Knock Out Festival
Livebericht vom Knock Out Festival 2011

Konzertbericht

Billing: Blind Guardian, Dragonforce, Grave Digger, Saxon, Stratovarius und Voodoo Circle
Konzert vom 2011-12-10 | Europahalle, Karlsruhe

Vor dem SAXON-Auftritt findet bereits mit einigen Minuten Verspätung die Übergabe zweier von den Veranstaltern verloster Gitarren an ihre glücklichen Gewinner aus der Leserschaft des „Heavy“-Magazins beziehungsweise den Reihen der VIP-Ticket-Käufer statt. Der angekündigte „Surprise Act“ entpuppt sich daraufhin als hässlicher Tiefpunkt des Abends. Die vollmundige Ankündigung durch Bülent Ceylan weckt Erwartungen an den Möchtegern-Komiker Boris Meinzer, die dieser unter seinem Bühnen-Namen „Der Dummfrager“ nicht im Geringsten erfüllen kann. Klar, der Mann macht sonst ja auch Radio-Comedy, die vermutlich nicht nur ich für den absoluten Bodensatz des deutschen Humors halte und bestenfalls ertragen kann, wenn ich mich vorher ins Koma gesoffen habe.

 

Das Arbeitsschema des „Dummfragers“ ist dabei ein sehr simples: Er geht auf die Straße, stellt den Leuten mehr oder weniger sinnbefreite Fragen und führt hinterher diejenigen vor, die sich bei der Beantwortung nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben. Jemand, der Schadenfreude für die schönste Freude hält, mag mir da widersprechen, aber ich finde diese „guckt mal, wie dumm die Leute sind“-Masche ziemlich primitiv und dämlich. Und offensichtlich stimmt mir ein Großteil des Publikums da zu, denn alleine mit dem Pfand auf die Becher, die hier innerhalb von fünf Minuten auf dem Luftweg die Bühne erreichen, hätte man sich locker das Eintrittsgeld refinanzieren können.

Vielleicht liegt die allgemeine Ablehnung aber auch nur daran, dass die vermeintlich lustigen Pointen ausschließlich vom Band eingespielt werden. Und was anständige Metaller von Playback halten, brauche ich wohl niemandem zu erklären. Applaus gibt es jedenfalls erst, als der badische Stimmungskiller das Ende seines Kurzauftritts ankündigt und damit ernsthafte Ausschreitungen verhindert. Man mag sich durchaus fragen, was so etwas mit Metal zu tun und bei einem Festival verloren hat, ich persönlich denke jedenfalls, Comedy vom Schlage eines Bülent Ceylan kann als Pausenfüller durchaus funktionieren und unterhalten. Davon ist dieser Blödelbarde aber meilenweit entfernt und demonstriert eindrucksvoll, dass Radio-Comedy in Baden genauso unerträglich mies ist wie im Rest der Republik.

 

SAXON

Galerie mit 19 Bildern: Saxon - Knock Out Festival 2011

Nachdem die Stimmung nun immerhin etwas angeheizt ist, liegt es an den britischen Urgesteinen SAXON die negativen Schwingungen in positive zu verwandeln. Und mit der Routine einer 35-jährigen Bandkarriere stellt dies auch kein großes Problem dar. Doch „Heavy Metal Thunder“ hin oder her – auch SAXON sind unerträglich laut und dürften das Hörvermögen ungeschützter Zuschauer nachhaltig beeinträchtigen. Eigentlich sollte es sich inzwischen auch unter den Live-Mischern herumgesprochen haben, dass die Gleichung „laut = gut“ nur für Leute Gültigkeit hat, die in zwanzig Jahren absichtlich auf ihr Gehör verzichten möchten.

Jenseits der Lautstärke haben SAXON aber eine Menge NWoBHM-Hymnen im Gepäck, die unter Traditionalisten wahre Begeisterungsstürme auslösen. Ob diese dann auch wirklich bereits 30 Jahre auf dem Buckel haben oder sogar vom aktuellen Album „Call To Arms“ stammen, ist dabei völlig unerheblich, die stilistischen Unterschiede sind gering. Und das ist auch gut so, denn eine Band wie SAXON muss sich selbst treu bleiben und schafft es auch innerhalb ihres engen Stil-Korsetts stets Qualität abzuliefern.

Irgendwie merkt man den alten Herren auf der Bühne aber auch ihr Alter an. Das Stageacting wirkt allgemein etwas hüftsteif und wenig spektakulär, trotzdem kommt Frontmann Biff Byford recht schnell ins Schwitzen und scheint die Pause, die ihm das Drum-Solo in „Rock The Nations“ verschafft, sichtlich nötig zu haben. Da ich mit Trommler-Gepose im Allgemeinen auch nicht viel am Hut habe, nutze ich die Gelegenheit ebenfalls, um neue Getränke zu besorgen. Bei meiner Rückkehr zeigt sich, dass SAXONs Zeitplanung offensichtlich mächtig in die Hose gegangen ist und sie nicht nur drei komplette Lieder auslassen müssen, sondern auch das alberne Zugabenspielchen überspringen.

 

Setlist SAXON:

 

  • Heavy Metal Thunder
  • Hammer Of The Gods
  • Never Surrender
  • Chasing The Bullet
  • Motorcycle Man
  • Back In ’79
  • Solid Ball Of Rock
  • To Hell And Back Again
  • Call To Arms
  • Rock The Nations
  • Drum-Solo
  • Power And The Glory
  • Denim And Leather
  • Wheels Of Steel
  • Princess Of The Night

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21.12.2011

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