Belphegor
Interview mit Helmuth Lehner – 30 Jahre Tod und Teufel

Interview

„Die Tierindustrie ist eine Schande“

Es ist deutlich zu spüren, wo sein Fokus liegt: auf „The Devils“. Logisch, das neue Werk möchte promotet werden, doch angesichts der Bandhistorie erschien ein Gespräch abseits der üblichen Albumfragen sinnvoll. Stattdessen liefert uns Helmuth ungefragte Details zu einzelnen neuen Liedern und spart nicht an Superlativen. Auch okay, denn mit „The Devils“ erhalten Fans durchaus wieder ein gutes BELPHEGOR-Album. Hier eine paar Auszüge:

Zu „Totentanz – Dance Macabre“:

„Das schnellste Liedgut, das wir je komponiert haben. Es beschreibt auch, wie der geldgierige Typ Mensch den Planeten aushungert und alles langsam, aber sicher zerstört, Tiere einsperrt und auf abscheulichste Weise in KZs ermordet. Die Tierindustrie ist eine Schande.“

Der Holocaust-Vergleich ist völlig unnötig, die Aussage an sich zu unterschreiben.

Zu „Glorifizierung Des Teufels“:

„Es geht um den sogenannten Osculum infame. Der Ziegenbock verführt und degradiert die Frau dazu, dass sie sich auf die Knie wirft und ihm das Hinterteil liebkost, um ihm totalen Gehorsam zu bezeugen. Auch schwärzeste Romantik und der morbide österreichische Humor darf bei dieser Abhandlung keinesfalls fehlen. Ich habe diese Thematik das erste Mal für ‚Walpurgis Rites – Hexenwahn‘ benutzt, aber es ist faszinierend und ich musste diesmal noch etwas tiefer graben. Amen!“

Zu „Kingdom Of Cold Flesh“:

„Diese dynamische Blastwalze ist eine wahre Geschichte und handelt von einem Mann, einem Grabräuber, der nächtens auf Friedhöfe rumgezogen ist und junge Mädchen ausgegraben, nach Hause mitgenommen und sie in Barbie-Kleider gesteckt hat. Ein hochinteressantes und bizarres Thema.“

„Gitarre ist mein Psychiater“

Schauen wir abschließend doch noch über den eigenen Tellerrand. Wir möchten wissen, ob Helmuth heute selbst neue Musik konsumiert. „Ich will jetzt eigentlich gar nicht sagen, dass ich den meisten neueren Bands in diesem Sektor nicht viel abgewinnen kann“, beginnt er wieder diplomatisch und zieht dann doch vom Leder. „Viele gute Musiker und Bands, ja, aber die billige Attitüde und deren Gehabe ist oft nicht meins. Die Essenz, die Rebellion und der Widerstand sind oftmals nicht gegeben. Hippies und dergleichen, die Death oder Black Metal spielen, will ich nicht ernst nehmen.“

Extremer Metal müsse aufregen, Tabus brechen und bizarr-brachial daherkommen. Andernfalls „ist es nur Abfall“. Musikalisch engstirnig ist er dabei nicht; vor allem, was Gitarrenmusik betrifft. „Von Rock über Metal bis hin zu extremen Sounds gibt es brillante Bands. Viele klassische Komponisten, virtuose Gitarristen, Flamenco-Gitarristen. Gitarre ist meine Leidenschaft, mein Psychiater.“ Ein gutes Schlusswort.

Galerie mit 20 Bildern: Belphegor – 30 Year Anniversary Processions 2023 in Essen

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Quelle: Nuclear Blast Records
05.08.2022

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5 Kommentare zu Belphegor - Interview mit Helmuth Lehner – 30 Jahre Tod und Teufel

  1. nili68 sagt:

    >Extremer Metal müsse aufregen, Tabus brechen(…)<

    Sehe ich auch so, aber Grabräuber, Sex und der Teufel ziehen da keinen Hering mehr vom Teller.. wenn man nicht ausschließlich im Mittleren Osten oder Bible Belt veröffentlicht. Da muss was Zeitgemäßeres her. Wie wär's denn mal z.B. mit 'nem Pro Putin-Album..?

  2. TrVeManSchoh sagt:

    Das wäre in der Tat edgy wie geschmacklos. Oder man bleibt dem religiösem Bereich treu und wagt sich an ein islamkritisches Album. Verrückt, oder? Ein religionskritisches Album und es würde zahllose Leute aufregen. Im Jahr 2022.
    Man könnte auch ein Tabu brechen, indem man darüber singt, dass es zwei Geschlechter gibt. Ach, meine Ideen werden ja immer verrückter…

  3. Gabbagandalf sagt:

    Schade das in großen Teilen die Worte Helmuths zusammengefasst wurden anstatt seine Worte vollständig abzudrucken…

  4. OrkusObskurius sagt:

    Hätte da auch lieber den genauen Wortlaut gelesen, und zwar unkommentiert abgedruckt. So hätte sich dann jeder selbst seine Meinung bilden können. Mit Kritik an christlicher Religion ist allerdings nun wirklich kein Tabu mehr zu brechen. Immerhin bricht er mit seiner Einstellung und einigen Versen aus „Totentanz“ jedes Tabu der letzten zwei Jahre, das hat meinen Respekt.

  5. metal-maniac sagt:

    Belphegor wie man sie kennt. Musikalisch top, der Rest total panne. Wo hier der große Tabubruch wegen ein bisschen hirnloser Corona-Kritik sein soll wie sie heutzutage jeder Dorftrottel äusserst erschließt sich mir auch nicht.