C.R.O.W.N - Natron

Review

Dass „Natron“ ganze zwei Monate vor seinem offiziellen physischen Release bereits über Spotify verfügbar gemacht wurde, ist wohl genauso Ausdruck des sich verändernden Musikgeschäfts wie der Umstand, dass C.R.O.W.N in sozialen Netzwerken in Sachen Follower und Video-Views immer noch im niedrigen vierstelligen Bereich rumdümpeln. Dabei hätte gerade dieses französische Duo weitaus mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihnen Candlelight Records anscheinend im Stande zu geben sind. Vor zwei Jahren ließ das Debut „Psychurgy“ erahnen, mit welchem Instinkt S.A. und P.G. Doom mit Industrial zu verbinden wissen; „Natron“ lässt diese Ahnung Gewissheit werden.

Der eigens gewählten Genre-Beschreibung Industrial Sludge Doom Drone Electro Psyche Progressive Music (sic!) im Schubladenformat Herr zu werden ist zwar hoffnungslos aussichtlos, sie trifft aber den Kern aller Pole, zwischen denen sich C.R.O.W.N für „Natron“ noch ausgewogener zu bewegen lernten. Mit traumwandlerischer Sicherheit bedient sich das Duo der Pionierarbeit von GODFLESH, KILLING JOKE, ISIS, FIELDS OF THE NEPHILIM und der bleichen Minimalisten-Melodik früher KATATONIA und hieven ihren „Psychurgy“-Sound auf die nächste Ebene. Konnte dem Vorgänger Eindimensionalität (wenn auch auf hohem Niveau) attestiert werden, schöpft „Natron“ sein Potential digitaler Zerstörung voll aus. CROWN erweisen sich als gefestigte Könner darin, mit zumeist simplen Riffs, Rhythmen und Melodien ein erdrückendes Gefühl steriler wie düsterer Drohkulissen aufzubauen, nur um sie mit einem Mal durch erschütternde Gitarren-Kolosse niederzureißen. Der mechanische Marsch in „Serpent“ hält seinem epischen Finale ebenso wenig Stand wie „Wings Beating Over Heaven“ seinem Blast-Beat-Furor, „Apnea“ bestialischer Vocal-Untiefe oder „Tension Of Duality“ dissonantem Palm-Mute-Abriss.

Dass C.R.O.W.N mit ihrem bislang ungewöhnlichsten Song „Fossils“ einen beschwingten Elektro-Rocker der hypnotisierenden Slo-Mo-Rhythmik von „Natron“ entgegenstellen, ist ihrem verbreiterten Spektrum konsequent angemessen. Das schleichende Gefühl, der von Khvost (GRAVE PLEASURES/ex-BEASTMILK) intonierte Track hätte doch besser zu eben einer jener Bands gepasst, verfliegt aber auch nach Dauerrotation nicht. Zumindest befindet sich Khvost in illustrer Gesellschaft, denn neben ALCESTs Neige steuert auch ZATOKREVs Frederyk Rotter zu „Natron“ bei, letzterer sogar dauerhaft als dritter Live-Gitarrist. Diese Schallwucht sollte man sich auf der anstehenden Europa-Tour, der ersten größeren C.R.O.W.Ns ausserhalb der heimischen französischen Region, auf keinen Fall entgehen lassen.

09.08.2015

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