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Listening Session zu "Target Earth"

Special

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Ein neues VOIVOD-Album ist immer ein wenig wie eine Überraschungstüte. Man weiß nie so wirklich in welche Richtung die Kanadier aktuell tendieren. Da sind Gedankenspiele, wie sich das neue Album wohl anhören mag, durchaus erlaubt. Entsprechend gespannt nehme ich an der Listening Session zum neuen Album “Target Earth” (VÖ: Januar 2013) teil. Da VOIVOD abends noch ein Konzert im Essener Turock spielen, bietet sich als Ort für die Listening Session eine Bistrobar in direkter Nähe zum Turock an.

Neben den Vertretern der Plattenfirma, sind neben mir noch die Kollegen vom Rock Hard und Metal Hammer anwesend. Nachdem man sich bekannt gemacht und man die erste Runde Getränke verköstigt hat, kommen VOIVOD direkt vom Soundcheck und wirken allesamt etwas angespannt. Nervös wäre das falsche Wort, aber da “Target Earth” die erste Scheibe ist, bei nichts mehr aus Piggys Erbe (der Gitarrist verstarb 2005 viel zu früh) verwendet wurde. Auf dem neuen Album ist Gitarrist Daniel ‘Chewy’ Mongrain erstmals alleine zu hören und ihm merkt man die Anspannung auch am deutlichsten an. Also steht die Frage, ob VOIVOD auch ohne die ‘Hilfe’ von Denis ‘Piggy’ D’Amour funktionieren, in vorderster Front. Zumal (und da kann man ruhig ehrlich sein) das letzte Album “Infini” nicht ganz die Brillanz der Vorgänger, respektive der Klassiker, erreichen konnte. Mit einer neuen Runde Getränke, ist auch die Anlage vorspielbereit. Wir nehmen Platz und lauschen den ersten Klängen des Openers und zugleich Titeltrack “Target Earth”. Es fällt direkt auf, dass VOIVOD auf dem neuen Album einen fetten, aber trotzdem durchaus old-schooligen Sound fahren. Man erkennt schon nach nur wenigen Tönen, dass es sich um VOIVOD handelt.

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“Target Earth” selbst ist sehr progressiv gehalten, ganz im Stil der Phase ab “Nothingface”. Auffällig ist auch, dass Sänger Denis ‘Snake’ Belanger hier schon das gesamte Spektrum seines Gesangs abruft. Er singt richtig, schreit aber auch wie zu Zeiten des Debüts. Insgesamt eine gelungene Nummer, die ein schönes Old-School-Feeling transportiert und trotzdem VOIVOD anno 2012 zeigt. Sehr gelungener Einstieg in die Scheibe. In eine ganz andere Kerbe schlägt da das folgende “Kluskap O’Kom”. Das Stück kommt sehr schnell aus den Boxen, hat eine thrashig/punkige Schlagseite, ist dabei aber dennoch abwechslungsreich gestaltet. Der kürzeste Song des neuen Albums geht als intensive Eruption über die Ziellinie, die zudem durch den Einsatz von viel Hall auf dem Gesang eine kalte, maschinelle Atmosphäre besitzt. Das dritte Stück der neuen Platte (“Empathy For The Emeny”) zeigt dann weitere Facetten im VOIVOD-Sound. Beginnend mit bandtypischen Riffs, kommt hier auch zum ersten Mal der PINK FLOYD-Einfluss zum Tragen. Die Strophen sind sehr spacig gehalten und lassen den Hörer an die Bandphase Anfang der Neunziger denken.
Schon die drei Nummern alleine machen klar, dass VOIVOD sich auf ihre Stärken besonnen haben. Das zeigt auch die vorab veröffentlichte Single “Mechancial Mind”, die mit 7:36 min. Spielzeit zugleich auch der längste Track der Platte ist. Hier unterstreichen die Kanadier einmal mehr, dass sie sich nicht unbedingt um Konventionen scheren. Das sehr progressive Stück mit seinen vielen unterschiedlichen Parts und den für VOIVOD-typischen Gesangslinien, ist als Radiosingle denkbar ungeeignet. Um den Fans ein Statement zu geben und ihnen zu sagen, dass VOIVOD wieder da sind, ist der Track hingegen optimal gewählt. Wesentlich melodischer wird es danach bei “Warchaic”. Auch hier stehen zu Beginn des Songs PINK FLOYD Pate. Punkten kann das Stück aber eher durch das perfekte Zusammenspiel von Melodien und den typischen Snake-Schreien, das die Band hier in sieben Minuten auf die Spitze treibt.

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“Resistance” hingegen ist wieder mit mehr Punk-Attitüde ausgestattet, kommt ohne großartige Spielereien auf den Punkt und ist schönes Futter für die Nackenmuskulatur. Das überraschende Break im Mittelteil nimmt ein wenig die Geschwindigkeit aus dem Song und macht die Nummer insgesamt schwerer. Das passt auf der anderen Seite aber gut ins Bild und hievt den Song auf eine andere Ebene. Das als nächster Song vorgestellte “Kaleidos” ist erneut sehr progressiv ausgefallen und kommt mit vielen Taktwechseln aus den Boxen. Trotzdem wirkt die Nummer nicht zerfahren, sondern ist doch auf den Punkt gespielt. Insgesamt ein sehr intensives Lied, das im Mittelteil noch einmal richtig Gas gibt. Gelungene Nummer. Die wohl größte Überraschung von “Target Earth” hört auf den Namen “Corps Étranger”. Auch hier haben die Kanadier einen spacigen Anfang für das Stück gewählt, der abermals eine Affinität zu der britischen Progressive Rock Legende um Roger Waters zeigt. Während man sich kognitiv noch in den unendlichen Weiten wähnt, wird man gnadenlos von einer brachialen Thrash-Metal-Wand auf die Erde zurück geholt. Das konnte man in der Form auch von VOIVOD nicht erwarten und führt den Hörer quasi zurück in die Anfangstage der Band. Sehr gelungen ist auch der maschinelle Stampfpart im Mittelteil des Songs. Definitiv ein Highlight des neuen Albums und eine optimaler Brückenschlag zum letzten richtigen Song der Platte. Bei “Artefact” bündeln VOIVOD noch einmal alle ihre Trademarks und kredenzen dem Hörer einen sehr intensiven Abschluss auf seiner Reise durch das VOIVOD Universum. Das die CD abschließende “Defiance” ist nicht mehr als ein rudimentärer Ausblick auf das (über)nächste Studioalbum der Band und steht “ganz in der Tradition von VENOMs “At War With Satan (Preview)” vom “Black Metal”-Album”, wie Basser Jean-Yves ‘Blacky’ Theriault zu Protokoll gibt.

VOIVOD-Fans dürften, dem ersten Höreindruck zufolge, nicht von “Target Earth” enttäuscht werden. Als Momentaufnahme kann man festhalten, dass das 2013 erscheinende Album stärker als der direkte Vorgänger ausgefallen ist und zudem wieder einen Schritt in Richtung der klassischen VOIVOD geht. Ich bin gespannt, ob sich der positive Eindruck bestätigt, wenn das Album denn dann auf dem Markt ist.

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16.12.2012

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1 Kommentar zu Voivod - Listening Session zu "Target Earth"

  1. Matthias sagt:

    Hab mir den aktuellen Albumstream angehört. Klingt ja insgesamt total fürchterlich…