
DoomShip 2025
Schwer, schwimmt aber trotzdem
Konzertbericht
DoomShip 2025 – Tag 2
Die Nacht mag für den ein oder anderen deutlich zu kurz ausgefallen sein, dennoch versammeln sich die meisten Jünger der düsteren Langsamkeit pünktlich vor Beginn er ersten Band wieder auf der Stubnitz. Irgendwie ist es hier deutlich angenehmer als im – am Pfingstwochende von Touris überrannten – Rest von Hamburg, da sind sich schon mal alle einig.

Helevorn – Doom Ship 2025
ENDONOMOS
Galerie mit 16 Bildern: Endonomos - DoomShip 2025

Das für die meisten Anwesenden unbeschriebenste Blatt des DoomShip kommt wohl aus dem „rückständigen Binnenstaat Österreich“ (Zitat Sänger/Bassist Lukas Haidinger). Was aber als erstes auffällt: Der ohnehin bereits gute Sound vom Vortag legt heute nochmal eine Schippe drauf. Der etwas angeraute Gitarrensound hämmert mit einer schieren Wucht aus den Boxen, dass spätestens jetzt sämtliche Müdigkeit verflogen sein dürfte. Zwischen kompakten Riffmonstern mischen sich bei ENDONOMOS immer wieder leicht progressive Parts, die den Österreichern auch in Kombination mit dem ausdrucksstarken Klargesang einen ganz eigenen Anstrich verpasst und für die erste positive Überraschung des Tages sorgt.
Setlist ENDONOMOS:
Inversion
Atropos
Weary
Resolve
Atheon Anarkhon
Wither And Thrive
DECEMBERANCE
Galerie mit 12 Bildern: Decemberance - DoomShip 2025

A propos Überraschung… Erst einmal ist ein Live-Gig von DECEMBERANCE eh schon etwas besonderes, in Deutschland kann man die Griechen aber sicher noch viel seltener erleben. Diese haben definitiv ihre ganz eigene Nische erschaffen, denn einen solch technisch anspruchsvollen Death Doom spielt ansonsten wohl kaum jemand anders. Konsequenterweise wird Basser Aggelos Malisovas mit seiner proggigen, melodischen Spielweise auf der Bühne auch in der Mitte präsentiert. Als Drummer und Shouter Yiannis Fillipaios nach fast einer halben Stunde bereits den letzten Song ankündigt, sorgt das zwar für einige kurze Lacher, aber die fast vierzigminütige Kombination aus „Shrouds“ und „Departures“ lässt dann doch die meisten mit offenen Mündern zurück. Die Herzen haben DECEMBERANCE sowieso auf ihrer Seite, denn die Ansage „It’s good to be among friends“ spricht wohl allen auf dem DoomShip aus der Seele.
Setlist DECEMBERANCE:
Scaffold
Shrouds (Fragment)
Departures
OPHIS
Galerie mit 12 Bildern: Ophis - DoomShip 2025

Wenn OPHIS in Hamburg spielen ist die Bude gerappelt voll, das ist Gesetz und bewahrheitet sich natürlich auch heute Abend. Ja, möglicherweise hat man das Set so oder zumindest so ähnlich schon mal gehört, aber Phil und Co. sind heute Abend bestens aufgelegt und reißen binnen Minuten sowieso den ganzen Frachtraum 4 mit. Gleich zwei neue Songs finden heute den Weg auf die Bühne. Während es in „The Astral Tomb“ um Aliens geht, die irgendwann vorfinden, was die Menschen aus der Erde gemacht haben, wird es in „Mundus Leprosus“ klar politisch. Zu viel „Braune Scheiße überall“, dem pflichtet das Stubnitz-Publikum lautstark bei, es ist gut zu wissen wo man steht. Leider ist die Zeit mal wieder knapp bemessen und so ist nach fünf Songs Schluss und alle sind sich einig: Das war einer der besten OPHIS-Gigs der jüngeren Zeit.
Setlist OPHIS:
Godforsaken
The Astral Tomb
The Perennial Wound
Mundus Leprosus
Among The Falling Stones
HELEVORN
Galerie mit 16 Bildern: Helevorn - DoomShip 2025

Der Frauenanteil in den vorderen Reihen steigt beträchtlich, was auch am hohen Klargesangsanteil im Sound von HELEVORN liegen mag. Die Anzahl Shirts im Publikum zeigt aber auch, dass die Mallorquiner offenbar eine solide Fanbase mitbringen. Klar, spätestens wenn Josep Brunet das erste Mal zum Mikro greift, denkt man unweigerlich erst einmal an PARADISE LOST. Zwischenzeitlich legt sich das aber wieder, auf einer abwechslungsreichen Reise durch die melodische Welt irgendwo zwischen Doom und Gothic Metal. Vor extremer Eingängigkeit schreckt der Fünfer hier keinesfalls zurück, schafft damit aber erneut ein Alleinstellungsmerkmal auf dem DoomShip. Der Hintergrund der Songs ist dabei allerdings durchaus ernst: Nach der Ansage, dass es im Song „When Nothing Shudders“ um die Grausamkeit der Israelis gegenüber den Palästinensern geht, herrscht erst einmal betretenes Schweigen und nach dem Gig auch rege Diskussionsfreude auf dem Oberdeck. HELEVORN beweisen somit auch, dass Doom heutzutage politisch sein kann und vielleicht sogar muss.
Setlist HELEVORN:
Inherit The Stars
Signals
The Defiant God
When Nothing Shudders
A Sail To Sanity
Blackened Waves
The Inner Crumble
The Lost Futures
Two Voices Surrounding
Burden Me
ATARAXIE
Galerie mit 15 Bildern: Ataraxie - DoomShip 2025

Mit ATARAXIE lässt das DoomShip zum Abschluss den wohl mit Abstand am schwersten verdaulichen Brocken auf seine Gäste los. Die sperrige Mischung aus Funeral Doom und Black Metal entfaltet dafür im Vergleich zum Spieltempo rasend schnell ihre Sogwirkung in die totale Schwärze. Die Vorstellung, der Schiffsboden würde sich auftun und dunkles Brackwasser würde alles im Schiffsrumpf verschlingen wird plötzlich Wirklichkeit im Kopf. Wer sich fragt, ob drei Gitarren wirklich nötig für diese Art von Musik sind, dem sei gesagt: Ja! Der 2000 gegründete Fünfer aus dem rauen französischen Norden entfesselt eine derartig wuchtige Wall Of Sound, dass hier trotz starker Vorgänger keiner mitkommen kann. Die überlangen Songs verlangen zwar viel ab, der Saal hat sich gen Ende ehrlicherweise auch deutlich sichtbar geleert, dennoch sorgen laute „We want more“-Rufe nach einer guten Stunde Spielzeit noch verdient für den finalen Rausschmeißer „L’Ataraxie“.
Setlist ATARAXIE:
Vomisseurs De Vide
Glory Of Ignominy
The Collapse
L’Ataraxie
Damit endet eine wirklich intensive Konzerterfahrung auf vielen Leveln. Hier kommt wirklich die Doom-Community, mindestens aus dem ganzen Norden Deutschlands zusammen, wahrlich ein Treffen von Freunden. Musiker werden unmittelbar nach ihrem Gig sofort wieder selbst zu Fans und finden sich in den vorderen Reihen wieder. Da passt auch ins Bild, dass die Veranstalter auf ein kompaktes, aber qualitativ hochwertiges und konsistentes Billing gesetzt haben – ohne Experimente und ohne Lückenfüller. Damit konnten das Festival auf das Wesentliche reduziert werden: Genuss an der schwermütigen Musik. Zur extrem stimmungsvollen und sympathischen Location muss man eh keine Worte verlieren. Wir waren in jedem Fall begeistert und hoffen auf eine Neuauflage, vielleicht ja schon im nächsten Jahr!?
Vor Ort und bei der schwermütigen Kutterfahrt dabei waren Louisa Esch, Mirko Pidde, Sven Lattemann und Marvin Heins.
(Hinweis aus Transparenzgründen: Die Hauptorganisatoren des DoomShip, Oliver Schreyer und Sabine Langner, sind beide Teil der metal.de-Redaktion.)
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