Soilwork
tête à tête mit Sänger Björn Strid

Interview

SOILWORK werden bald mit „Stabbing The Drama“ ihr neues Werk in den Regalen stehen haben und sich damit wohl endgültig an der Spitze etablieren. Angesichts dieses Ereignisses gab es bei der Listening Session zu besagtem Album ein kleines tête à tête mit Sänger Björn Strid. Aber lest selbst was der Recke zu sagen hat.

Soilwork

Metalgreg: Was denkst du, haben wir Pressetypen von dieser Scheibe erwartet?

Ich denke, ihr habt ein Album erwartet, das „Figure Number Five“ sehr ähnelt. Aber ich denke, wir konnten euch und auch uns selber ein wenig überraschen, weil ich glaube, dass es mehr als nur ein Follow-Up zu „Figure Number Five“ ist. Es ist sicher mehr.

Metalgreg: Woran denkst du dabei, wenn du sagst, es sei „mehr“?

Wir hatten keine Angst davor, mit verschiedenen Elementen zu spielen und ich würde sagen, es ist ein sehr spontanes Album. Ich fühlte, und ich denke auch die anderen Jungs, dass wir das Riffing zurück haben wollten. Und ich denke auf diesem Album ist eine ganze Menge mehr Riffing als auf den vorhergehenden! „Figure Number Five“ ist ein großartiges Album, aber wir haben dieses Riffing etwas vermisst. Das neue Album klingt für mich brutaler, gleichzeitig an einigen Stellen aber auch softer. Ich denke, das ist ein sehr cooler Kontrast, besonders bei den Vocals. Ihr werdet bemerkt haben, dass es mehr Cleane gibt und nicht so viele raue Melodische.

Metalgreg: Ich denke sie sind cleaner als zuvor…

Genau! Ich habe verschiedene Stimmvarianten benutzt. Die cleanen Vocals und die rauen melodischen, wo ich mehr oder weniger schreie. Ich habe mich sehr auf meine tatsächliche Stimme konzentriert und das sind eben die cleanen Vocals. Auch wenn es sich manchmal sehr komisch anhört, du hörst die Strophe, die mit den Screams sehr hart und aggressiv ist, und dann plötzlich denkst du „wow, was ist das?“. Das mag sich am Anfang recht bizarr anhören, weil die Stimmen so unterschiedlich sind. Du kannst nicht glauben, dass es derselbe Kerl ist, der beide Stimmen macht! Das war mein Eindruck, aber ich denke, das ist ziemlich cool, weil es eben ein und dieselbe Person ist. Es wäre anders, wenn es zwei Sänger wären. Ich denke, das wäre nicht dasselbe. Es mag zwar auch cool sein, aber nicht SO cool, wie wenn du weißt, dass es nur einen Sänger gibt. Dieser Kontrast erschafft etwas Interessantes. Ich mag das, ich fühlte mich sehr sicher darin und ich wusste, dass ich im Studio tun kann, was auch immer ich wollte! Ich hatte keine Bedenken, egal wie brutal die Strophe ist, wir können vermischen, was immer wir wollen. Wenn dir die Melodie gefällt und es sich gut anfühlt: wieso nicht?

Norman: Wie geht ihr damit um, dass das Album weniger melodisch ist als „Figure Number Five“?

Ist es das?

Unisono: Ja, ist es!

Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht… Mag sein, dass es weniger melodisch ist, aber die soften Parts sind noch softer als auf „Figure Number Five“ und die brutalen Parts sind noch brutaler. Aber es gibt noch immer diese gewisse Melodik in allen Songs, die unsere Musik ausmacht. Ich denke nicht, dass sich die Melodien großartig verändert haben. Wenn ihr euch das Album hier anhört, klingt es vielleicht ein bisschen brutaler als es eigentlich ist, wobei es das natürlich trotzdem ist, denn hier klingt alles ein wenig verzerrt und man kann nicht alle Elemente heraushören. Das Album ist übrigens noch nicht abgemischt. Es klingt jetzt trotzdem schon ziemlich gut, denn Daniel mischt das Album schon während den Aufnahmen, sodass es schon jetzt ohne das finale Abmischen recht gut klingt. Normalerweise läuft das ja so, dass man aufnimmt und aufnimmt und sich danach zum Abmischen trifft und dafür dann noch einmal zehn Tage braucht. Dadurch, dass wir aber schon während der Aufnahmen mit dem Mischen beginnen, müssen wir uns danach nur noch darauf konzentrieren, die Lautstärken anzupassen usw., was wir dann in drei Tagen hinbekommen.

Metalgreg: Kann es sein, dass Daniel einen immensen Einfluss auf den Drumsound hatte? Ich denke, der Sound, den ihr jetzt habt, ist viel mächtiger als auf euren bisherigen Alben.

Wir haben tatsächlich über den Drumsound gesprochen, bevor wir uns Studio gegangen sind. Wir lieben den Drumsound auf Scarves‘ neuem Album. Daniel steht auch total drauf und er wollte denselben Drumsound haben. Ich bin mir nicht sicher, ob es im Endeffekt genauso geworden ist, aber darauf haben wir abgezielt.

Thomas: Eine Frage zu den Songtiteln. Mit „Nerve“ und „Stalemate“ habt ihr zwei Songs auf dem Album, deren Titel auch schon bei Katatonia aufgetaucht sind und „The Crestfallen“ klingt vom Titel her sehr nach Anathema. Wie kam es dazu?

Oh Mann, ääähm… haha! Nun ja, ich denke mir die Namen nicht zuerst aus. Ich schreibe meine Lyrics und manchmal ist es dann ganz einfach, indem ich einfach ein Wort daraus als Titel verwende, das sich richtig anhört und das den Song gut repräsentieren kann. Bei „The Crestfallen“ war es um ehrlich zu sein so, dass… ich meine jeder tut das… ich habe einfach in einem Wörterbuch nachgeschlagen und beim Wort „Crestfallen“ wusste ich, dass es das perfekte Wort ist, um den Song auszudrücken. Die Songtitel passen sehr gut zum Album. Ich würde sagen, es ist ein sehr dunkles Album.

Thomas: Gab es einen bestimmten Grund dafür, dass ihr ausgerechnet „Stabbing The Drama“ zum Titeltrack gemacht habt?

Es war einer der ersten Songs, für den wir eine Pre-Production gemacht haben und wir wussten, dass das ein großartiger Song werden würde. Ich wusste, dass ich das Album mit „Stabbing The Drama“ beginnen wollte. Um einfach die Dinge abzustechen, bei denen ich dazu neige, sie größer zu machen, als sie eigentlich sind. Für mich fühlt es sich gut an, diese Dinge gleich von Anfang an zu erstechen. Auch wenn es sich abgedroschen anhört, ist es ein „die Vergangenheit zurücklassen“. Ich habe eine Menge Scheiße durchgemacht. Dann habe ich ein wundervolles Mädchen getroffen und sie im September geheiratet. Das war für mich wie eine Bekanntmachung. Es ist wie eine mentale Befreiung.

Metalgreg: Was ist das Drama, das du erstichst?

Das Drama sind sicherlich die Dinge, bei denen ich dazu neige, sie größer zu machen, als sie sind und mir dadurch Probleme schaffe. Ich habe viel Scheiße durchgemacht, es ist also kein Wunder, dass ich zu so etwas neige. Das Drama ist also hauptsächlich mentaler Natur. Darüber hinaus geht es um das Drama dieser ganzen Szene. Es war zwar schon schlimmer, aber es geht darum, was in der schwedischen Szene abgeht, was in Göteborg abgeht, dass wir nicht zur Göteborg-Szene gehören sollen usw. Dieses ganze Drama eben. Da ist soviel Prestige drin, und ich wollte dieses Drama einfach auch erlegen. Das meiste ist jedoch mental. Ich weiß, dass ich eine sehr starke Person bin. Manchmal bin ich allerdings zu geduldig und auch dieser Umstand musste in bestimmter Form dran glauben.

Norman: Ist das auch ein Grund dafür, dass das Album so aggressiv ist?

Wir haben einige aggressivere Elemente eingebaut, besonders bei den Vocals. Ich wollte jedoch keinem Vorbild folgen, das mir sagt, wie die Vocals zu klingen haben. Ich denke, das kann man hören. Manchmal, wenn ich schreie, habe ich mehr Klang in der Stimme. Manchmal klingt es auch ziemlich punkig. Vielleicht ein etwas komischer musikalischer Bezug, aber nehmen wir mal THE HIVES. Sie probieren gerne verschiedene Sachen aus, verwenden einfach einmal brutale, machohafte Sachen, bringen auf der anderen Seite aber Gefühl hinein, indem sie eher zerbrechliche Parts verwenden.

Metalgreg: Eine andere Sache, die vielleicht dazu beiträgt, dass das Album härter klingt ist, dass die Gitarren viel mehr von den Drums dominiert werden bzw. sich das Verhältnis verschoben hat.

Ja, da stimme ich dir vollkommen zu.

Thomas: Seit „A Predator’s Portrait“ werden eure Alben mit schöner Regelmäßigkeit von der Presse abgefeiert. Denkst du, das neue Album, wird diesen Erfolg fortsetzen?

Das hoffe ich! Die Kritiker werden hoffentlich zu schätzen wissen, dass es ein sehr ehrliches Album ist. Ich hoffe, sie können es sehen, wie wir es sehen. Für mich ist es sehr ehrlich. Wir haben viel gemacht, wovon die Leute vielleicht sagen werden „oh mein Gott, wie konnten sie nur?“ aber wir haben es trotzdem getan.

Thomas: Winston Churchill hat einmal gesagt es sei gut, die Fehler, aus denen man lernen kann, sehr früh zu machen. Denkst du, dass das auf euch zutrifft?

Ich denke schon! Immerhin ist das unser sechstes Album. Unser erstes haben wir 1998 herausgebracht, jetzt haben wir 2004, das macht praktisch ein Album im Jahr. Ich denke wir haben viel von unseren Touren und unseren Live Auftritten gelernt. Und vom neuen Album denken wir, dass es live sehr gut funktionieren wird. Auf Tour verbringst du eben den Großteil deiner Zeit. Im Studio bist du nur für einen Monat und hörst dir das Album an, bis dir die Ohren bluten. Dann hast du erst mal genug davon! Danach verbringst du einige Monat on stage und da will ich einfach das Gefühl haben, dass es live funktioniert.

Metalgreg: Wie geht ihr damit um, dass ihr in den letzten drei Jahren zu einer Art Leitfigur einer modernen Metal Generation geworden seid?

Ich weiß nicht, ob ich wirklich so denke. Es gibt so viele MetalCore Bands da draußen, die von In Flames und Soilwork beeinflusst sind. Aus irgendeinem Grund hört man jedoch meistens In Flames. Natürlich ehrt uns das, wenn wir andere beeinflussen können. Mich inspiriert es jedoch mehr, wenn ich so etwas von jemandem höre, der nicht in einer Band spielt. Eben von einem „normalen“ Fan. Nicht so auf die Art „naaa, Alter?“, sondern einfach wenn sie herkommen und fragen, ob sie mit einem reden können. Einen Kerl werde ich zum Beispiel nie vergessen: als wir in Phoenix, Arizona gespielt haben kam er nach der Show zu mir und fragte, ob er mit mir für ein paar Minuten reden könnte. Er erzählte mir, wie viel ihm unsere Musik und auch meine Lyrics bedeuten. Seine Freundin hatte Selbstmord begangen und er hatte eine wirklich schwere Zeit zu überstehen. Meine Lyrics haben ihm jedoch geholfen. Für mich bedeutet so etwas sehr viel mehr! Ich weiß, das klingt wie ein Klischee und so politisch korrekt, aber ich fühle wirklich so. Natürlich ist es cool, wenn Bands sagen, dass sie unser Zeug inspiriert, aber es bedeutet mir viel mehr, wenn ich so etwas von jemandem höre, der nicht in dieser ganzen Musikszene involviert ist, der eher außen steht und noch nicht von ihr versaut wurde.

Norman: Wie geht ihr mit so etwas um?

Es ist wirklich schwierig, damit umzugehen. Aber so etwas geschieht oft! Ich habe beispielsweise einen sehr harten Text über Vergewaltigung geschrieben und es war sehr schwer, mir ein Bild davon zu machen, worum es eigentlich geht. Manchen Leuten hat dieser Text jedoch geholfen!

Metalgreg: Ich denke das war ein gutes Schlusswort. Vielen Dank für das Interview!

Ja, danke auch!

Galerie mit 28 Bildern: Soilwork - Summer Breeze Open Air 2023
12.01.2005

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