Konzertbericht

Konzert vom | ,

 

77 – Die spanischen AC/DC

Ebenso wie wir, wenngleich wir – nicht zuletzt aufgrund der Temperaturen – im Folgenden nicht jede Band würdigen können. Pünktlich vor der Bühne sind wir aber, als es am Donnerstag bei 100 Grad im Schatten mit den Spaniern von 77 losgeht. Das Brüderpaar an Gesang und Gitarre samt Sidekicks ist die Idealbesetzung für diesen Zeitpunkt. Es sieht nicht nur aus wie je ein verlängerter Malcolm Young, sondern klingt insgesamt auch verdammt nach Australien. Bei geschlossenen Augen könnte man in der zweiten Reihe meinen, aus drei Metern von Bon Scott angesungen zu werden.

77 – Hier noch ungeschwitzt

Dann verpasste man allerdings die hyperaktive Performance der Truppe, die darin gipfelt, dass der Leadgitarrist samt Instrument einen ausgedehnten Spaziergang durchs Publikum unternimmt.So muss Rock! Beide Fäuste hoch! Nur dass der Sänger zum hellblauen Hemd eine königsblaue Schlaghose trägt, erscheint mir anfangs als gewagt. Bis ich nach einer halben Stunde den ausgefuchsten Plan erkenne: Beim abschließenden Erinnerungsfoto soll alles Ton in Ton sein – Schweiß sei dank. Hat geklappt.

Von den Süddeutschen Sleazern KISSIN‘ DYNAMITE bekommen wir nach einer Pause dann nur die letzten Sekunden mit. Trotz vorheriger Forums-Diskussionen wegen eventuell mangelnder Trueness scheinen die Jungs aber ganz gut angekommen zu sein.

Die wiedervereinigten FORTE können das Stimmungslevel mit ihrem Mix aus Speed und Power Metal nicht ganz halten, obwohl ihr kopftätowierter Basser ordentlich was kann und vom ganzen Auftreten an einen Wiedergänger von CHILI PEPPERS-Flea erinnert.

Euphorischer werden MPIRE OF EVIL um das VENOM-Gründungsmitglied Mantas an der Gitarre und den auch mal da aktiven Demolition Man an Bass und Gesang beklatscht. Ersterer war zwar zwischenzeitlich auch schon mal mit SCOOTER auf Tour und sieht mittlerweile aus wie Wolfgang Lippert mit Stirnglatze, eine ordentliche Breitseite augenzwinkernden Ur-Black-Metal-Gerumpels mit räudiger Punk-Kante bekommt er mit seiner Truppe dennoch hin. Und spätestens als es zum Abschluss in der einsetzenden Dämmerung die fantastischen Vier aus “Black Metal“, “Witching Hour“, “Countess Bathory“ und “In League With Satan“ gibt, drehen alle durch. Mantas’ Aufforderung, so laut zu schreien, dass jeder “up there in fuckin’ heaven“ es hören muss, kommen jedenfalls alle schleunigst nach. Und keiner kommt auf den Gedanken, dass es sich hier eventuell nur um VENOM light handeln könnte…

Getoppt wird das Ganze dann zum Abschluss des ersten Tages vom euphorisch abgefeierten Headliner OVERKILL. Objektiv muss man wohl sagen, dass der Auftritt der New Yorker Thrash-Urgesteine stark gegen legendär tendiert. Die Band ist bestens aufgelegt und haut neben Aktuellem einen Klassiker nach dem nächsten raus. Als irgendwann gar auf das erste Demo zurückgegriffen wird, haben gestandene Mannsbilder Pipi in den Augen – ich meine, es war “Raise The Dead“, war zu dem Zeitpunkt aber auch nicht mehr so ganz alleine. Blitz freut sich auch, lobt wiederholt Land und Leute und stellt fest: “My heart always beats faster when I´m in Deutschländ!“ Und als er dann die Meute auch noch aufstachelt, indem er verschlagen grummelt: “Sounds a bit weak like in… Wacken“ und schließlich konspirativ fordert: “Let’s keep all this great thing tonight our secret“, hat er sie alle im Sack. Wie gesagt, ich bin mir sicher, dass es Hymnen auf den Gig hageln wird. Der Haken für mich ist nur, dass ich einfach kein Fan bin. Woran das liegt, weiß ich selbst nicht so genau. Vielleicht hat es ja der Neuseeländer vom Zelt nebenan getroffen, der irgendwann nachts feststellt: “Blitz, he sounds like a frog“.

 

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06.08.2013

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1 Kommentar zu -

  1. Marek sagt:

    Zweiter Versuch: Ich möchte selbst darauf hinweisen, dass sich in den METAL CHURCH-Teil mein persönlicher „MEGADEATH“-Moment eingeschlichen hat. Natürlich muss es „Watch The Children Pray“ heißen. Mit „r“ statt „l“ nach dem p. Und Vorfahren aus Fernost habe ich auch nicht…