es scheint allen ein großes Anliegen zu sein, dass ihre Botschaften rüberkommen und sich die Energie auf alle überträgt. Mühelos wird zwischen emotionalen Songs wie „Wash It All Away“ und schon massentauglichen Mitgröl-Songs der Marke „Jekyll And Hyde“ gewechselt. Auf der Bühne regiert der Spaß und auch das Publikum mag, was es zu sehen und hören bekommt. Ein Auftritt, über den man wirklich nicht meckern kann und für den FIVE FINGER DEATH PUNCH mit mächtig Applaus und Pit-Action von den Ringrockern belohnt werden.

Galerie mit 13 Bildern: Five Finger Death Punch Rock am Ring 2017

BROILERS – Volcanostage

Die Zeiten, als man die BROILERS noch mit „off-beat, off-beat, off-beat, Trompete“ beschreiben konnte, sind längst vorbei. Die Düsseldorfer haben sich zu einem Hauptact gemausert und mobilisieren bei Rock am Ring alle Altersgruppen. Man merkt, dass die Band vom Erfolg selbst etwas überholt wurde und noch immer nicht fassen kann, auf der große Bühne zu stehen. Die damit verbundene Freude und leichte Holprigkeit in den Ansagen ist sympathisch und kommt gut an beim Publikum. Man mag über den Musikpreis Echo denken, was man will, aber dass die BROILERS ihn 2017 in der Kategorie „Rock National“ gewonnen haben und nicht irgendeine fragwürdige Wald-und-Wiesen-Band, ist beruhigend. Es wird also geskatet, was das Zeug hält und entgegen aller Skepsis unterscheiden sich die Songs vom siebten Album „sic!“ eher textlich und weniger musikalisch vom ureigenen BROILERS-Gemisch aus Rockabilly, Ska, Punk und Reggae.

Dass die Sonne nicht so richtig mitspielt, interessiert hier eigentlich niemanden, man kann sich ja schließlich warmzappeln. Während Sammy Amara noch feinste Poesie vorträgt – „wir bouncen die Wolken einfach weg“- steht Veranstalter Marek Lieberberg hinter der Bühne schon die Überbringung schlechter Nachrichten bevor. Lieberberg betritt, flankiert von zwei weiteren Personen, um 21:00 Uhr die Volcanostage und verkündet sichtlich ergriffen die unangenehme Nachricht, dass das Festival gestoppt und das Gelände aufgrund einer behördlichen Anordnung evakuiert werden muss. Es besteht der Verdacht eines terroristischen Anschlags und die Sicherheit der Besucher geht vor.

Das Publikum reagiert souverän, Worte wie Terror und Anschlag sind längst schon zur Normalität geworden. Gesittet und ruhig räumt es das Festivalgelände in weniger als 30 Minuten, damit die über 1.000 Polizisten mit ihrer Arbeit beginnen und das Gelände kontrollieren können. Es ist schon fast gespenstisch, wie andächtig die Ringrocker den Platz räumen. Alle Journalisten und Redakteure begeben sich ins Mediacenter und erleben einen emotionalen, aber sachlichen Veranstalter, der sich ganz alleine den vielen Fragen stellt und offen alle Fakten auf den Tisch legt, die ihm bis dahin verfügbar sind.

Als wir uns auf den Heimweg machen, sind einige Besucher noch auf dem Weg zu ihren Zelten und singen mit GEIER STURZFLUG lautstark gegen den Frust und das mulmige Gefühl an: „Eins kann uns keiner nehmen und das ist die pure Lust am Leben“ tönt es aus allen Ecken. Es scheint für niemanden außer Frage zu stehen, ob hier morgen weitergerockt wird, wenn denn die Freigabe der Behörden vorliegt.

Setlist BROILERS

Zurück Zum Beton
Ist Da Jemand?
Meine Familie
Harter Weg (Go!)
Bitteres Manifest
Tanzt Du  Noch Einmal Mit Mir?
Die Beste Aller Zeiten
Wie Weit Wir Gehen
Ihr Da Oben

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09.06.2017

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Sondaschule, Skindred, Broilers, Alter Bridge, Code Orange, Frank Carter & The Rattlesnakes, Shvpes, Beatsteaks, The Raven Age, Airbourne, Donots, In Flames und Five Finger Death Punch auf Tour

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26.05.24Five Finger Death Punch - Live 2024Five Finger Death Punch und Ice Nine KillsOlympiastadion, München
03.06.24Five Finger Death Punch - Live 2024Five Finger Death Punch und Ice Nine KillsZAG Arena, Hannover
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7 Kommentare zu Rock am Ring 2017 - Der Festivalbericht mit Bildergalerie

  1. Justus sagt:

    Ganz netter Bericht über ein Pop-Festival. Ich frag mich allerdings schon was ich da jetzt gelesen habe. Eine Hand voll Bands die man überhaupt oder mit viel gutem Willen zum erweiteren Umfeld des Metals zählen kann und viel Emotionalität des Autors, die anscheinend zu einem nicht unerheblichen Teil auf dessen persönliche Nostalgie zurück zu führen ist. Soll nicht heißen, dass der Bericht schlecht ist, aber ob man sowas auf metal.de veröffentlichen muss?

    PS: Die Aktion mit dem Rollstuhlfahrer ist sicher eine tolle Sache aber sowas kann man auf dem Summer Breeze jedes Jahr beobachten. Just Sayin’…

    1. Nadine Schmidt sagt:

      Hi Justus,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich war drei Tage lang auf dem Festival unterwegs und noch dazu geht es um meine große Leidenschaft, die Musik! Da fällt es wirklich schwer, sich von subjektiven Eindrücken komplett zu lösen und selbstverständlich trage auch ich eine gewisse Vergangenheit in Bezug auf Bands und Festival mit mir herum.
      Letztendlich bin ich aber auch nicht bei metal.de angetreten, um einen rein faktischen Bericht ohne Herzblut abzuliefern. Persönliche Eindrücke und der daraus resultierende Schreibstil machen letztendlich auch das Profil einer Redakteurin aus.

      Die Geschichte mit dem Rollstuhlfahrer ist zum Glück keine Premiere auf Festivals. Im Zusammenhang mit dem Terrorverdacht und der daraus resultierenden Hetze im Netz, war es aber ein besonders schöner Gegenbeweis, dass die Realität glücklicherweise eben doch noch anders aussieht. Ich dachte, dies hätte ich im Text deutlich gemacht.

      Falls du auch auf dem Festival warst, interessiert mich, welche Eindrücke du gesammelt hast. Für das nächste Jahr würde ich mir zwar auch wieder deutlich mehr Metalbands wünschen, von einem Pop-Festival ist Rock am Ring aber noch weit entfernt.

      Liebe Grüße Nadine

      1. Sane sagt:

        Der hat keine Eindrücke,nur Gemecker..
        Festivalbesuche sind immer subjektiv da man ja auch nur bestimmte Sachen sieht und niemals alles was auf einem Festival so abgeht.
        Ich bin immer schon froh wenn ich die Erinnerungsfetzen zu einer halbwegs logisch zusammenhängenden Geschichte zusammen puzzeln kann.. 😉
        Ausserdem ist das kein Review und hat gar keinen Anspruch objektiv zu sein.
        Auch wenn das auf viele Reviews bei metal.de auch nicht zutrifft..

      2. Justus sagt:

        Was willst du Vogel jetzt von mir? Wo liest du da bitte nur Gemecker? Ich habe ja geschrieben, dass ich den Bericht an sich nicht schlecht finde. Ich hab mich auch nirgendwo beschwert, dass mir der Beitrag zu subjektiv ist. Mir ist völlig klar, dass so ein Bericht nur subjektiv ausfallen kann.
        Ich frage mich nur ob man auf einer Seite wie Metal.de einen acht-seitigen Bericht über ein Festival bringen muss, in dem dann nur um die fünf Bands auftauchen, die überhaupt was im weitesten Sinne mit dieser Musikrichtung Metal zu tun haben. Jaja, eine leidige Diskussion, aber wenn man sowas schon nicht mehr schreiben darf, kann man die kommtarfunktion auch deaktivieren.

    2. Sane sagt:

      Wenn ich schon der Vogel bin,dann bitte ein paar Körner.
      Die Subjektivität hast du indirekt sehr wohl kritisiert.
      Und über Rock am Ring wird hier schon seit 20 Jahren berichtet.
      Wenn das nicht mehr passieren soll,dann darf hier auch nicht mehr über metallica, ac dc,guns n roses, System of a down usw berichtet werden denn alle genannten sind Pop im eigentlichen Sinn des Wortstamms.pop ist was erfolgreich ist und kalkuliert auf Erfolg getrimmt ist.wenn du das streichst gibt es hier keine Schlagzeilen mehr.
      Für die Unterstellung und Provokation du würdest nur meckern und keine eigene Erfahrungen beisteuern entschuldige ich mich,da hab ich unnötig Öl ins Feuer gegossen,sorry!

      1. justus sagt:

        Dann entschuldige ich mich für Ausdruck Vogel an dieser Stelle ebenfalls, ich reagiere nur etwas allergisch wenn man mir Sachen unterstellt, die ich so gar nicht von mir gegeben habe. Das mit der Subjektivität habe ich nur herausgehoben, weil ich etwas den Eindruck habe, dass der Bericht überhaupt nur deswegen so lange geraten ist. Ich meine mal ehrlich, wären hier nur die Metal-relevanten Bands besprochen worden (wo auch immer man da jetzt die Grenze zieht), wäre nicht mehr viel übrig geblieben.
        Ich habe auch grundsätzlich nichts dagegen, wenn hier über’s RaR berichtet wird. Und ja, ich kann tatsächlich keine persönlichen Eindrücke geben, weil ich noch nie dort war. Einfach weil für mich persönlich viel zu wenig musikalisch Interessantes geboten wird. Ich stelle nur die Frage in den Raum wie viel Relevanz das Festival für die Metal-Szene überhaupt noch hat. Mag sein, dass darüber schon 20 Jahre berichtet wird, aber man kann auch nicht von der Hand weisen, dass das Programm dort immer mehr auf den Mainstream (uh, das pöhse Wort) ausgerichtet ist und dadurch eben nach meinem Empfinden an Relevanz für die Metal-Szene verloren hat. Sei’s drum, die Diskussion wird sich doch nur wieder im Kreis drehen. Wollte das nur nochmal geklärt wissen.

      2. Sane sagt:

        Alles gut,geht mir auch so.
        Um deine Frage mal aufzugreifen: ich denke dass rar tendenziell an Relevanz zugenommen hat.
        Versteh mich nicht falsch, ich kann mit den bands die da spielen auch nix anfangen, ist mir mittlerweile echt auch viel mainstreamig.
        Aber was rar macht ist große Massen mobilisieren und sicher den ein oder anderen zu härterer Musik zu bringen.
        Vielleicht bekommt man irgendwann wenn man z.b. Metallica sieht das Bedürfnis mal ne richtige metalband zu sehen 😉
        Die Intensität, die Qualität und vor allem Authentizität hat aber meiner Meinung nach schon stark gelitten.
        Aber wie gesagt, das ist meiner Meinung nach etwas für Einsteiger und casuals 😉