DoomShip 2025
Schwer, schwimmt aber trotzdem

DoomShip 2025 – Tag 1

Freitagabend in Hamburg: Das Wetter kann sich noch nicht entscheiden, in welche Richtung es gehen soll, eigentlich wäre das typische Schietwetter der vorangegangenen Tage ziemlich passend für dieses Ereignis gewesen. Sei es drum, die halbe Ruine des Elbtower als apokalyptischer Hintergrund auf dem Weg zur MS Stubnitz reicht auch, um in die richtige Stimmung für zwei Tage Verzweiflung und Verderbnis zu kommen.

Das DoomShip öffnet zum ersten Mal seine Luken und, so viel sei jetzt schon vorweg genommen, soll die Erwartungen mehr als erfüllen. Mit ihrem ohnehin bereits perfekt geeigneten industriellen Charme bietet die altehrwürdige Stubnitz das perfekte Setting für die düstersten Seiten des Zeitlupen-Metal, denn Epic Doom muss an beiden Tagen weitgehend draußen bleiben. Kleine Details, wie die ausgestellten Artworks oder die stimmungsvolle DOOM-Leuchtreklame am Bug des alten Kahns runden die Atmosphäre ab. Der Rest stimmt eh: Freundliche Menschen überall und leckeres Störtebecker-Bier zu absolut fairen Preisen. Nur bei den kurzen und etwas ungleichen Treppenstufen der Stubnitz ist erhöhte Vorsicht geboten, damit man nicht daneben tritt und bäuchlings im Bauch des Schiffes landet.

URZA

Galerie mit 16 Bildern: Urza - DoomShip 2025

Den Anfang im Laderaum 4 im Bauch des Schiffes machen URZA, die zwar aus Berlin kommen, für die es aber trotzdem quasi ein Heimspiel ist, da die Band auch in Hamburg tief verwurzelt ist – nicht zuletzt, da Gitarrist Olli auch mehrere Jahre bei OPHIS gespielt hat. Wer die Livequalitäten der Band kennt, weiß was man erwarten darf, aber URZA zeigen sich insbesondere in Sachen Intensität an diesem Abend in absoluter Bestform. Der kompromissloser (Funeral) Death Doom, der gerade auch wegen der Ausstrahlung von Fronter Thomas sofort zu fesseln weiß, gibt die Marschrichtung direkt vor. Keiner der vier gespielten Songs – darunter die beiden Nummern der aktuellen Split „Dawn Of A Lifeless Age“ – liegt unter 10 Minuten. So muss das, zumal die Zeit mit URZA unter Deck eh verfliegt.

Setlist URZA:
Maunder Minimum
A History Of Ghosts
Through Ages Of Colossal Embitterment
Demystifying The Blackness

FVNERAL FVKK

Galerie mit 19 Bildern: Funeral Fukk - DoomShip 2025

And now for something completely different… Denn größer wird der Kontrast an diesem Wochenende nicht mehr ausfallen, schließlich kommen FVNERAL FVKK so etwas wie Epic Doom auf dem DoomShip am nächsten, obwohl allein schon die deftigen, eher nach Death Metal klingenden Gitarren in eine andere Richtung gehen. Auch wenn Vorbeter Cantor Cinaedicus behauptet, noch ganz neben der Spur zu sein, kann die lüsterne Priesterhorde wieder einmal überzeugen. Songs wie „Alone With The Cross“ oder „The Hallowed Leech“ haben sich mittlerweile eh zu Klassikern entwickelt, aber für alle die seit dem letzten Album mittlerweile sechs lange Jahre auf neue Songs warten, gibt es ebenfalls gute Nachrichten. Es gibt endlich neues Material und „Bishop Of The Iron Guard“ macht wahrlich Lust darauf.

Setlist FVNERAL FVKK:
Chapel Of Abuse
Underneath The Phelonion
When God Is Not Watching
Bishop Of The Iron Guard
Alone With The Cross
Poor Sisters Of Nazareth
The Hallowed Leech

OFFICIUM TRISTE

Galerie mit 14 Bildern: Officium Triste - DoomShip 2025

Mit den Holländern von OFFICIUM TRISTE wird es erstmals richtig klassisch, denn das Sextett um Pim Blankenstein existiert nicht nur bereits seit Anfang der 90er, sondern spielt auch mehr oder weniger die Essenz dessen, was heute als Death Doom bekannt ist. Deftige Riffs, traurig-wehklagende Leads und darüber thront das prägnante Organ von Pim, mittlerweile ganz ohne Haarpracht. Richtig überzeugt ist man bei der Truppe aus Rotterdam offenbar vom aktuellen Material, konzentriert sich das Set doch auf die letzten beiden Alben und die Single „Morose“. Mit „My Charcoal Heart“ hat es nur eine ältere Nummer in die Setlist geschafft – das tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Alle Liebhaber von MY DYING BRIDE und Co. sollten spätestens jetzt glücklich sein.

Setlist OFFICIUM TRISTE:
Walk In Shadows
World In Flames
Behind Closed Doors
Morose
Anna‘s Woe
Forcefield
My Charcoal Heart
Like A Flower In The Desert

BLAZING ETERNITY

Galerie mit 14 Bildern: Blazing Eternity - DoomShip 2025

Noch einmal eine ganz andere Seite des Doom zeigen BLAZING ETERNITY aus Dänemark. Ja, natürlich wildert das Trio um Peter Mesnickow – ergänzt um drei Live-Mitglieder – auch in diversen anderen Genres, aber besonders die Grenzen zwischen Gothic und Doom Metal waren gerade in den Anfangstagen ja ohnehin fließend. Wie schon OFFICIUM TRISTE setzen auch BLAZING ETERNITY hauptsächlich auf neues Material, spielen bis auf einen Song sogar das komplette aktuelle Album „A Certain End Of Everything“. Dabei ist man sich aber trotzdem nicht zu schade, eine zerbrechliche Gothic-Rock-Nummer wie „To Meet You In Those Dreams“ aus der mittleren Schaffensphase der Band, die bereits seit 1993 existiert, zu spielen. Ja, die absoluten Hardliner mögen unken, aber BLAZING ETERNITY sorgen zum Schluss für den richtigen Schuss melancholische Eingängigkeit und beenden einen mehr als gelungenen ersten Abend, der Lust auf noch viel mehr macht.

Setlist BLAZING ETERNITY:
The Ghosts Of Another Broken Life
No Bringer Of Light
Concluding The Dive Of Centuries
One Thousand Lights
To Meet You In Those Dreams
The Bells
Of Times and Unknown Waters
Your Mountains Will Drown Again
A Certain End Of Everything