Barzel - Born To Destroy Amalek

Review

„Amalek“ leitet sich nach biblischer Geschichte vom Stamm der Amalekiter ab, die ebenso wie die Hebräer an den Ländereien des heutigen Israels interessiert waren und dafür kämpften. Im weiteren Verlauf kam es schließlich zur Ausrottung dieses Volkes unter König Saul, andererseits wurden die Amalekiter zu wiederkehrenden Figuren in der jüdischen Geschichte, und werden seit langer Zeit generell mit den Feinden Israels assoziiert.

„Born To Destroy Amalek“ – diese Schicksalshaftigkeit und der daraus resultierende Heilige Krieg findet sich ebenfalls in diesem Kontext. Moses und sein Volk mussten sich beim Auszug aus Ägypten gegen die Amalekiter verteidigen, woraus die Erbfeindschaft mit Amalek und seinen Nachkommen resultierte. Aber rein theoretisch – und ohne hier weiter ins Detail zu gehen, schließlich bin ich weder jüdischer Gelehrter noch Theologe – obliegt es ‚dem‘ Gott selbst, endgültig über die Feinde zu richten. Eine komplette Auslöschung von Amalek, wofür es auch jeweils stehen möge, könne also niemals alleine in der Hand des jüdischen Volkes liegen.

Auf wen „Amalek“ bei BARZEL gemünzt ist, erkennt man schnell am Song „This Land Is Our Land (Greater Israel)“. Ich muss zugeben, mir war bisher nur die Gegenseite in Form von MUSLIMGAUZE bekannt. Der war zwar selbst kein praktizierender Moslem und hat nie palästinensischen Boden betreten, setzte sich aber sehr symbolkräftig für Palästinas Sache ein. Dass es in der äußerst dünn besiedelten israelischen Industrial/Noise-Szene so etwas wie einen Kontrahenten gibt, wusste ich bisher nicht.
Das Thema bei BARZEL ist also fest abgesteckt: Es geht um die Feinde und um Rache. Und darum, dass dieser Kampf nur eine Wahrheit kennt.

BARZEL vertont seine Gedanken mit Zitatfragmenten, Störfrequenzen und einer Vielzahl subliminal wabernder Bassflächen. Es ist ein sehr experimentell ausgelegtes Album, bei dem es wohl weniger um Emotionen geht, als mehr um die Sache ansich. Auf „Born To Destroy Amalek“ soll nichts herausgearbeitet werden, denn die Marschrichtung wird sehr genau definiert. Man könnte es eher dahingehend interpretieren, dass die Natur dieser Sache – nämlich die Frage um die rechtmäßigen „Besitzer“ des Staates Israel – und die Brutalität des Kampfes darum vertont werden. Freunde von Noise und Projekten wie SÜTCLIFFE JUGEND, NAVICON TORTURE TECHNOLOGIES oder MERZBOW dürften sicherlich Gefallen daran finden, ansonsten wird sich der Hörerkreis auf ein Minimum beschränken. Mir fehlt, trotz des experimentellen Anspruchs, einfach das atmosphärische Rückgrat beim Album.

Was die Thematik betrifft: Ich will mir nicht anmaßen, eine Stellung zu beziehen, oder über die Intentionen von BARZEL zu urteilen. Er wird zumindest wissen, worum es ihm geht, schließlich lebt er in Israel. Aber egal ob man nun Atheist oder gläubig ist, oder sich einer Interessengemeinschaft oder einem Volk verbunden fühlt: Der Begriff des „Heiligen Krieges“, ganz egal aus welcher Perspektive, bleibt äußerst kritisch. Ob Kriege, Verbrechen oder Heldentaten – sie alle fangen mit den besten Absichten an. Wo jedoch das Blutvergießen beginnt, ist die Unschuld stets das erste Opfer.

24.04.2008

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