Doro und Holy Mother
Forever Strong And Proud-Tour
Konzertbericht
Für viele Heavy-Metal-Fans ist DORO PESCH nicht einfach nur die „Queen Of Metal“. Vor über 40 Jahren hat die Frau mit ihrer rauen, powervollen Stimme dafür gesorgt, das die harte Musik ihren Weg in so manches Jugendzimmer gefunden hat. Der Rest ist Geschichte. Seitdem versammelt sich eine treue Anhängerschar bei DOROs Konzerten. Wir waren in der Gr0ßen Freiheit in Hamburg und dem Backstage in München dabei.
16.12.2024 – Hamburg, Große Freiheit
Eine Woche vor Weihnachten rockt DORO in der Großen Freiheit 36, dem vielleicht ältesten Hamburger Club auf St. Pauli. Vor ihr spielen ab 20 Uhr HOLY MOTHER klassischen Heavy Metal – so „klassisch“ wie der oberkörperfreie Gitarrist. Deren erste Songs verpassen aber einige dank Problemen am Einlass. Wobei, viel verpasst man dabei nicht: Der Soundmix ist im wahrsten Sinne des Wortes grottig. Hinten kommt nur noch halliger Bass an, Gesang und Gitarren gehen komplett unter.
Eigentlich schade, denn insbesondere das, was sich von der Gitarre erhaschen lässt, hört sich gut an. Vielleicht haben die Kolleg:innen, die sich die Tour in Stuttgart und München anschauen, mehr Glück mit dem Mix. In Hamburg trifft auf HOLY MOTHER aber zu, was ein anderer Gast an der Bar fragt: „Wird das noch schlimmer?“
Zum Glück wird es wirklich, wirklich spitze, als DORO PESCH um 21:15 Uhr auf die Bühne tritt. Bei HOLY MOTHER war das Publikum im quasi ausverkauften Saal (letzte Resttickets an der Abendkasse für 55 Euro) so lethargisch, dass nur die ersten Reihen klatschten, geschweige denn tanzten. Mit DORO dreht sich die Stimmung komplett. Und am Ende des Abends klatschen und singen fast alle.
Einer der Gäste trägt einen sehr vielsagenden Hoodie: „Sons of Arthritis – Ibuprofen Chapter“. Vermutlich sind die meisten Fans hier alt genug, um DORO bereits als junge Sängerin gehört zu haben. Also zu einer Zeit, als die Dinosaurier noch auf der Erde liefen, wenn man Drummer JOHNNY DEE glauben darf. Das berichtet er zumindest, als er an die Aufnahme des 1993er-Livealbums in eben dieser Großen Freiheit erinnert.
Und das Publikum zeigt einige der besten Elemente der Metal-Szene: Menschen allen Alters, die gemeinsam wunderschöne Musik genießen. Ein respektvoller Umgang untereinander, mit ganz alten Fans in der ersten Reihe, die – egal ob mit oder ohne Rollstuhl – feiern und in Erinnerungen schwelgen. Und so junge Menschen, dass DORO fast doppelt so lange auf Bühnen steht, wie sie am Leben sind. Und alle Gruppen schwingen gemeinsam die Köpfe zum Headbangen.
Das liegt besonders an DORO und ihrer Band. Sie sind einfach richtig gute Entertainer:innen und klingen live absolut spitze. Außerdem verstehen sie, wie eine gute Show funktioniert, und könnten vielen weit jüngeren Musiker:innen noch so viel beibringen – etwa, wie gut die hohen Töne einer E-Gitarre klingen. Neben ihren zwei festen Gitarristen hat DORO noch einen dritten Gitarristen aus Italien als Gaststar dabei – allesamt großartig.
Und dann nehmen sie sich auch noch die Zeit für Soli. Wieder etwas, was bei vielen modernen Bands untergeht. Beide Stammgitarristen haben Zeit für richtig schöne Soli. Drummer DEE kann sein Können sogar zehn Minuten lang zur Schau stellen. Da klatschen wirklich alle mit, auch oben auf der umlaufenden Galerie, die bis zur ihrem Holzgeländer voller als voll ist.
Das ganze Konzert wirkt nicht wie Routine, sondern danach, dass DORO und ihre Band es genauso genießen, auf einer Bühne zu stehen, wie noch vor Jahrzehnten. Damals, in den 80ern, war sie die Sängerin von WARLOCK, die auf ihrer ersten Tour als Vorband für JUDAS PRIEST spielten. Und jetzt, in der Gegenwart, performt sie mit ihrer Band große Teile der DORO-, WARLOCK- und auch Metal-Geschichte. Vom Titelsong des ersten WARLOCK-Albums, „Burning The Witches“ über „Für Immer“, „Breaking The Law“ und „Love Me In Black“ hin zu neuen Songs wie „Fire In The Sky“ ist vieles dabei. Und alles klingt gut, von vorne bis hinten ist das Set mit Energie und Können gefüllt.
Viele kleine Details schmücken den Abend zusätzlich. Für DOROs Mikrofonständer, mit Schädel und gekreuztem Gebein, gibt es wohl keinen passenderen Ort als hier, mitten auf St. Pauli. Im Laufe des Abends wird er um eine rote Rose ergänzt, die die Queen of Metal aus dem Publikum bekommt. Auch ihr Gruß an ihren besten Freund, Produzenten und Texter Andres Bruhn, der im Publikum mitfeiert, trägt zum Abend bei.
Alles in allem ist es definitiv ein erstklassiges Konzert: Heute schwelgen alte Fans in Erinnerungen und junge, neue Fans genießen nicht nur ein großartiges Konzert, sondern gewinnen auch einen kleinen Einblick in die alten Zeiten des Heavy Metal.
Text: Alexander Cornelius Mühlhausen
Galerie mit 22 Bildern: Doro - Conqueress - Forever Strong And Proud Tour 2024


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Doro und Holy Mother auf Tour
15.12.25 | Doro - Winter Magic Tour 25DoroHuxleys Neue Welt, Berlin |
16.12.25 | Doro - Winter Magic Tour 25DoroMax, Kiel |
17.12.25 | Doro - Winter Magic Tour 25DoroKulturwerk, Herford |
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