Aleynmord - The Blinding Light

Review

Soundcheck August 2020# 11

Jetzt, da Camping-Urlaube und Bewegung in der Natur notgedrungen wieder die Massen begeistern, kommen auch gleich ALEYNMORD mit dem idealen Soundtrack für all jene um die Ecke, die schon immer gern draußen waren und über die neuerlichen Menschenmassen so richtig abkotzen. Denn “The Blinding Light” ist mindestens so dicht und schön wie der Schwarzwald; weiß aber auch mit der unerfreulichen Hässlichkeit eines plötzlichen Regenschauers zu überzeugen. Vor allem klingt es wie die Abwesenheit von Menschheit an sich – und das ist richtig schön.

ALEYNMORD: Weg mit Kultur, zurück zur Natur!

Dazu haben die aus dem Bundesstaat Oregon stammenden ALEYNMORD das perfekte Setting entwickelt. Auf “The Blinding Light” grüßen zunächst Rabengeschrei und ein nicht näher definierbares, vermutlich Zither-ähnliches Instrument mit ruhigen Motiven. Indes kann sich der fabelhafte LSD-Zauberer auf dem Cover in seiner ganzen Pracht zu Gemüte geführt werden – bis ein schönes, repetitives Lick und ein flotter Beat aus der anfänglichen Ekstase reißen. Es fühlt sich gar an, als würde man abrupt in den Abgrund gezogen werden. Und was bitte schön befindet sich da, wo bei anderen Produktionen die Vocal-Tracks sind?

C. Nihil nennt sich diese Entität und sie sorgt für so geisterhafte, entmenschlichte Kehlkopfgeräusche, dass sich zunächst ernsthaft die Frage aufdrängt, ob uns eines der oft unterambitionierten Kvarforth-Copy-Kids mal wieder die Vibes verpesten will. Doch bereits nach wenigen Minuten beginnt das Ganze einen faszinierenden Charme zu entwickeln, der trotz unverständlicher Texte ziemlich fesselnd ist. Nicht zuletzt, weil der Gesang relativ hintergründig abgemischt und somit absolut unaufdringlich ist, besteht ein besonderer Reiz. Ist dieser leichte Schrecken überwunden, drängt sich alsbald die mitreißende Klasse der durch den Song führenden Riffs und Melodien auf. Inklusive geschmackvoller Akustikgitarren-Parts und immer deutlicher werdender Post-Irgendwas-Referenzen erreichen ALEYNMORD die Klasse von WOLVES IN THE THRONE ROOM.

Speziell die beiden überlangen Songs “Wounded Monolith” und “Poetry Of Marrow And Rot” entwickeln nach einigen Hördurchläufen eine packende Flut an tollen Ideen und ekstatischen Momenten. Naturverbundenheit, Mystik und Trauer werden dicht und überzeugend transportiert. Die Post-Elemente finden sich eher in der Gesamtatmosphäre wieder. Grundsätzlich verlieren ALEYNMORD den Black-Metal-Fokus auf “The Blinding Light” nie aus den Augen.

“The Blinding Light” – Klare Empfehlung

Unterm berühmten Strich bleibt ein bockstarkes Album, dessen beachtliche Qualität leider nur unter der Verwendung eines Drumcomputers etwas leidet. Zwar ist dieser so analog wie möglich produziert und fällt ohne diesen Hinweis vermutlich nicht einmal auf. Hat man den entsprechenden Passus in den Credits erst einmal zur Kenntnis genommen, ist es an einigen Stellen schwer, dieses Bewusstsein zu verlieren. Das soll final aber nicht daran hindern, die herausragende Leistung von ALEYNMORD auf “The Blinding Light” zu honorieren. Denn dieses Album ist ein Diskographie-Auftakt, von dem viele Newcomer nur träumen können.

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21.07.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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10 Kommentare zu Aleynmord - The Blinding Light

  1. Nether sagt:

    Ach jaaa, die Vettern und Cousinen von Angelo Sasso.
    Die Liste der Bands, die Drum Computer verwenden/verwendet haben ist lang. Mal ist der Sound beabsichtigt, mal aus der Not gebohren und manchmal hört man es schlicht nicht.
    Limbonic Art, Summoning, Samael, Mysticum, Darkspace, Lifelover, Lunar Aurora, Craft, Aosoth, Anaal Nathrakh, Blut Aus Nord, Thorns, Mortician, … usw. usf.
    Mich stört es bei obigem Beispiel zum Beispiel überhaupt nicht.
    Worüber ich allerdings noch eine Nacht schlafen muss, ist der Gesang.

  2. motley_gue sagt:

    Ich kannst ad hoc für mich sagen: nix für mich. Wer sich daran aber ergötzen kann, hat definitiv was Originelles mit Alleinstellungsmerkmal.

  3. BlindeGardine sagt:

    Rein instrumental ganz cool, schön atmosphärisch. Was dallerdings ziwschendurch als „Gesang“ reinquiekt ist…nun ja…nicht für mich. Kenne bisher aber auch nur den obigen Song, wenn das aber auf Albumlänge so ist und vielleicht sogar noch präsenter als oben, dann muss ich trotz cooler Musik wohl eher passen.

  4. motley_gue sagt:

    Gesanglich wohlgemerkt. Instrumental find ich das spannend.

  5. Stormy sagt:

    Schließe mich den vorangehenden Kommentaren an.

  6. nili68 sagt:

    Der Gesang wäre ab und zu mal okay und originell, aber wenn der die ganze Zeit ist.. was die anderen hier geschrieben haben.
    Allerdings finde ich jetzt auch bei er Musik nichts Außergewöhnliches. Atmospheric/Post Black Metal halt, wie es ihn im 10er-Pack bei Aldi gibt..

  7. pentatonik sagt:

    Gesanglich ist das auch nicht meins, von den Texten her ist nicht allzu viel zu verstehen.
    Musikalisch und und atmosphärisch kommen sie nicht an WITTR ran. Gitarren überladen sich ziemlich. Ob Drumcomputer oder originales Geholze ist heutzutage ziemlich Wurst. Man hört da keine Unterschiede mehr bei den vielen Möglichkeiten.
    Es gibt sicher viele Bands die ihren Schlagzeuger auf dem Bandbild haben aber im Studio beschissen haben und alles programmiert ist.

  8. der holgi sagt:

    gewiss, an WITTR kommen sie nicht ran, aber irgendwie hat die Mucke was, wenn man das erste Kichern über diese Art Gesang einmal weggesteckt hat, ist man irgendwie „gefangen“, aber ernsthaft, ich würde mich nicht trauen, diese Musik Anderen vorzuspielen 😀

  9. nili68 sagt:

    Ich würde die eher mit Deafheaven vergleichen, natürlich ohne deren Klasse zu erreichen, Hipster hin oder her..

  10. Sylverblack sagt:

    Glaube der Gesang ist Gewöhnungssache. So überfordert war ich damals, glaube ich, als ich das erste Mal Growls und Screams und Shouts gehört habe. Man gewöhnt sich daran und lernt das iwann zu schätzen. Dennoch hab ich darauf ehrlich gesagt keinen Bock. ^^‘