Ketzer
Anders ist besser

Interview

KETZER sind beste Freunde

Aber gab es im Vorfeld die Überlegung, den Stil von „Starless“ einfach weiter zu führen?

Chris: Heutzutage lese ich immer wieder, dass manche Bands einen Businessplan haben und viele Jahre im Voraus planen, was sie machen wollen. Das ist bei uns nie so. Wir sind vor allem ein Freundeskreis, die engsten Freunde, die man sich vorstellen kann und die gerne Musik zusammen machen. Wir schreiben einen Song nach dem anderen, wie er gerade zu uns kommt.

Der erste Song, der nach der „Starless“ entstanden ist, war entweder „The Taste Of Rust And Bone“ oder „This Knife Won’t Stay Clean Today“. Das ist einfach so gekommen. Wir haben uns keinen Plan gemacht. Ich muss aber sagen, dass mir persönlich schon klar war, dass ich nicht noch mehr Songs im Stil von „Starless“, „Godface“ oder „Earthbound“ machen will. Wir haben diese Achtel-Downstrokes-Riffs auf der Platte gemacht und das reicht auch.

Du hast jetzt schon erwähnt, dass ihr immer noch sehr enge Freunde seid. Als „Starless“ damals erschien, kam in meinem Bekanntenkreis oft die Frage auf, ob ein Besetzungswechsel zu der musikalischen Neuausrichtung geführt habe. Wie schafft ihr es denn, trotz dieser krassen Entwicklung, zu fünft dahinter zu sehen?

Chris: Das ist einfach genau deshalb, weil wir die Songs zusammen schreiben. Es ist nicht so, wie die Leute das manchmal wahrgenommen haben. Es hat keiner gesagt: „Ich hab jetzt Bock ein Post-Metal-Album zu machen.“ Wenn das einer gesagt hätte, hätte ich gesagt: „Du spinnst doch. Ich hör doch gar kein Post-Metal“, denn ich hör eben keinen Post-Metal. Aber sowas denken die Leute. Es war aber einfach nur das, was rausgekommen ist. Es war nicht die Entscheidung einzelner Personen, sondern das Ergebnis unserer Zusammenarbeit. Das klingt total abgedroschen, aber da kann ich nichts dran ändern.

Ich finde, diesen Zusammenhalt merkt man euch auf der Bühne auch an. Eure Interaktion miteinander spricht sehr für das, was du gerade gesagt hast.

Chris: Na ja, wir kennen uns jetzt halt auch seit wir 13 sind. Nur unser Drummer Sören kam erst 2008 dazu. Aber ich bin mit [Sänger] Gerrit und [Bassist] David zusammen zur Schule gegangen. Wir sind in der gleichen Nachbarschaft aufgewachsen und zusammen erwachsen geworden. In der Zeit haben wir KETZER gemacht und das schweißt natürlich zusammen. Uns allen ist bewusst, wie wertvoll das ist und deshalb machen wir auch immer weiter.

Konzertfoto von Ketzer

Ketzer – Eindhoven Metal Meeting 2018

Das große Ganze

Du hast vorhin schon erwähnt, dass ihr im Vorfeld von „Cloud Collider“ einfach Lust hattet wieder ein härteres Album zu machen. Aber hatten denn die Fanreaktionen auf „Starless“ auch einen Einfluss auf die Ausrichtung der neuen Platte?

Chris: Zumindest unterbewusst könnte ich mir das schon gut vorstellen. Wir haben natürlich versucht, das auszublenden, weil man eben doch weiß, dass die Leute, die im Internet meckern, immer lauter sind als die, die es gut finden. Und es gab auch genug Leute, die auf unsere Konzerte gegangen sind und die „Starless“-Songs abgefeiert haben. Es gibt auch genug Leute, die durch „Starless“ überhaupt erst zu KETZER gekommen sind und das Album geiler finden als den Rest. Natürlich lässt einen sowas aber nicht kalt.

Trotzdem glaube ich nicht, dass das der Grund war. Wenn das der Grund gewesen wäre, dann wäre es jetzt ein noch thrashigeres Album geworden. Ich bin zu überzeugt davon, dass die Platte sehr natürlich entstanden ist, als das ich jetzt glauben würde, dass da ein äußerer Einfluss besonders groß war. Ich glaube eher, dass diese Enwticklung damit zusammenhängt, dass alle Songs in ein Ganzes passen sollen. Gerade im Hinblick auf die Live-Situation. Ich denke eher, dass unser Gefühl einfach war, dass jetzt wieder etwas schneller werden muss, damit das Gesamtbild passt.

Der entscheidende Unterschied

Tatsächlich bin ich auch erst mit „Starless“ auf euch aufmerksam geworden. Black Thrash war irgendwie nie so mein Ding, obwohl ich total auf Old School Thrash stehe. Als ich mir dann im Nachhinein eure ersten beiden Alben angehört habe, habe ich es allerdings bereut, die so lange ignoriert zu haben. Irgendwie haben die was, was allen anderen Black-Thrash-Bands, die ich kenne, fehlt. Ich fand es interessant, dass ich als jemand, der mit „Starless“ zu euch gefunden hat, diese Geballer-Alben plötzlich auch geil findet.

Chris: Vielen Dank. Ich glaube, wenn man aus deiner Richtung kommt, kann man auch eher die Zusammenhänge verstehen, als wenn man 2009 die „Satan’s Boundaries Unchained“ gekauft hat und dann was von der Band erwartet, was die nicht mehr bringt.

Genau, ich habe mir „Starless“ damals ohne jegliche Erwartungen angehört. Ich hatte nur mitbekommen, dass die Metal-Elite von KETZER angepisst war und wollte wissen, was der Grund dafür ist.

Chris: Das Ding ist, viele Leute haben damals etwas in uns gesehen, was wir nie waren oder zumindest nicht in uns selbst gesehen haben. Wir hatten nicht mal offizielle Bandfotos veröffentlicht. Es kursierten nur diese Bilder von uns, auf denen wir noch 18 sind.

Ketzer – Eindhoven Metal Meeting 2018

Galerie mit 15 Bildern: Ketzer - Eindhoven Metal Meeting 2018

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17.04.2019

"Irgendeiner wartet immer."

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1 Kommentar zu Ketzer - Anders ist besser

  1. nili68 sagt:

    „Wenn eine Band anders als alle anderen klingt, das macht sie interessant.“

    Höchstens kurzfristig. Grundsätzlich ist das kein Garant für Qualität..